Outing heutzutage noch nötig?

  • Hey Leute, ich habe mal ne allh´gemeine Frage an euch. Findet ihr dass heutzutage, also in 2019, das Coming-Out bzw. das Outing überhaupt noch nötig ist? :S ich fände es ganz cool, wenn wir darüber ne kleine "Diskussion" machen könnten, also ich würde sagen, dass man das schon noch braucht, zumindest auf dem Dorf, weil wenn man dort halt plötzlich Hand in Hand mit nem anderen Mädchen rum läuft würden schon ein paar komische Kommentare kommen. Oder bei uns in der Familie treffen wir uns eben ab und zu und da bringen meine Cousin's ihre Freundinnen auch mit und ich denke wenn ich da meine Freundin (die ich nicht habe:D;() mi bringen würde, würden auch viele Fragen, warum ich dass denn nicht gesagt habe. Also daher meine Frage, wie sieht das bei euch aus und findet ihr Outings noch nötig?

    Ich freue mich rießig über eure Antworten,

    LG Sophie

    Stay positive, irgendwann wird alles wieder gut! Fühlt euch geknuddelt 🤗

    Könnt euch gerne bei mir melden wenn ihr Redebedarf habt 🙃

  • Ich finde es auf jeden Fall wichtig, offen damit umzugehen, also es nicht bewusst zu verheimlichen oder auf Nachfrage zu verleugnen, um Sichtbarkeit zu schaffen.

    Ich sehe aber keinen Sinn darin, jedem ungefragt unter die Nase zu reiben, dass ich lesbisch bin. Wenn man es z.B. guten Freunden ungefragt sagt, weil man einfach darüber reden möchte und eventuell auch Probleme hat, bei denen man Hilfe braucht, finde ich das natürlich absolut in Ordnung. Aber wenn ich es grundlos jedem in meinem Umfeld erzählen würde, hätte ich das Gefühl, dass ich mich irgendwie dafür rechtfertigen oder entschuldigen muss. Und das sehe ich nicht ein.

    Wenn ich mal eine Freundin habe und jemand dann darüber erstaunt ist, ist das eben so, aber für mich ist das ja vom Prinzip her nichts anderes als wenn ich nen Freund hätte, und so möchte ich das auch rüberbringen.

    Die einzigen Menschen, bei denen ich der Meinung bin, dass sie es wissen sollten und wo ich mich immer noch ein bisschen schwer tue, sind meine Eltern. Ich weiß immer noch nicht, ob sie wissen bzw. sich denken können, dass ich lesbisch bin. Aber da ich trotzdem super mit ihnen klarkomme und mir sicher bin, dass sie im Fall der Fälle höchstens erstaunt wären, aber kein Problem damit hätten, ist das für mich so okay, vor allem weil ich sowieso nicht mehr bei ihnen wohne.

    Bei allen anderen Leuten handhabe ich es so, dass ich es eben sage, wenn ich gefragt werde, oder es indirekt sage, wenn es gerade in den Kontext passt. Bei manchen Leuten weiß ich gar nicht, ob sie es wissen oder nicht, aber das spielt meiner Meinung nach auch eigentlich gar keine Rolle.

  • Guten Abend ihr alle^^

    Also ich persönlich halte ein Outing für nicht sehr nötig. Man kennt ja das Argument "Heteros outen sich auch nicht", aber damit will ich auch gar nicht ankommen. Ich finde es aber persönlich nicht wirklich wichtig zu sagen, dass ich eben als Frau auf Frauen stehe. Wenn ich das meinen Eltern sage, dann würde nur sowas wie: Schön, na und? zurückkommen oder eben ein einfaches "Okay!" Also es würde nicht viel ändern, außer, dass sie es direkt von mir gehört haben. Das hat mir im Endeffekt aber nicht viel gebracht, weil sie es dann einfach wissen. Also in der Hinischt finde ich es nicht nötig.

    Was ich allerdings wichtig finde ist, wenn man jetzt eine Beziehung hat. Dabei ist es egal, welche Sexualität du hast. Wenn man den Eltern sagt: Das ist mein Freund/meine Freundin, dann werden sie ja selbst sehen wie der Hase läuft. Und ob man jetzt Bi/Homo/Pan etc. ist kann dabei doch egal sein. Hauptsache die Familie oder auch gegebenenfalls Freunde (falls man es erzählen will) wissen, dass man mit der Person zusammen ist oder eben nicht. Dabei spielt die Sexualität aber für mich keine Rolle. (Ist natürlich nur alles meine Meinung!)

    Manchen Menschen ist das aber leider nicht gegeben und die Verwandten sind eben nicht so verständnisvoll. Wenn man sich dann outet, hat man einen Grund zum diskutieren und da besteht vermutlich eher Gesprächsbedarf über das ganze Thema, als mit toleranten Eltern, denn die können das weniger nachvollziehen. Das soll jetzt aber nicht heißen, dass man sich zwangsläufig bei intoleranten Erziehungspersonen outen soll, um sich zu streiten, nur damit man meine Aussage nicht falsch auffässt.

    Insgesamt denke ich aber einfach, dass ein Outing als persönliche Beschreibung keinen großen Wert hat. Es spielt für mich eher eine Rolle, mit wem man zusammen es, wenn man einen Partner hat. Und wenn mich jemand direkt fragt, ob ich gay bin, dann antworte ich eben ganz einfach und stelle klar, wie es ist. Da gibt es gar nichts einzuwenden. Man sollte sich nämlich nicht damit verstecken, das bringt doch nichts. Von mir aus sollen die Leute auch komisch gucken, wenn ich jemals mit einer festen Freundin wo hin gehe. Die Blicke und Kommentare sind mir vollkommen egal. Ist ja nicht mein Problem, wenn sie sich über nichts aufregen können, als ein Paar, was sich einfach nur zusammen öffentlich bewegt.

    Also das ganze zusammengefasst: Ein Outing ist nicht wirklich nötig (es sei denn man muss dringend darüber reden) und man sollte eher eine Beziehung outen, egal mit welchem Partner.

    **•̩̩͙✩•̩̩͙*˚ I didn't come for a fight, but I will fight 'til the end ˚*•̩̩͙✩•̩̩͙*˚*

  • Also ich mach da mal einen Unterschied.
    Wenn es nur um das Outing bezüglich der Sexualität geht finde ich das total unnötig. Generell kann es ja den anderen egal sein auf wen oder was ich stehe. Und spätestens, wenn ich eine "nicht-heterosexuelle" Beziehung führe, merken die es ja.
    Ich handhabe es so wie weirdo . Wenn es im Gespräch irgendwie zur Sprache kommt, dann sage ich, dass ich pan bin. Wenn nicht dann nicht. Es bringt weder mir noch den anderen was, wenn ich jetzt alle versammel und es verkünde. Was soll dann passieren? Dann verstehen die es oder eben nicht, das wird aber meine Partnerwahl und so nicht beeinflussen xD ist ja deren Problem wenn die nicht damit klar kommen.
    Und bei deinem Beispiel auf dem Dorf. Was wäre anderes, wenn es die Leute gewusst hätten? Dann hätten die sich doch genau so gewundert, dass du lesbisch bist und darüber getuschelt. Die hätten es nur auf ne andere Art erfahren.
    Ich fand und finde ein Outing zur Sexualität einfach unnötig.
    Ein bisschen anderes sehe ich es, wenn man sich z.B. als trans outet. Dann betrifft es einen selber und das Umfeld schon direkter. Dann möchte ich als transexuelle Person z.B. anderes genannt werden, vielleicht eine Therapie und Behandlungen beginnen, als das andere Geschlecht wahrgenommen werde usw. Da kommen viele Dinge auf einen zu. Zwar betrifft es auch dort die Bekannten nicht so direkt (außer, dass sie jetzt n anderen Namen nehmen müssen oder so xD), aber dann trifft es mich persönlich. Und das Outing bringt mir etwas.

    Hoffentlich habe ich jetzt alles gesagt xD es ist schon spät...mein Gehirn will nicht mehr

    LG Alex

    memories and relationships are like shackles that ultimately lead to your downfall! - Nezumi

  • Also ich finde ein outing heutzutage bzw schon immer ziemlich unnötig bzw erniedrigend.

    Es ist in gewisser Weise, dass man sich rechtfertigen muss für das was man ist. (I mean wie Shirotani-chan geschrieben hat mit z.B Trans-Personen ist ein outing wahrscheinlich hilfreich, weil man als das Gecshlecht als das man sich sieht bzw fühlt anerkannt werden möchte.)

    Wenn man jetzt sagt ja hi ich stehe auf Frauen oder hey ich stehe auf Männer wäre es doch in gewisser Weise wenn man jetzt sagt hey ich mag Kekse.

    Man 'gesteht' in gewisser weise dass man etwas mag und dafür sollte man sich nicht rechtfertigen müssen.

    Man sieht, dass jemand Kekse mag, weil diese Person oft Kekse isst.

    Aber diese Person muss nie gesagt haben, dass sie Kekse mag und sie deshalb isst. Man weiß, wenn jemand viel Kekse isst, dass diese Person Kekse mag und ich denke man weiß jetzt worauf ich hinaus will oder? XD

  • Ich seh's eigentlich genau wie Shirotani-chan . Ein outing, dass die Sexualität betrifft empfinde ich nicht als nötig oder wichtig, da meine Sexualität und mein Liebesleben eigentlich niemanden was angeht. Sollen doch die anderen denken, was sie wollen. Ich verurteile ja auch niemanden, weil er gerne Fisch isst oder Vegetarier / Veganer ist. Jedem das seine eben. ^^

    Anders ist es ja bei transsexualität oder genderfluid. Da sieht man ja auch mehr oder weniger eine Veränderung. Ich mein, wenn du z. B. die ganze Zeit eine Frau bist und dann heimlich deine Therapie usw anfängst und später dann ohne zu was zu sagen als mann vor allen stehst, gibt das ein... Naja, seltsames bild. Außerdem will man ja auch dann anders gesehen und genannt werden. Und da kommt ein outing eben gut, wenn vorher dein Umfeld, das mit dir zu tun hat, bescheid weiß. Dann können die sich wenigstens darauf einstellen und lernen damit umzugehen.


    Naja meine meinung eben zum thema outing. Letztendlich ist es aber auch die eigene Entscheidung. Wenn man sich mit einem outing im Bezug auf die Sexualität wohl fühlt, dann ist das ja auch gut so. Aber mir persönlich ist es egal, ob die Leute wissen, daß ich bi bin oder nicht. Geht die meiner Meinung nach nichts an. :)

  • Wie du schon sagtest:

    ....Findet ihr dass heutzutage, also in 2019, das Coming-Out...

    Wir leben nicht mehr im Jahr 1920. Jeder sollte mindestens ein wenig verständnis dafür aufbringen, dass es nicht nur Liebe zwischen Mann und Frau oder Mensch und Objekt gibt...


    Leider ist das bei vielen Menschen noch nicht angekommen....


    Ich finde es ist nicht nötig, aber viele die es nicht tun stehen unter einen enormen Druck...

    Warum auch immer... Wenn man sich Outen möchte ist das vollkommen in Ordnung, auch wenn man davor angst hat.
    Für diese Personen gibt es dann uns als Community die einen auf dem Weg begleiten.


    Ich habe mich geoutet aber gehe damit nicht hausieren...

    Das, glaube ich, nervt die Heteros am meisten...

    Heteros gehen ja auch nicht überall hin und sagen, dass die Heteros sind, oder?


    Extrem lange rede und kein Sinn xD


    Ich finde es nicht nötig, außer man möchte es von sich aus.

    Viele Grüße

    dein freundlicher Admin von nebenan.


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    (Albert Einstein)

  • Hmm also ich fände es zwar echt schön wenn man kein Outing bräuchte, wenn man einfach plötzlich mit seinem Freund / seiner Freundin kommen könnte und es keinen interessieren würde, aber meiner Meinung nach sind wir davon noch lange entfernt. Klar man muss nicht auf die Straße geben und jedem x-beliebigen Menschen ne Regenbogenflagge ins Gesicht werfen und man muss sich auch längst nicht mehr in der Schule vor die Klasse oder bei der Arbeit vor die Arbeitskollegen stellen und jedem erklären wie man nun festgestellt hat, dass man nicht hetero ist, wenn man nicht explizit danach gefragt wurde.... aber ich finde es gibt immernoch eine Personengruppen bei der meiner Meinung nach ein Outing auch in 2019 und vermutlich noch 2030 nötig und auch sinnvoll ist. Und das ist ganz klar die Familie.


    So scheiße ich das auch finde, man geht eigentlich immer erst einmal davon aus, dass jemand hetero ist (es sei denn man entdeckt Anzeichen dass das nicht so sein könnte) und wenn man dann nie mit der Familie drüber gesprochen hat und dann plötzlich seine Freundin mitbringt, raubt man allen Beteiligten die Möglichkeit das irgendwie zu 'verarbeiten'. Und das finde ich nicht fair, weil besonders viele Eltern einfach eine gewisse Zeit brauchen um das komplett zu akzeptieren. Die meisten von uns brauchten ja auch diese Zeit das alles zu verarbeiten, war ja wohl bei den wenigstens so, dass sie morgens aufgewacht sind mit dem Gedanken 'ich bin jetzt gay und damit ist das Thema gegessen', sondern auch man selbst braucht da seine Zeit, wieso also der Familie diese Zeit nicht geben?

  • .... aber ich finde es gibt immernoch eine Personengruppen bei der meiner Meinung nach ein Outing auch in 2019 und vermutlich noch 2030 nötig und auch sinnvoll ist. Und das ist ganz klar die Familie.

    Leider wird das vermutlich immer nötig sein... Und auch, dass sich dafür rechtfertigen...

    Leider... Aus dem Grund mache ich jetzt schon zum dritten mal beim CSD mit um das "anders sein" zu einen normal sein zu bewegen... auch wenn das nie klappen wird... Aber ich kann von mir behaupten, dass ich dazu Beitrage.



    wieso also der Familie diese Zeit nicht geben?

    Das ist halt die Frage... Sind deine Eltern homophob? Würden die einen (in meinen fall) Jungen im Haus dulden, bei dem Sie wissen, dass mehr als nur Zocken ist? Ich kann diese Ansichtsweise nicht verstehen. Ich bin jetzt Onkel geworden. Das Kind meiner Schwester wird mit einem schwule Onkel auswachsen. Erinnert mich extrem an das Lied "Same Love". Auszug aus dem Text: "When I was in the 3rd grade I thought that I was gay 'cause I could draw, my uncle was and I kept my room straight". Wie auch immer... Er wird wissen, dass es nicht nur liebe zwischen Mann und Frau gibt. Und das macht mich jetzt schon extrem froh...


    Ich würde meiner Familie das auch sagen wollen, aber nicht, wenn die sätze wie: "Die ganzen Schwuchtel sollte man vergasen!" raushauen. Weil dann habe ich als Kind auch Angst mich als Homo/Whatever zu outen...

    Viele Grüße

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  • Erythrozyten
    ich finde, dass die Familie keine Ausnahme zu deinen anderen Menschen in meiner Umgebung darstellt.
    Ob meine Eltern nun vorher wissen ich könnte mit ner Freundin nach Hause kommen oder ob ich einfach eine Freundin mitbringe: das Ergebnis bleibt gleich. Sie würden erfahren, dass ich auch auf Frauen stehe. Meine Eltern wissen, dass ich pan bin, aber auch nur weil das mal in einem Gespräch mit meiner Mutter irgendwann zu Sprache kam. Aber ich hätte mich nie vor ihnen hingestellt nach dem Motto "Mama, Papa, ich muss euch da mal was sagen". Ich wusste bei meinen Eltern, dass es sie eh null interessiert ob ich lesbisch, bisexuell, pan oder sonst was bin. Schließlich bin ich mit der Person zsm und nicht die beiden. Sie wollen an erster Stelle, dass ich glücklich bin. Und dabei ist das Geschlecht von meinem Partner doch total egal. Sowohl Frauen, als auch Männern können n Arschloch sein xD
    Und wenn ich gewusst hätte, dass meine Eltern eh dagegen sind, dann hätte ich mich halt auch nicht geoutet.
    In beiden Fällen finde ich es halt unnötig. Man sollte sich nur outen, wenn man das selber gerne möchte (aus welchen Gründen jetzt auch immer) und nicht um andere "darauf vor zu bereiten"
    Auch meine Eltern haben nichts mit meinem Liebesleben zu tun und es kann ihnen herzlich egal sein, welches Geschlecht mein Partner hat^^

    Außerdem würde ich diese "Zeit sich selber über die Sexualität klar werden" und die "Zeit, die die Familie vielleicht brauchen könnte" nicht vergleichen oder gleichstellen. Wenn ich selber noch nicht weiß, ob ich bi, lesbisch, schwul, pan, asexuell, hetero oder was auch immer bin, dann muss ich mir über meine Gefühle klar werden. Ich brauche Zeit um mich selber zu hinterfragen, vielleicht Informationen zu sammeln (was gibt es überhaupt für Sexualitäten und was könnte auf meine Situation passen etc.) und auch darüber nachdenken. Man muss die Antwort erst finden.
    Den Eltern wird einfach nur eine Tatsache geliefert: "Ich bin lesbisch (oder was auch immer". Und entweder sie akzeptieren es, tolerieren es, lehnen es ab oder was auch immer. Es ist vielleicht neu und ungewohnt, aber nichts wofür ich meinen Eltern extra Zeit/Vorlauf geben würde, nur damit ich irgendwann ne Freundin mit nach Hause bringen kann

    memories and relationships are like shackles that ultimately lead to your downfall! - Nezumi

  • Ich halte ein Outing eigentlich generell für völlig überbewertet. Bzw. finde ich die Situation eines Outings auch völlig absurd, weil es zwei Annahmen voraussetzt, die völlig subjektiv nur für den sich Outenden existieren.


    Die erste Annahme ist, dass die andere Person überhaupt interessiert, welche Orientierung man hat - und aus der Annahme, es müsse den Anderen interessieren, resultiert dann auch gleichzeitig so eine Bewertungs-Erwartung nach dem Motto 'Ich habe dir jetzt gesagt, mit wem ich potenziell schlafe, jetzt hast du mich dafür auch bitte zu bewerten'. Diese Bewertungserwartung wäre aber im Grunde nicht nötig, wenn man eben nicht davon ausgeht, den Gegenüber muss Alles interessieren/Etwas angehen. Outings sind eigentlich das Konzept davon, eine Frage zu beantworten, die in Wahrheit Niemand gestellt hat - außer Jemand stellt einem die Frage tatsächlich, aber dann ist es ja auch irgendwie schon kein Outing mehr.


    Die zweite Annahme, die Outings so absurd macht, ist das, was man zwischenmenschlich dabei implizit, das Outing überhaupt zu machen. Man verspricht sich ja das Ergebnis, dass ein Outing besser aufgefasst wird, als das reale Bemerken der Orientierung. Wenn man es ganz wesentlich auf den Punkt bringt und etwas überspitzt, dann heißt das nichts Anderes, als den Anderen für so viel weniger aufgeklärt zu halten als man es selbst ist, dass man ihn vorwarnen muss, bevor er Etwas bemerken könnte. Ich glaube, das ist eine passive Form von Arroganz, die genau das Gegenteil bewirkt, denn die Situation eines Outings ist doch sozial viel übergriffiger, als es Jedes passive Bemerken sein könnte, in das man nicht direkt involviert wird und die meisten Menschen, die wirklich so viel weniger aufgeklärt sind, könnten auch besser damit umgehen, Etwas zu ahnen/zu bemerken, wenn sie eben nicht direkt konfrontiert werden.


    Wenn Jemand das Bedürfnis hat, sich zu outen, dann soll Derjenige das machen, aber ich sehe keinen positiven Zweck darin, das in der üblichen Variante zu tun.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

    Einmal editiert, zuletzt von JohnDoe ()

  • Die erste Annahme ist, dass die andere Person überhaupt interessiert, welche Orientierung man hat - und aus der Annahme, es müsse den Anderen interessieren, resultiert dann auch gleichzeitig so eine Bewertungs-Erwartung nach dem Motto 'Ich habe dir jetzt gesagt, mit wem ich potenziell schlafe, jetzt hast du mich dafür auch bitte zu bewerten'. Diese Bewertungserwartung wäre aber im Grunde nicht nötig, wenn man eben nicht davon ausgeht, den Gegenüber muss Alles interessieren/Etwas angehen. Outings sind eigentlich das Konzept davon, eine Frage zu beantworten, die in Wahrheit Niemand gestellt hat - außer Jemand stellt einem die Frage tatsächlich, aber dann ist es ja auch irgendwie schon kein Outing mehr.

    Das ist auch einer der Gründe, warum ich klassische Outings nicht mag. Viele scheinen dann ja zu glauben, dass sie als Reaktion darauf irgendwie ihre Toleranz bekunden müssen ("Das ist kein Problem", "Finde ich okay" etc.), was ja sicher in den meisten Fällen auch gut gemeint ist. Aber ich will mir nicht von irgendwelchen Leuten sagen lassen, dass meine Sexualität okay ist, weil ich das erstens selber weiß und das diese Leute zweitens überhaupt nicht zu entscheiden haben. Da wären wir dann wieder bei dem Gefühl, dass ich mich rechtfertigen muss und sozusagen auf die "Erlaubnis" von anderen angewiesen bin.