Da ich mich jetzt ja schon eine ganze Weile als Mal mehr und Mal weniger stiller Zuschauer mit der Entwicklung der Trans-Community im ganz allgemeinen Sinne beschäftige und mich mittlerweile auch einigermaßen aktiv selbst daraus zurück ziehe, habe ich mir einige Gedanken dazu gemacht, warum eigentlich passiert, was ganz offensichtlich eben passiert.
Was überhaupt so genau passiert, ist für mich eigentlich gar nicht so leicht einschätzbar. Auf den ersten Blick steigt die Zahl an transsexuellen Jugendlichen und jungen Erwachsenen seit wenigen Jahren explosiv an. Auf den zweiten Blick betrifft es nicht Jugendliche im allgemeinen, sondern explizit biologische Mädchen. Auf den dritten Blick stellt sich dann eigentlich auch die Frage, was soll 'transsexuell' in der aktuellen Entwicklung eigentlich heißen.
Gemeint ist gemeinhin der Umstand, dass sich eine Person dem gegensätzlichen biologischen Geschlecht zugehörig fühlt, um es auf das Wesentliche zu kürzen - aber ist das noch das, was es im alltäglichen Gebrauch bedeutet?
Meinem persönlichen Eindruck nach bedeutet es eigentlich längst etwas völlig Anderes, denn als transsexuell identifizieren sich junge Mädchen nicht, weil sie sich männlich verhalten, männlich fühlen und die männliche Rolle einnehmen wollen - sondern vielmehr assoziieren sie sehr oberflächliche und eigentlich geschlechtsneutrale Dinge als männlich und begründen ihre Vorliebe zu diesen Dingen dann rückwirkend mit Transsexualität oder direkt einer fehlenden Geschlechtszugehörigkeit.
Zwangsläufig komme ich dann zu der Frage, warum passiert das und woher kommt es?
Besonders lange muss ich mir diese Frage dann aber doch eigentlich gar nicht stellen, denn im Prinzip beantwortet Social Media in jeder Form die Frage sofort. Im Grunde sehe ich dort zwei Arten von Frauen/Mädchen - die einen, die ihre Weiblichkeit bis ins Äußerste zelebrieren und in bester Paris Hilton Mannier aufgedonnerte Model-Fotos posten. Und auf der anderen Seite gibt es die Frauen und Mädchen, die völlig normal aussehen - sich überwiegend aber nicht mehr als weiblich bezeichnen und irgendwelche Hashtags des modernen Feminismus verbreiten.
Wenn also natürliche Weiblichkeit nicht mehr als weiblich assoziiert wird, sondern als neutral bis männlich gilt; Männlichkeit dafür sowohl männlich alsauch weiblich sein kann - und Mädchen sich gegenseitig nur noch dann als Mädchen identifizieren, wenn sie dem Püppchen-Klischee entsprechen... fehlt es dann nicht einfach nur an den richtigen Vorbildern und Assoziationen?
Ich meine, irgendwie ist es doch komisch, dass der moderne Feminismus davon spricht, Geschlechterrollen aufbrechen zu wollen, aber gleichzeitig scheint es der Ursprung für den Trend zu sein, dass nur noch Model-Püppchen als weiblich gelten und normale Mädchen sich einfach vom Mädchen-Sein lossagen. Schafft sich der Feminismus damit nicht im Grunde selbst ab und führt auf lange Sicht zu einer Entwicklung, in der wir einfach alle 'männlich' sind, weil wir das Wort völlig dekonstruiert haben? Wo man im Internet lange danach gefragt wurde, ob man 'm oder w' sei, da folgt heute (sofern die Antwort 'm' ist) schon fast standartmäßig die Frage, ob man 'cis' ist - vermutlich die Frage danach, welche Art von männlich man wirklich meint.