Wird man als Homo oder Trans geboren?

  • Ich hatte zuletzt eine Diskussion mit ein paar Freunden.


    Die Frage war, ob ein Mensch Schwul, Lesbisch oder Trans geboren wird.


    Ich bin der Meinung, dass man nicht so geboren wird, sondern das sich das erst später entwickelt.


    Was sagt ihr dazu?

    Viele Grüße

    dein freundlicher Admin von nebenan.


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    Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt.


    (Albert Einstein)

  • Ich denke, dass sich beides nicht unbedingt gleich verhält - einmal die sexuelle Orientierung und zum anderen die Geschlechtsidentität.


    Bei der sexuellen Orientierung gehe ich davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen - eventuell erstmal eine Veranlagung, die wir ja für jede unserer Vorlieben schonmal grob haben und die sich vermutlich da findet, wo wir entscheiden, wen wir sympathisch finden und wer ganz intuitiv nicht zu unsren eigenen Eigenschaften passt. Dass dann aber in den Geschlechtern unterschieden wird, hängt vielleicht einfach davon ab, dass wir Eigenschaften und Verhaltensweisen da ganz anders verknüpfen. Wenn ich nun etwas ganz besonders an einem Mann mag, dann werde ich das an einer Frau zwar vielleicht auch mögen, aber ich nehme es anders wahr - geht mir persönlich zumindest so. Das Ganze lernen wir vermutlich durch unser Umfeld, werden darin geprägt, was wir an wem wie wahrnehmen und verknüpfen das dann entsprechend nach Geschlechtern, weil das nunmal so ziemlich das einzige Kriterium ist, bei dem wir als Kind lernen, dass wir sie binär einteilen können, jeder eines besitzt und es im Alltag auch oft genug eine Rolle spielt, um als wichtiger wahrgenommen zu werden, als z.B. Haarfarben. Zu wem man sich dann letztendlich mehr hingezogen fühlt, hat also mit dem eigenen Geschlecht meiner Theorie nach gar nichts zu tun, sondern alleine damit, wie wir das bevorzugte Geschlecht wahrnehmen - letztendlich weniger ein 'ich bin schwul' als ein 'ich bevorzuge Männer als Partner'.


    Bei Trans kommt es wohl ein bisschen darauf an, aus welcher Perspektive man das sieht. Einerseits könnte man sagen, das gefühlte Geschlecht ist das 'echte' Geschlecht und dann wäre die logische Konsequenz, dass man so geboren wird, weil man von Geburt an direkt im falschen genetischen Geschlecht gelandet ist. Andererseits könnte man aber auch der Ansicht sein, dass die Genetik erstmal keinen Fehler gemacht hat und das gefühlte Geschlecht da einfach nur im Kontrast steht - in dem Fall gibt es da bisher keine fundierte Antwort und sicher kann man bei jedem Menschen mit vielen Interpretationen einen Grund dafür finden, was da ein Auslöser gewesen sein könnte, sich mit dem eigenen oder eben nicht mit dem eigenen Geschlecht zu identifizieren, aber das würde ja eigentlich heißen, dass Trans eine Art Störung ist, vor der man sich ja sehr wohl mit dem eigenen Geschlecht identifizierte, bis eben Irgendetwas passiert, was das durcheinander bringt. Das ist so aber nicht, denn die Wahrnehmung von sich selbst schaltet sich bei Trans ja nicht einfach irgendwann um und wir identifizieren uns mit unserem gefühlten Geschlecht auch genauso intuitiv, wie das Jeder Andere auch tut. Ich denke also, wenn Trans nicht angeboren ist, dann würde ich den Grund dafür irgendwo in den Prägungsphasen des 'Ich' im Kleinkind-Alter suchen, in dem es gefühlte Geschlechter noch nicht gibt. Ob und welche Auslöser das sein könnten... fraglich.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Ich denke, bei der sexuellen Orientierung ist zumindest bei Geburt an eine...Tendenz vorhanden, die dann durch Erfahrungen eine bestimmte Richtung annimmt.


    Bei der Identität bin ich mir sehr unsicher, da ich eigentlich der Überzeugung bin, dass sich Charakter und Identität erst im Laufe des Lebens und mit den Umständen und Einflüssen entwickelt.
    Dass Trans einer von vielen Wendepunkten ist im Leben, wenn auch einer oder der weitreichenste was einen selbst betrifft. Aber dennoch dass alle diese Wendepunkte die Identität ausmachen, Trans nur ein Teil davon ist der sich immer weiterentwickelt.


    Aber vielleicht ist dennoch von Anfang an auch hier sowas wie eine Tendenz oder Veranlagung mitangeboren?
    Würde jetzt drauf ankommen, ob Trans was mit Chromosomen etc zu tun hat oder wirklich nur im Kopf stattfindet, kenn mich damit leider net aus und kann meine Gedanken auch nicht ganz in Worte packen also sry wenns verwirrend ist

  • Ich weiß nicht, ob es erwünscht ist, in einem Unterforum für Philosphie auf wissenschaftlicher Basis zu argumentieren, aber ich habe zu dem Thema ein paar sehr interessante Studien gefunden.


    Mittlerweile ist man sich in der Wissenschaft einig, dass Homosexualität genetische Gründe hat oder zumindest genetische Faktoren eine große Rolle dabei spielen. Zu dieser Erkenntnis kam man, da Homosexualität häufig mehrmals in einer Familie zu finden ist und vor allem wegen einer großen Abhängigkeit bei Zwillingen. Man hat bisher kein "Schwulengen" (wie es oft genannt wird) gefunden und geht mittlerweile nicht mehr davon aus, dass die Sexualität nur von einem Gen abhängt. Da die Sexualität ein sehr komplexes Thema ist, ist es eher wahrscheinlich, dass ein Zusammenspiel von mehreren Genen dafür verantwortlich ist.


    Jedoch gibt es noch eine weitere Theorie, die ich für sehr glaubwürdig halte. Auch hier wird die Genetik als Ursache für Homosexualität genommen, man kann mit ihr aber auch Transexualität und andere Sexualitäten erklären. Diese Theorie besagt, dass nicht die Gene, sonder Epimarker dafür verantwortlich sind. Epimarker lagern sich an der DNA an und beeinflussen mehrere Eigenschaften, unter anderem die sexuelle Identität und die Sexualität. Normalerweise werden die Epimarker nicht vererbt und bilden sich neu, aber es ist durchaus möglich, dass diese vererbt werden. Zum Beispiel ist es möglich, dass die Epimarker der Mutter für die Sexualität an den Sohn vererbt werden und er deswegen Männer als Partner vorzieht. Mit weiteren Vererbungskombinationen können auch Transsexualität und andere Sexualitäten erklärt werden.


    Diese Theorie wurde noch nicht bewiesen, aber ich finde die Argumentationsweise dieser Theorie sehr gut, vor allem, weil mit ihr viele Dinge abgedeckt werden, die andere Theorien unterschlagen. Zum Beispiel beschäftigt sich die Theorie nicht nur mit Homosexualität sondern auch mit anderen Orientierungen und Identitäten und sie erklärt auch, warum diese Orientierungen nach wie vor vorhanden und nicht ausgestorben sind (was bei einer direkten Vererbung früher oder später der Fall wäre).


    Egal welche Theorie bewiesen oder widerlegt werden kann, ich denke, dass eindeutig genetische Gründe die Ursache für verschiedene Identitäten oder Orientierungen sind.


    LG Wolf

  • @Wolf2000
    Weißt du noch wo du diese Studien gefunden hast? Würde ich gerne nachlesen, weil das echt spannend klingt bzw eine sehr interessante Theorie ist.

    Die Studie direkt, habe ich bisher leider nicht gefunden, aber dafür einen Focus und einen Zeit Artikel über die Studie mit den Epimarkern.


    Zeit Artikel


    Focus Artikel


    In beiden Artikel geht es auf Seite 2 explizit um die Studie.


    Hier ist noch ein Bild, das die Theorie zur Vererbung der Epimarker schematisch darstellt:


    Ich hoffe, das ist das, was du wolltest, ich werde versuchen die Orginalstudie noch zu finden.

  • Also ich bin der Meinung, dass man das schon von Geburt an in sich trägt jedoch von der Umwelt beeinflusst wird in dem Leben.
    Naja, es gibt so viele Fälle von Menschen die erst spät im "Alter" (zB 40) merken, dass sie eigentlich queer sind und dann vielleicht schon verheiratet ist und ein Kind hat.
    Außerdem ist es ja auch oft so, dass man das schon immer so innerlich spürt und es keine phase ist die man sich mal anguckt.


    Bin heute etwas wirr, ich hoffe ihr versteht was ich meine ^^

  • Etwas verspätet möchte ich nun auch meine Meinung zu dem Thema abgeben, da ich es als höchst kompliziert ansehe.
    Einerseits gibt es das schöne Liedzitat von Lady Gaga "I was born this way", ein Lied, in dem sie explizit die verschiedenen sexuellen Orientierungen anspricht und sagt, dass man so geboren wurde. Der Gedanke ist natürlich sehr bekräftigend, aber ich persönlich habe eine andere Geschichte, beziehungsweise einen anderen Betrachtungswinkel auf meine sexuelle Orientierung.


    Man kann jetzt sagen, dass keiner sich hinstellt und sagt "Hm... lass mal schwul sein!" und dann sofort schwul ist. Das ist totaler Blödsinn. Es ist unmöglich, eine Entscheidung zu treffen, die von so viel Gewicht ist, wie die Frage, welche Sexualität einem richtig vorkommt. Das klappt nicht. Wir können uns nicht für eines entscheiden, auch wenn manche von uns sich wünschen - und ja, das ist jetzt gewagt -, dass sie nicht nicht-hetero-sexuell (Das mag jetzt kompliziert klingen, aber da hetero leider die "Norm" ist, greife ich mit "nicht-hetero" alle anderen möglichen Orientierungen auf) wären. Das sage ich aus dem Grund, weil immer noch so viel Hass in dieser Welt herrscht, dass es Jugendliche beängstigt und einschüchtert, wenn sie merken, dass ihre sexuelle Orientierung auf ihr eigenes Geschlecht abzielt. Ich selbst habe mir gewünscht, dass es anders wäre, habe versucht mir zu sagen, dass meine Orientierung doch meine Entscheidung ist. Und das ist jetzt der Punkt, der die Frage für mich so riskant macht. Denn trotz meiner Behauptung, dass man sich nicht bewusst für eine Orientierung entscheiden kann, muss man doch eine Entscheidung treffen, nämlich die Entscheidung, wie man damit umgeht. Einige verheimlichen es, andere gehen gut und offen damit um. Ich finde allerdings, dass alle sexuellen Orientierungen, die eben nicht hetero sind, immer noch stark stigmatisiert sind. Schwule seien ekelhaft, Lesben wollen doch einfach nur mal rumexperimentieren, Transexuelle machen sich nur wichtig und Bisexuelle können sich nicht entscheiden - das alles habe ich schon gehört und das ist beängstigend. Es ist also verständlich, warum die Entscheidung des Umgangs mit seiner Sexualität die schwerste Entscheidung ist.
    Bevor ich zu weit abdrifte, komme ich zu der Frage, ob eine Sexualität denn auch angeboren sein könnte. Meiner Meinung nach wird man quasi asexuell geboren. Kein Kind der Welt kann mit dem Begriff der Sexuellen Orientierung etwas anfangen; ich denke, dass die Orientierung sich entwickelt, vor allem nunmal im Laufe der Pubertät, bin aber der Überzeugung, dass sie vorbestimmt ist. Das ist jetzt von der Begrifflichkeit her schwierig, ob man nun vorbestimmt und angeboren gleichsetzt, aber für mich ist es nicht dasselbe. Es gibt so viele Fähigkeiten und Mechanismen, die wir erst nach der Geburt erlernen. Beispielsweise die Sprache. Wir lernen sie unbewusst und mit Input von unserer Umgebung, den wir selbst auswerten, von dem wir selbst entscheiden, ob er für uns relevant ist. Vielleicht verhält es sich mit der Sexuellen Orientierung genau so. Wir lernen, was es für welche gibt und lernen Stück für Stück, was für uns eigentlich passt, was für uns eigentlich relevant ist. Und das passiert unbewussst.


    Ich denke, dass sich die Orientierung unbewusst/unterbewusst entwickelt, wir darauf keinen Einfluss haben und uns auch nicht für etwas entscheiden können, denn unsere sexuelle Orientierung ist ein selbstverständlicher Teil von uns wie unsere Sprache und wir können uns immerhin auch nicht einfach entscheiden, jetzt kein Deutsch und stattdessen einfach Russisch sprechen zu können. Das wird so nicht passieren.


    Ich hoffe, ihr versteht, was ich sagen will :D

    Some legends are told,
    Some turn to dust or to gold.
    But you'll remember me for centuries.
    And just one mistake,
    is all it will take.
    We'll go down in history.
    Remember me for centuries.

  • Ich kann nur eins dazu sagen...


    WOW, das ist mal eine extrem ausführliche Erklärung gewesen :)


    Vielen Dank :D

    Viele Grüße

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  • Ich habe mich kurz gehalten :D
    Das Thema ist ganze Aufsätze wert.

    nehme das gerne entgegen

    Viele Grüße

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  • Ich denke schon,dass man in gewisserweise homosexuell oder transsexuell geboren wird...zum mindest ist das bei mir der Fall. Aber es dauert halt, bis man es selber merkt und akzeptiert.

  • ich denke transsexuell wird man geboren aber homosexuell nicht, weil man als baby keine ahnung hat was das ist... Ich denke es entwickelt sich nach der zeit durch eindrücke und alles..

  • ja das stimmt schon,ich wusste bis zu meinem 12.Lebensjahr nicht,was homosexualität ist,aber als ich dann davon wusste,habe ich mir immer mehr gedanken darüber gemacht und dann ist mir aufgefallen,dass ich selbst im kindergarten lesbisch gewesen bin (durch bestimmte handlungen). Also ich war es schon immer,wusste nur nicht,dass ich es bin.

  • Nur mal aus Neugierde, wie entsteht dann bisexualität?
    Bzw kursiert in meinem Freundeskreis die Meinung, dass jeder Mensch Veranlagungen für bi hat, aber durch Umwelt, bestimmte Tendenz, Erziehung, Normen etc das nur wenigen bewusst wird. Was hältst du davon?


    Transgender ist ja nun keine Sexualität sondern ein Gender.
    Kumpel (ich versuche mir da z.Z. keine eigene Meinung drüber zu machen, sondern einfach abzuwarten), auch Trans, vertitt die Ansicht, dass es angeboren sei und sich das Geschlecht aus zwei Faktoren zusammensetzt, das biologische und das soziale Geschlecht. Passt das soziale Geschlecht nicht mit dem biologischen überein, ist man Transgender.

  • Ähh, ja, das ist soweit ich weiß die allgemeine Definition von Transidentität. :)


    Ich denke, dass beides angeboren ist. Ich meine als Kind ist die Sexualität egal, und wenn man sich im Kindergarten "verliebt", dann kommt es auch mal vor, dass ein Junge einen Jungen "heiratet", aber deswegen sind sie später nicht unbedingt schwul. Das die meisten es erst später herausfinden bedeutet nicht, dass es sich erst entwickeln oder ausbilden muss.
    Und wenn es nicht angeboren wäre, oder zumindest eine Veranlagung dafür, dann fände ich es komisch, wieso in einer Familie, in der alle Söhne relativ gleich erzogen werden, alle hetero sind bis auf einen.
    Transidentität ist in meinen Augen auch angeboren, weil sich sehr viele transidente ja schon im jüngsten Kindesalter verhalten wie das "andere" Geschlecht.
    Trotzdem kann ich für mich persönlich nicht 100% ausschließen, dass es auch Menschen gibt, bei denen sich das erst (beides, Sexualität und Identität) durch bestimmte Ereignisse oder so entwickelt (z.B. Missbrauch, wenig Aufmerksamkeit in Kindheit...), einfach weil das menschliche Gehirn extrem beeinflussbar und sehr "labil" sein kann. Ob diese Menschen dann "weniger" schwul oder trans oder so sind, denke ich aber nicht, weil es sowas nicht gibt. Wenn man homosexuell ist, dann ist man es. Und letztendlich ist es ja auch egal, wieso man es ist. :D