Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt

  • Ich denke, diese Entscheidungsgewalt würde ich tatsächlich am liebsten ihm überlassen.


    Wenn er es absegnet, dass der Senf genießbar ist, den ich dazu geben kann, dann tu ich das und wenn ich doch zu deutlich bin, um im allgemeinen Sinn des Forums meine Gedanken anzubringen, dann geht das für mich auch völlig klar und würde mich nicht so sehr wundern.


    Ich denke, darüber schreibt man dann ausführlicher, wenn es so weit ist und er sich da genauer Gedanken dazu macht.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Anima Insomnes : Das mit dem Erscheinungsbild und den Pronomen ist auch eins der Probleme. Denn wenn Menschen mich immer an meinen primären und sekundären Geschlechtsorganen einem Geschlecht zuteilen kann ich mich ja anziehen und verhalten wie ich will, mich wird keiner anerkennen. Und das es keine Pronomen gibt (während ja zb. die Staaten mit Pronomen überschwemmt werden) zeigt ja nur das es in Deutschland noch nicht einmal angekommen ist.


    littleBastard : Ich finde es sehr schwierig das du 12 jährige Kinder die sich als Non-Binary bezeichnen nicht ernst nimmst, es gibt ja auch einige Trans* Menschen die es schon in dem Alter merken und (zumindest ich) nehme das ernst. Auch ist die Sache mit den „neu aufkommenden“ Geschlechtern nicht richtig. Es ist wie bei anderen Begriffen in der Community, die Begriffe kommen wieder auf, die Menschen haben etwas womit sie sich identifizieren können einfach weil sie sich vorher mit nichts anderem identifizieren konnten, und irgendwann wird es auch anerkannt. Das war mit keinem der anderen LGBTQI Punkte jemals anders. Ich verstehe auch nicht warum du (so kommt es zumindest rüber) denkst das Genderqueer zu sein nicht genauso das Leben beeinträchtigt wie Trans* zu sein. Es geht auch nicht um die Rollenbilder, die Rollenbilder (gerade was Hobbies etc angeht) sind sich momentan am auflösen, es geht ums Geschlecht. Denn auch wenn Frauen den ganzen Tag nur typisches Männerzeug machen ist es nicht das selbe Gefühl wie selber ein Mann zu sein.


    JohnDoe : Ich selber tue es zwar nicht aber ich kann verstehen warum manche non-binary Menschen Trans* als bekannte Begrifflichkeit vorschieben, man hat einfach nicht immer Lust alles nochmal erklären zu müssen und dabei kommen genau die unangenehmen Fragen auf die bei Trans* Menschen im schlimmsten Fall auch auftreten "Ja, aber bist du dir sicher? Und wie läuft das mit dem Sex? Was ist denn dein primäres Geschlechtsorgan" etc. natürlich kann man das ignorieren, aber manchen Menschen sind einfach nicht so selbstbewusst und sagen dann "Ja, das ist fast wie Trans*, und weil sich momentan keiner traut über Trans* Menschen auszufragen (die Menschen die es nicht wissen denken sie müssten es wissen) hat man seine Ruhe. Und das ist eben auch ein Problem, das Non-Binary in Deutschland weder erkannt noch anerkannt wird. Und ich weiß nicht ob alle Trans* Personen etwas dagegen haben, ich kenne einige die das nicht stört und die sich die Non-Binarys ein bisschen angenommen haben. Ich denke auch anstatt die Non-Binary Menschen aus der Trans* Ecke zu schubsen könnte man sie ja einfach unterstützen, so dass sie irgendwann eben eingeständig stehen können, das hilft dann nicht nur den Trans* sondern auch den Non-Binary.

  • Ich geh einfach Mal auf alle drei Absätze ein, auch wenn mich nur einer davon direkt anspricht.


    Absatz 1: Du gehst hier irgendwie von der Grundannahme aus, deine Geschlechtsorgane würden dein Geschlecht bestimmen und deswegen wäre es eh egal, wie du dich verhältst. Das stimmt absolut nicht. Deine Außenwirkung macht für Andere dein Geschlecht und da kann ich dir Trans Mal wieder als Beispiel anbieten, denn es hat seinen guten Grund, warum Transsexuelle nicht direkt Hormone und Operationen verschrieben bekommen - dieser Grund ist, dass wir von unseren Therapeuten so lange eingehämmert bekommen, dass es unser Job ist, unser Geschlecht zu verkörpern, bis wir damit aufhören, von unserem Gegenüber zu erwarten, sich uns als das Geschlecht vorzustellen. Wir leben es und im Normalfall leben wir es exakt so, dass uns Niemand unsere Geschlechtsorgane anmerkt, bevor eine Operation auch nur in Sicht wäre. Das heißt nicht, dass man Klischees und Rollenbilder erfüllen muss, sondern dass ich - im Zweifelsfall auch in neutralen Klamotten, meinetwegen auch mit Eyeliner - von meinem Gegenüber als Mann wahrgenommen werde, ohne ihm sagen zu müssen, dass ich einer bin. Welche Geschlechtsorgane ich habe, sieht Derjenige dabei normaler Weise nicht. Wie das im nonbinären Fall funktionieren soll... ich würde behaupten, es funktioniert gar nicht, aber es behaupten ja genug Leute, Geschlechter nicht wahr zu nehmen, vielleicht wissen Diejenigen ja, wie eine neutrale Außenwirkung aussieht, wenn es letztendlich nicht nur eine Behauptung ist.


    Absatz 2: Hier redest du davon, dass der ganze Gender-Kram in Deutschland 'noch' nicht angekommen sei. Ich würde eher sagen, wir gucken Amerika zum Glück nicht Alles ab, denn wir müssen es nicht. Das ist in Amerika verdammt wichtig, weil die Gesellschaft da überwiegend intolerant unterwegs ist - dort braucht es Strömungen, die Diskriminierung jeder Form entgegenwirken. Diese Konzepte sieht man hier in Deutschland und für Einige scheint das eine tolle Lösung für Probleme zu sein, die wir hier in der Form gar nicht haben. In Deutschland wird Niemand nach einer mentalen Schablone abgleichen, ob sich eine Frau weiblich genug verhält. Sie kann schlicht machen, was sie möchte und braucht dafür kein Label, um eine Existenzberechtigung zu haben. Wenn wir uns aber lange genug Lösungen für nicht vorhandene Probleme suchen, dann wird es ja vielleicht irgendwann zur Wahrheit und wenn die Diskriminierung da ist, dann brauchen wir vermutlich auch drölftausend Gender, damit Jeder wieder sein kann, wie er will. Das wäre nach amerikanischer Logik ja dann Fortschritt.


    Edit: Ups, das war auch in Absatz 1 - ich glaube, Absatz 2 beantwortet sich aber irgendwie nebenbei mit.


    Absatz 3: Also erstmal kann ich verstehen, dass du das so siehst - aus deiner Position, mit der du ja auch Niemandem etwas Böses willst. Wenn ich den Blickwinkel jetzt aber Mal umdrehe, dann ist das ziemlich egoistisch, denn es gibt genau einen Grund, warum sich kaum noch Jemand traut, über Trans zu reden - weil es diese anderen Gender gibt, die sich als trans verkaufen und ein sehr absurdes Bild von Trans erzeugen, die Leute zudem dann auch noch falsch darüber belehren, wie man mit Transsexuellen umzugehen, sie zu nennen oder auch sonst tolerant ihnen gegenüber zu sein hat. Auch weil man keines der anderen Gender auch nur einen Meter mehr ernst nehmen würde, wenn sie sich mit Trans verknüpfen - sondern man Trans weniger ernst nimmt, weil es im Kopf der Leute zu einem der drölftausend kruden Gender gehört. Weil die Menschen verlernen, dass Transsexuelle in der Öffentlichkeit nicht offensichtlich erkennbar sind und stattdessen glauben, wenn sie einen Transsexuellen sehen, der eine männliche Außenwirkung hat, dann müsse das Jemand sein, der mit weiblichen Pronomen angesprochen wird - denn so funktionieren die nonbinären Gender. Kein einziger Transsexueller hätte Etwas dagegen, Personen nonbinärer Geschlechter an die Hand zu nehmen, wenn wir nicht Diejenigen wären, die in dieser Zweckgemeinschaft den Preis zu zahlen haben - nicht dafür, dass ihr anders lebt, sondern dafür, dass ihr verlangt, Andere würden sich vorstellen, ihr würdet anders leben. Ich weiß, dass das vermutlich härter klingt, als ich es meine, aber ich weiß nicht, wie ich es anders deutlich machen soll, dass wir euch Nichts böses wollen, sondern der Deal einfach nur sehr mies ist, den man uns da anbietet.

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    2 Mal editiert, zuletzt von JohnDoe ()

  • Man müsste eine klare Grenze zwischen denen ziehen, die einfach nur nicht den allgemeinen Geschlechterstereotypen angehören wollen und denen, die ernsthafte Identifikationsprobleme haben.

    Klar ist, dass zwischen den vielen Menschen, die einfach nur queer leben, weil sie es können, die, die wirklich Probleme haben verlorenen gehen.

    Soweit ich dass sehe, befürwortest du JohnDoe und Little-queer-Robin eine Trennung zwischen dem Thread trans, so dass zumindest der Thread trans nicht mit dem Rest zusammengepackt wird.

    Deswegen, gerade um sowas zu ändern, bzw. einen Vorschlag zur Änderung dessen zu machen, denke ich, wäre es gut, wenn du JohnDoe , sollte das Interesse bestehen, dem User-Beirat beitrittst.

    Allgemein musst du ja auch niemanden vertreten.

    Und dass du über das Thema diskutierst, spricht nebenbei ja ebenfalls für dich.

    Edit:

    Das gleiche gilt natürlich auch für dich Little-queer-Robin

  • *unwichtiger Senf-Kommentar für zwischendurch*

    Deswegen, gerade um sowas zu ändern, bzw. einen Vorschlag zur Änderung dessen zu machen, denke ich, wäre es gut, wenn du JohnDoe , sollte das Interesse bestehen, dem User-Beirat beitrittst.

    Allgemein musst du ja auch niemanden vertreten.

    Und dass du über das Thema diskutierst, spricht nebenbei ja ebenfalls für dich.

    Sag ich doch. 😎

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    Don't push the river, it flows by itself.

    Barry Stevens


    Gefunden das Wort, aufgegangen das Herz.

    Friedrich Hölderlin

  • Tatsächlich halte ich es für eine gute Idee, Little-queer-Robin damit direkt mit zu nötigen, über den Beirat nach zu denken - ich denke, dann hätte ich weniger stark das Gefühl Ansichten beizutragen, die den nonbinären Gendern nicht gerecht werden, weil ich das dann einfach nicht weiter berücksichtigen muss und es aus dieser Richtung dann notfalls auch Gegenwind gibt. Würde das Ganze schonmal ganz gut zu eigenständigen Bereichen machen.


    Vorausgesetzt natürlich, Robin möchte sich dazu überreden lassen. Ansonsten bietet sich vielleicht noch Jemand freiwillig an.

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  • Little-queer-Robin Es geht mir gar nicht darum, dass ich Menschen, die wirklich genderqueer sind, anzweifle, sondern dass ich finde, dass durch den Trend vor allem im englisch sprachigen Raum Menschen, und das sind zumeist nun mal jüngere, unterwegs sind, die es für cool halten, nicht cis zu sein und dann meinen, wir würden das gleiche durchmachen, aber man schon beim ersten Satz merkt, dass sie von der Thematik her keine Ahnung haben. Das sind auch meist die, die so Dinge wie 'Down with cis' oder 'I hate all cis people' sagen und die Ansicht verfechten, Geschlecht (nicht Rollen, wirklich Geschlecht) sei ein gesellschaftliches Konzept und würde nicht existieren in der Biologie.

    Wie es bei echten genderqueeren ist, weiß ich nicht, weil ich es selbst nicht bin und ich das ganze dadurch nicht verstehen kann. Ich will dich in keinster Weise beleidigen, und ich hoffe du verstehst jetzt besser, wen ich meine. Ich denke nämlich auch, dass man bereits in sehr jungen Jahren merken kann, dass man trans ist :)

  • JohnDoe : Ich denke tatsächlich das Agender es hier am leichtesten haben, hast du noch nie jemanden gesehen bei dem du das Geschlecht nicht bestimmt sagen konntest?

    Es ist halt so eine Sache z.B. bei mir. Manchmal komme ich weiblich rüber manchmal männlich und meistens agender, aber die Menschen akzeptieren das nicht sondern versuchen mich in eins der binären Geschlechter zu stecken anstatt (mindestens) zu sagen „Verstehe ich nicht, auch ok“. Und das ist eben mein Problem, denn da schauen die Menschen sehr gerne auf die Geschlechtsmerkmale. Natürlich kann man da viel hin- oder wegstopfen aber mir erkennt man mein biologisch weibliches Geschlecht trotzdem immer an.

    Natürlich ist es toll das die Menschen noch nicht ganz so intolerant sind wie in Amerika. Aber die Begrifflichkeiten kamen ja nicht nach der Intoleranz, sondern die Intoleranz als Reaktion darauf. Und das wir hier kein Label à la „eine Frau muss das und das machen“ ist toll, sorgt aber auch dafür das man, da man die Begrifflichkeiten nicht kennt, mich sieht und sagt „Naja, da macht eben eine Frau was sie will.“

    Ich verstehe, dass du nicht mit uns in eine Schublade gestopft werden willst, das gilt auch andersrum (zumindest bei mir) aber was passiert wenn man z.B. alle Non-Binarys aus Trans* Foren schmeißt? Denkst du sie rotten sich zusammen und gründen was Eigenes oder sie gehen unter, weil nicht mal die anderen nicht-Cis sie unterstützen? Ich tippe auf letzteres, zumindest noch für eine Weile da wir noch nicht auf eigenen Beinen stehen können. Ich frage mich tatsächlich ob die Trans* Community diese Probleme anfangs auch hatte, sich an die Homo Bewegung geschlossen hat und die gleiche Diskussion aufkam. Ich denke schon. Und ja, momentan müsst ihr dafür den Preis zahlen, das tut mir leid, aber das ist doch eine Sache gegen die wir gemeinschaftlich stehen können. Ein auf-eigenen-Beinen stehen für Non-Binarys und ein Akzeptieren der Non-Binarys als eigene Community (bzw. dann der einzelnen Untergruppen) in der Gesellschaft.

    Es ist egoistisch von uns, uns an euch anzuschließen und egoistisch von euch uns wegzustoßen, einer von beiden wird eben das Opfer sein aber da ich denke das ihr inzwischen groß und bekannt genug sein (im Verhältnis) das ihr es ausgleichen könnt. Im Endeffekt kann ich den Leuten eh nicht verbieten sich unter den Trans* Schirm zu stellen aber ich verstehe das sie Sicherheit haben wollen bis sie etwas eigenes haben und da ist Trans* eben am nächsten. Denn (so sehe ich es momentan überall) wenn man sagt man gehört zu Trans* hört jede Unannehmlichkeit auf weil keiner Transphob wirken will.

    Aber das Non-Binäre Geschlechter so funktionieren, dass man einen Mann sieht und ihn mit weiblichen Pronomen ansprechen sollte ist Quatsch. Jeder von uns passt sich optisch so gut als möglich der passenden Identität an.


    Anima Insomnes : Ich denke tatsächlich das es in Deutschland sehr wenig (ernstzunehmende) Menschen gibt die sich als Non-Binary identifizieren, weil sie die Geschlechterrollen nicht mögen, dafür sind diese in Deutschland schon viel zu locker. Abgesehen von den Hardcore Politikleuten, aber das stört mich noch mehr als euch.


    Ich habe nicht so den Überblick ob es sich lohnt einen Non-Binary Beauftragen zu bestimmen, aber ich stimme JohnDoe da tatsächlich zu, allein um eine Ausgewogenheit zu haben fände ich es schon mal nicht schlecht. Von mir aus mache ich das auch gerne.

  • Ich habe eigentlich ein wenig das Gefühl, dass wir uns im Kreis drehen - wir haben grundlegend verschiedene Ansichten und mir fallen immer wieder die selben Antworten auf deine Aussagen ein. Dennoch versuche ich es nochmal und werde im Zweifelsfall einfach akzeptieren, dass unsere Realitäten anderen Gesetzen zu folgen scheinen.


    Ob ich noch nie Jemanden getroffen habe, dessen Geschlecht ich nicht sicher bestimmen konnte - die Frage muss ich ganz klar verneinen. Nein, ich habe noch nie einen Menschen getroffen, der in meiner Wahrnehmung kein binäres Geschlecht hatte. Das heißt aber nicht, dass ich Demjenigen das Geschlecht zuordne, was genetisch vorhanden ist. Als ich meinen Exfreund kennenlernte, wussten wir beide nicht voneinander, dass wir da gerade in eine Beziehung mit einem Transsexuellen schlittern und für mich war er von Anfang an ein Mann, was sich zu keiner Zeit verändert hat. Als ich vor ein paar Jahren eine heute noch gute Freundin kennenlernte, wusste ich ebenfalls nicht, dass sie als Junge geboren wurde - stattdessen würde ich ohne jeden Zweifel behaupten, dass sie eine der schönsten Frauen ist, die ich kenne und auch an diesem Bild hat sich mit dem Wissen um ihre Genetik nie etwas verändert. Ich sehe manchmal auch Menschen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob das nun ein etwas femininerer Junge ist oder einfach eine etwas maskulinere Frau - allerdings überwiegt dann immer eines von Beidem in meiner Wahrnehmung, einfach weil Gestik, Mimik, Wortwahl oder Irgendetwas mir intuitiv vorgibt, als was ich diesen Menschen wahrnehme. Das funktioniert unabhängig davon, wie sich die Person fühlt oder welche Genetik vorhanden ist und es funktioniert automatisch.


    Deswegen fürchte ich auch, dass ich deine Aussage nicht so stehen lassen kann, wenn du selbst von dir behauptest, dass du manchmal männlich und manchmal weiblich wirkst - du wenige Sätze später aber selbst anmerkst, dass man dich anhand deiner Außenwirkung wohl klar weiblich einstuft. Das widerspricht sich und ich muss davon ausgehen, dass es bei dir so ist, wie bei allen nonbinären Personen, die ich bislang erlebt habe - sie nehmen sich selbst nonbinär wahr und möchten gerne, dass das als Wahrheit in den Köpfen aller Anderen übernommen wird, aber die Realität sieht einfach anders aus und das liegt meistens nicht daran, dass es abgelehnt würde, auf die nonbinäre Person einzugehen, sondern daran, dass die Allgemeinheit einfach nicht taub und blind gleichzeitig ist. Wir nehmen wahr, wen wir vor uns haben, sobald wir den Rechner aus machen und Menschen nicht nur als Schrift auf einem Bildschirm sehen. Ich weiß eigentlich auch gar nicht, wieso du nicht verstehen kannst, dass Menschen das nicht absichtlich tun, um dich zu ignorieren, sondern weil du scheinbar wirkst, wie du eben wirkst - das ist keine Sache, die sich deine Umwelt aussucht.


    Dass mit der Intoleranz und den Begrifflichkeiten... da muss ich klar widersprechen. Mag vielleicht an einem Altersunterschied zwischen uns liegen (kann ich nur vermuten), dass du es nicht anders kennst und das Gefühl hast, es gibt schon ewig zig Gender, von denen man sich das passende raussucht - mit Jinxi hatte ich es aber z.B. schon öfter darüber, dass wir uns sehr alt vorkommen, wenn wir über solche Dinge lesen, weil das nicht die Sorte Identitätsfindung ist, dir wir Mal hatten und das Alles so fremd wirkt, wie es vermutlich für unsere Eltern war, als wir das erste Mal mit bunten Haaren nach Hause kamen. Was die Staaten angeht, kann ich dagegen versichern, die waren schon so, als ich Kind war und vor mir vermutlich noch sehr viel intoleranter, als sie es heute sind. Intoleranz kam also nicht als Antwort, sondern andersrum und das ist auch der Grund, warum viele Dinge, die hier in Deutschland schräg wirken, plötzlich viel mehr Sinn machen, wenn man sich die amerikanische Importware in ihrem originalen Umfeld ansieht. Feminismus kann da auch ein Lied von singen, aber über den will ich nicht schonwieder anfangen.


    Zu deinem letzten an mich gerichteten Punkt muss ich gestehen, ich bin ein wenig sprachlos. Mir ist absolut klar, dass du das sehr unbedarft betrachtest mit der Konstellation zwischen nonbinär und trans - mir ist auch klar, dass du da eigentlich versuchst, soetwas wie eine freundschaftliche Koalition zu beschreiben und im Endeffekt will auch Niemand nonbinäre Personen von Plattformen ausschließen oder Dergleichen. Leider werde ich teilweise aber wirklich ein bisschen sauer, wenn ich deine Beschreibung darüber lese, wie du gegenseitige Gerechtigkeit beurteilst und wirklich zu glauben scheinst, dass Unterstützung so aussehen soll. Vermutlich würde man mehr Unterstützung ganz freiwillig bekommen, wenn man sie sich nicht einfach indirekt erzwingt und auch ein bisschen Eigenverantwortung dazu beiträgt.

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  • Ich frage mich tatsächlich ob die Trans* Community diese Probleme anfangs auch hatte, sich an die Homo Bewegung geschlossen hat und die gleiche Diskussion aufkam.

    Übrigend hat sich trans nicht and die "Homo Bewegung angehängt", sondern z.B. waren trans Frauen maßgeblich bei Stonewall (das, an das durch den jährlichen CSD erinnert wird) beteiligt, bzw. dies ist auch zu großen Teilen von trans Frauen ausgegangen. Auch die transgender Community kämpft schon lange für ihre Rechte, auch wenn viele sie gerne als Anhängsel an die LGBs sehen. Nur so nebenbei, konnte das nicht so stehenlassen :)

    Quelle: (nicht die beste, aber wens interesssiert kann auch selbst gerne suchen):
    https://de.wikipedia.org/wiki/Stonewall#Geschichte

  • JohnDoe : Ich verstehe dein Problem mit der Vermischung aber kann es eben nicht verstehen wie du, als Mensch der damit ja auch mal Probleme hatte, die anderen Identitäten nicht anerkennst. Aber sei es drum.


    Ich finde nicht das sich mein Gefühl für mein Geschlecht, das sich ja ändert, und mein weibliches Aussehen widersprechen denn (um es mal in aller Deutlichkeit zu sagen) kein Binder hat es bisher geschafft meine Brüste wegzubekommen. Ich kann tuen was ich will um männlicher zu wirken (und das tue ich auch) aber Brüste sind nun einmal ein Merkmal. Und ich nehme es Menschen nicht zum Vorwurf das sie mich deswegen als weiblich sehen, ich denke aber wenn (theoretisch) alle Identitäten (bzw. dass was Menschen die an mehr als die binären Geschlechter glauben sehen) gleichwertig wären, dann würde man mich ansehen und denken, so, das sieht aus wie eine Frau, könnte also das, das oder das sein, und dann würden sie fragen müssen, was voll ok wäre, es wäre geklärt und bestenfalls das Thema damit erledigt.


    Man kann 7 Jahre jetzt als Weltenunterschied sehen oder nicht, Fakt ist aber, Non-Binary ist geschichtlich viel aufgetreten, nicht in Deutschland und auch eher weniger in der neuen Geschichte, aber es gab es. Genauso wie Homosexualität im alten Rom ok war und danach hunderte Jahre nicht mehr.

    Ob es jetzt in Anlehnung an die Geschichte wiederkommt oder sich Geschichte einfach mal wieder wiederholt ist auch egal, aber anscheinend hat es schon häufiger Menschen gegeben die sich nicht in das Binäre Schema einordnen konnten (oder durften, gab es auch).


    Mit dem letzten Punkt wollte ich dich weder beleidigen noch etwas von dir fordern, es ist auch keine Gerechtigkeit denn wir sind momentan der schwächere Part und ihr habt überhaupt nichts davon. Das Ganze würde eben nur auf einer freiwilligen Basis eurerseits laufen. Dennoch kenne ich einige (genau genommen außer dir alle Trans* die ich kenne) die damit kein Problem haben (oder uns in ihrer Mitte akzeptieren). Man sieht sich eher als Leidgenossen. Hast du denn eine Idee was wir tun können? Als Minderheit die entweder nicht gekannt oder als Trend zerrissen werden, sogar von anderen Minderheiten? Wie sollen wir unsere Existenz beweisen ohne auf der Straße verprügelt zu werden (was ja auch schon genug vorkam)? Oder denkst du wir sollen wie ihr (anscheinend. Sorry littleBastard , wollte euch nicht beleidigen, war einfach ein spontaner Gedanke) gewaltsam erheben und hoffen es hilft? Denn ich weiß es nicht.

  • Ich weiß nicht, wie das nun passiert ist, aber jetzt sind wir an einem Punkt, an dem wir - denke ich - nicht mehr aneinander vorbei reden. Zumindest habe ich das Gefühl, dass ich Alles ganz handfest nachvollziehen kann, was du schreibst, ohne mich wirklich erst reindenken zu müssen.


    Fangen wir also von diesem Punkt aus an. Was du dafür tun kannst, nicht weiblich wahrgenommen zu werden, kann ich dir leider so genau gar nicht erklären. Klar gibt es die Diskussion bei Trans genauso, wie das nun mit dem Passing aussieht - Manche schwören darauf, sich ganz bewusst Verhaltensweisen anzueignen, die sie als typisch für das Gegengeschlecht empfinden und Andere raten eher davon ab, zu schauspielern. Ich würde davon abraten. Stattdessen denke ich, dass es erstmal hilfreich wäre, ein Gefühl dafür zu bekommen, wie dich deine Umwelt eigentlich aktuell wahrnimmt - das kannst du zum Beispiel machen, indem du Mal eine Kamera aufstellst, wenn du alleine bist und dich einfach Mal aufnimmst, wenn du Telefonierst, um zu hören, wie du sprichst oder wenn du gerade aufräumst oder was anderes aktiveres machst, um zu sehen, wie deine Motorik aussieht. Erst wenn du kennst, wie du wirkst, kannst du daran etwas verändern, ohne wen Fremdes zu kopieren oder künstlich zu wirken - und nur wenn du dich wirklich von außen wahrnimmst, merkst du den Unterschied zwischen deiner Selbstwahrnehmung und der Fremdwahrnehmung.


    Das mit dem Binder halte ich weniger für ein Problem - die meisten Menschen achten gar nicht so sehr darauf, welche Körperstellen vielleicht ein wenig weiblicher wirken. Auffälliger ist alles das, was man tut, nicht wie man als Körper aussieht, solange es nicht absolut offensichtlich ist.


    Genau das ist aber tatsächlich auch der Punkt, an dem ich das nonbinäre Konzept in deinem persönlichen Fall ernst nehme, denn ich lehne es grundsätzlich ja so oder so schonmal nicht ab - ich toleriere es wirklich, aber ich nehme es an einer Person erst dann ernst, wenn Derjenige nicht nur davon redet, was er ist und ich das dann im Kopf umsetzen soll, sondern da eben auch eigene Leistung kommt.


    Was Gender-Entwicklung in der Geschichte angeht... trockenes Thema, aber ich sags Mal so - jeder Mensch ist auf seine Weise anders und ganz sicher waren das Menschen schon immer in jede Richtung, die man sich irgendwie denken kann. Dass es da nun einen Unterschied gibt und ich unseren Altersunterschied ansprach, liegt einfach daran, dass wir alleine deswegen sicher schon einen unterschiedlichen Blick auf Ausprägungen haben. Für dich ist alles das nah an dir dran, was in deinem ungefähren Altersbereich stattfindet und für mich ist alles das gefühlt nah an mir dran, was in meinem Altersbereich gängig ist. Wenn du dir jetzt Leute in meinem Alter ansehen würdest, dann würden die ganz viele Dinge tun, die ich für normal halte und die mir nicht auffallen - während du bei Manchem davon ganz sicher sagen würdest, das wirkt irgendwie schräg. Andersrum ist das exakt genauso. Wenn zu dir Jemand kommt, der so alt ist, wie du auch und dir sagt 'hey, ich bin übrigens trans/nonbinär/xy-nicht-cis', dann ist das für dich eine Information, die du vermutlich annimmst und die der Wahrheit entspricht, auch wenn das gefühlt jeder dritte Jugendliche sagt. Für mich ist es schräg und nicht zwangsläufig die Wahrheit. Für die meisten Transsexuellen, die ich kenne übrigens auch, aber die sind ungefähr in meinem Alter und haben dementsprechend den selben kritischen Blick auf sowas.


    Das liegt einfach daran, dass man sich daran erinnert, was man selbst vor entsprechend vielen Jahren so gemacht hat und das meiste davon... ich sags Mal so, man hat Vieles gemacht, um irgendwie 'anders' zu sein und für fast Alles davon würde ich mich heute selbst belächeln. Klar wird es genug Jugendliche geben, die eben wirklich so sind, aber bei den Meisten ist es eine Phase, die vorbei geht, wenn es out wird und der Trend ist derzeit eben das nicht-cis-sein. Damit meine ich aber nicht dich speziell, sondern allgemein die derzeitige Bilanz unter Jugendlichen, die höher liegt, als irgendwie nachvollziehbar wäre.


    Auch dein letzter Absatz klingt diesmal völlig anders, als der im letzten Post. Dass ich ausschließlich Transsexuelle kenne, die genau andersrum ticken, als Diejenigen, die du kennst - ich denke, das ist das Ding mit der Wahrnehmung Gleichaltriger. Dennoch würde ich sagen, die Bereitschaft für Unterstützung der nonbinären Geschlechter ist da - mir würde auch nicht einfallen, wieso ich nicht darauf reagieren soll, wenn Jemand um Hilfe bittet. Der Punkt ist nur, wir werden nicht gefragt und wir haben nicht die Wahl, wie wir helfen. Es wird in unserem Namen einfach gehandelt und wir dürfen dann irgendwie wieder gerade rücken, was aus dem Bild von trans entsteht und das ist eben der Punkt, ab dem für sehr Viele die Hilfsbereitschaft aufhört. Für Trans tun wir selbst schon genug, das ist nicht die Baustelle nonbinärer Geschlechter, deshalb wäre es vermutlich sogar sehr viel Konstruktiver, Transsexuelle in euer Boot zu holen - statt in unser Boot zu springen und es zu kentern. Ich glaube, der Vergleich beschreibt einigermaßen, was ich meine.


    Was du mit gewaltsam am Ende meinst, verstehe ich nicht ganz - in der Regel hilft Gewalt bei gar Nichts. Kommunikation ist da die bessere Lösung und die würde zum Beispiel darin bestehen, zu seinem Geschlecht zu stehen, wenn man von Anderen möchte, dass sie es respektieren. Es ist völlig egal, ob Jemand nicht weiß, was nun Nonbinary ist, solange es sich Derjenige erklären lässt und dich toleriert - gut finden muss ers nicht und er darf dich trotzdem sehen, wie er möchte, aber tolerieren muss er es. Und ich bin mir sicher, jeder Transsexuelle, der es mitbekommt, wenn Nonbinary wirklich diskriminiert wird, wäre hilfsbereit genug, dann mit ins Boot zu kommen und das ist die einzige Art und Weise, wie Unterstützung fair funktionieren kann.

    Schwachfug aus meinem Leben:


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  • Ich finde auch deine Meinung das Menschen die ihre Identität (mehr oder minder) offen präsentieren ernstzunehmender sind schwierig, einfach weil es wirklich auf das Umfeld ankommt, auch ob ich klug ist sich zu outen. Aber okay.

    Und ja, du hast recht, wenn mir jemand sagt das er sich Identität XY zuordnet nehme ich es hin, ich bin ja auch wirklich nicht in der Position das anzweifeln zu können. Ich denke auch (theoretisch, praktisch ist mir das nie passiert) das ich lieber einen Menschen in seinem "Trend" unterstütze als einen, der wirklich darunter leidet zu misgendern.

    Aber alle Menschen mit Non-Binären oder Trans* Identitäten die ich kenne, sind in deinem Alter und bis ich durch meine Sexualität in die Szene kam, waren mir diese Identitäten überhaupt kein Begriff und ich denke so geht es den Menschen (in allen Altersschichten) außerhalb der Szene immer noch, wir erkennen es nur nicht, weil wir mittendrin sind.

    Im Endeffekt haben wir beide keinerlei Einfluss auf unsere "Szenen" und mehr als in der Luft verrauchen werden unsere Meinung auch nicht. Das einzige was wir können ist uns gemeinsam für eine Non-Binary Kategorie einzusetzen.

  • Von Outing habe ich tatsächlich gar nicht gesprochen - ich oute mich selbst im realen Leben so ziemlich Niemandem gegenüber, der nicht Familie, feste Beziehung oder sehr enge Freundschaft ist. Ich wüsste also nicht, wieso ich da anderen ein Outing empfehlen oder es sogar voraussetzen sollte. Ich rede davon, umzusetzen, was man möchte und dafür braucht man kein Outing - Outing braucht man, wenn man nicht selbst umsetzt, sondern die Anderen umsetzen sollen. Jedenfalls dann, wenn es um die eigene Identität geht und nicht um sexuelle Orientierungen.


    Was unsere Meinungen angeht, hast du wohl Recht - sie sind intern in der Szene völlig irrelevant - und meine sogar deutlich mehr, als deine, weil die Personen, die meine Meinung teilen, sich eben nicht in der Szene bewegen, sondern es schlichtweg meiden, sich damit rum zu ärgern. Ich kann das ganz gut nachvollziehen, weil es einfacher ist, sehr viele Nerven weniger kostet und Diejenigen auch keinen persönlichen Mehrwert davon hätten. Deshalb existiert dieser Thread, denn genau Diejenigen bräuchte es in der Community, um Transsexualität auch außerhalb der Selbstfindungsphase zu repräsentieren, aber das lässt sich leider nicht einfordern, so lange es ausschließlich für Jugendliche attraktiv wirkt und für Personen, die das irgendwie für sich entdecken. Obwohl man hier ja sogar lesen konnte, dass sich auch nicht alle Jugendlichen unbedingt mit jeder Vermischung verbunden fühlen, die man einfach trotzdem vornimmt - da zu sagen, man kennt nur Leute, die das ok finden, ist einfach kein gutes Argument. Offensichtlich gibt es auch genug, die es nicht ok finden, aber die kann man getrost überhören, wenn man sein Ding dann trotzdem durchziehen kann, denn es ist ja leichter, den aktuellen Ist-Zustand zu halten.


    Fazit wäre in meinen Augen also - ja, es ist irrelevant, wer sich in der Szene aus welchem Grund nicht wohl fühlt, aber das heißt nicht, dass ich mich nicht darüber beschweren werde, warum sich Diejenigen nicht wohl fühlen, zu denen ich mich klar dazu zähle.

    Schwachfug aus meinem Leben:


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  • JohnDoe

    Hat das Label Trans hinzugefügt