LGBTs vor CisHets?

  • Hey, dieser Titel mag jetzt unsinnig oder provozierend klingen, aber so meine ich das gar nicht. Ich habe letztens mit einem Kumpel darüber geredet, dass es bei mir so ist, dass ich zu Leuten aus der queeren Community eine Verbindung aufbauen kann, die ich zu nicht-LGBTs nicht habe. Und das liegt meines Erachtens tatsächlich an diesem einen Thema, dem Queer-Sein. Wenn man so aufwächst, manche Erlbenisse vielleicht teilt und generell dieses Thema besser nachvollziehen kann, wo "CisHets" einfach das gewisse Etwas fehlt. Das verbindet irgendwie, da ist so ein unausgeprochenes Element, das einen einander näher bringt. Ich kann das auch gar nicht richtig beschreiben, aber vielleicht spürt ihr das ja auch und versteht mich... Ich kann einfach unter LGBT Leuten mehr ich selbst sein und über meine Gedanken und Gefühle sprechen, weil ich denke, sie verstehen es eher, weil sie ähnliches durchlebt haben. Und daher bin ich lieber mit queere Menschen befreundet, bzw. befreunde mich automatisch enger mit ihnen.

    Wie ist das bei euch so? Kennt ihr diese Gefühle oder ist es euch gänzlich fremd?

  • Also, speziell darauf bezogen kenne ich es nicht - weil ich nur eine einzige queere Person persönlich kenne - aber ich war früher ab und zu bei einer Art Begabungsstützpunkt. Da haben sich also Leute getroffen, die alle nachweislich viel mit z. B. Musik oder Zeichnen zu tun hatten, und tatsächlich bin ich mit denen immer viel schneller ins Gespräch gekommen und hab mich mehr auf der gleichen Wellenlänge gefühlt als bei irgendwelchen beliebigen Gleichaltrigen.

    Also, ja, das kann ich nachvollziehen.

  • Klingt für mich logisch und auch nachvollziehbar, kann ich für mich selbst, zumindest in Bezug auf LGBT* aber nicht bestätigen.


    Ich glaube, für viele Menschen ist das Thema LGBT* ein sehr Elementares, welchen immensen Raum in ihrem Leben und ihren Gedanken in Anspruch nimmt, daher vermute ich, dass dadurch dann Gefühle wie bei dir aufkommen, wenn sie auf Menschen treffen, die dies miteinander teilen. Für mich selbst ist das Thema nur semi-relevant. Meistens hab ich es auch gar nicht wirklich auf dem Schirm, und ich setze mich wenig mit meiner Sexualität und LGBT* auseinander, weil ich das Gefühl habe, dass ich das nicht (mehr) brauche und dass es mir mittlerweile nicht wichtig ist. Ich spreche zwar viel mit meiner Partnerin darüber, bin also quasi ja non-stop mit meiner Bisexualität konfrontiert (😂), sehe täglich hier im Forum vorbei, denke selbst aber kaum darüber nach.


    Interessanterweise kann ich jedoch in Bezug auf ein anderes Thema sehr gut nachfühlen, was du meinst. Ähnlich geht es mir bei Menschen, die einen sozialen Background haben, sprich, die irgendwas mit Pädagogik, Soziale Arbeit, Psychotherapie etc zu tun haben. Ich denke, dass es hier ganz ähnlich ist wie ich oben geschildert habe. Ich habe das Gefühl, mit diesen Menschen etwas zu teilen und mich besser mit ihnen austauschen zu können, da sowohl gleiche Interessen wie auch (meistens) ein ähnliches Mindset vorliegt. Das heißt nicht, dass ich Menschen die nicht im Sozialen Bereich tätig sind als weniger interessant oder "schlechter" erachte, nur fällt es mir teilweise eher schwerer, mit ihnen zu connecten, weil die Interessensschwerpunkte anders verteilt sind, Gespräche dadurch nicht so flüssig verlaufen (können), oder ich das Gefühl habe, nicht so verstanden zu werden.

    final_banner__by_jackloaded1994-dcro8vc.png



    Don't push the river, it flows by itself.

    Barry Stevens


    Gefunden das Wort, aufgegangen das Herz.

    Friedrich Hölderlin

  • Das habe ich tatsächlich auch. Bin Cis/Heteros komme ich meistens überhaupt nicht klar und die mit mir auch nicht.

    Ich kann jetzt nicht genau sagen, woran es liegt, aber meistens fühle ich mich in deren Nähe einfach total unwohl und nehme immer viel Abstand von ihnen. Ich weiß weder, über was ich mit ihnen reden sollte, noch wie. Aber bei Leuten aus der LGBTQ+ Community gibt es da gar keine Probleme. Da wird direkt miteinander gesprochen und sich verstanden.


    Manchmal glaube ich, das liegt einfach nur am Auftreten. Die meisten aus unserer Community sind eher vorsichtig. Die Cis/Heteros meistens das genaue Gegenteil. Heißt, während die schon voll dabei sind und aus ,,Spaß" auch mal dumme Kommentare geben, stehe ich noch da, versuche sie einzuschätzen und komme mir dann beschissen vor, wenn die falsche Aussage geflogen kommt. Gestern erst wieder passiert. 😐

  • Für mich persönlich trifft das überhaupt nicht zu.

    In meinem Freundeskreis befindet sich aktuell bis auf mir keine Person, von der ich wüsste, dass da irgendein ganz klarer LGBTQ+ Hintergrund besteht, aber wenn ich genau darüber nachdenke, dann weiß ich auch schlicht nicht, ob es den doch gibt - Sexualität ist einfach kein Thema, über das ich sonderlich viel mit Freunden rede und wenn doch, geht es meistens um entweder sehr allgemeine oder sehr spezielle Dinge, in deren Kontext man in beiden Fällen irgendwie nicht unbedingt hinterfragt, wie die Orientierung nun tatsächlich aussieht.


    Die Freundschaften zu LGBTQ+Personen, sie ich bisher hatte, waren da aber auch nicht viel anders, wenn auch oftmals sehr viel distanzierter, eben weil die Freundschaft dann oft nur daraus entstand, dass man sich über entsprechende Themen kennen lernte und unterhielt, ohne dass es darüber hinaus besonders verbunden war - die einzige Ausnahme war da Jemand, der zu einer festen Beziehung wurde und da ist es ja ganz natürlich, dass das dann eine besonders enge Form der Freundschaft war.


    Generell muss ich aber auch sagen, dass ich im realen Leben selten in Situationen komme, diese Themen beim Kennenlernen von Menschen auf dem Plan zu haben - ich oute mich für Trans schon lange nicht mehr und für meine Sexualität in der Regel nur, wenn das Thema so direkt aufkommt, dass man einfach klarstellen muss, wie man orientiert ist, wenn man eben nicht lügen will. Ansonsten gehen solche privaten Dinge über mich in meinen Augen erstmal einfach Niemanden etwas an und wenn ich ehrlich bin, wären mir Leute vermutlich auch suspekt, die mir solche Informationen über sich geben, bevor ohnehin schon sowas wie eine Freundschaft entstanden/gerade am entstehen ist.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Wenn man auf leute trifft, mit denen man irgendwie gleich getaktet ist, kommuniziert man einfach leichter als bei leuten, die offenbar nur schwerlich das verstehen was man ihnen sagt. Man kommt schneller auf einen gemeinsamen nenner.


    Allerdings bin ich auch nicht der typ mensch, der zaudert und erst einmal aus einer gewissen distanz eine situation analysiert, ob man mit leuten im gespräch gerade auf einer ebene ist. Man merkt ohnehin irgendwann, was sache ist. Und manchmal findet man sich sogar in einer solch kuriosen situation, dass man gerade mit denen, zu denen man bei treffen und gesprächen keinen direkten draht fand, längeren kontakt hat.

  • Kommt mir ebenfalls bekannt vor.

    Ich habe mehr Freunde die nicht auf irgendeine Art zur Community gehören und, versteht mich nicht falsch ich habe sie echt sehr lieb, aber bei manchen Themen hab ich das Gefühl es ist schwerer.

    Ich kann mit ihnen über Dinge wie Coming Out, politische Ungerechtigkeit und was weiß ich, was noch zu LGBTQ+ gehört reden, aber es hat immer irgendwie eine Art schwere, während ich mit Freunden die zur Community gehören solche Themen viel leichter besprechen kann.

    Mir geht es also ähnlich, dass ich mit jemanden aus der Community leichter umgehen kann, als mit meinen anderen Freunden. So blöd das halt auch ist 😬