• Hi. Wollte nur Mal was ansprechen. Zwei Themen.

    Thema eins: versteifte Schule
    Ist euch schonmal aufgefallen, das in der Schule die Rede immer nur von hetero ist? Neulich in Reli (fragt nicht weiter) sollten die Jungs ihr absolutes Traumgirl und die Mädchen ihren absoluten Traumboy beschreiben. Ich frage mich nur so: ja gut, was soll ich machen? Ich bin lesbisch...

    Ich hab mich meiner Klasse noch nicht geoutet und musste mir einen jungen Zusammenspinnen, weil ich wusste, das die Lehrerin alle Hefte durchschauen wird (hat sie auch). Ist euch auch schon Mal aufgefallen, das unsere Gesellschaft total auf hetero versteift ist?

    Thema zwei: Niedlich

    Warum. Werden. Homosexuelle. IMMER. Als. Süß. Oder. Niedlich. Bezeichnet?! Warum?!?!

    Kann mir das Mal wer erklären? Zum Beispiel als ich mich bei zwei Freundinnen geoutet habe (zwei unterschiedliche, die beiden kennen sich nicht, Trotzdem haben sie gleich reagiert!) beide: och, wie süüüß! Warum? (hust...ichbinnichtsüß...hust)

    Sorry, wenn ich übertreibe oder so... Aber kennt ihr das?bored-squared

  • Hey,^^


    Zum ersten Punkt: Ja, das ist leider so, wahrscheinlich weil der Großteil der Bevölkerung eben hetero ist. Manchmal denke ich mir bei sowas auch "Hey, hier könnte auch jemand eine andere sexuelle Orientierung haben!", aber ich spiele da, wie du auch, mit und nehme das wohl oder übel so hin.


    Thema zwei: Ich habe mich bis jetzt bei zwei Freundinnen geoutet. Die eine meinte nur ganz locker "ja, das dachte ich mir schon". Ich weiß nicht mehr genau, wie die andere reagiert hat, aber es war auf jeden Fall schon eher etwas in die "süß"-Richtung. Warum das anscheinende einige so sehen verstehe ich auch nicht. ?(

  • ja, dass in der Schule ist mir nur all zu gut bekannt. ich bin auch noch nicht geoutet und deswegen nervt es mich mega. meine Reli Lehrerin unterstützt diese typischen Rollenklischees auch irgendwie total. Also keine Ahnung vielleicht hängt dass auch mit dem Fach zusammen?

    Zu dem zweiten Punkt habe ich keine Erfahrungen gemacht, hab mich zwar bis jetzt nur bei einer FReundin geotet aber die meinte nur dass sie schon einen Verdacht hatte und dass es für sie gar keinen Unterschied macht,

  • Zum ersten Punkt : ist ja auch in Schulbüchern so. Herr und Frau Meyer kaufen sich ein Haus oder so ähnlich. Als wenn Homosexualität nicht existieren würde. Aber herzliches Beileid dafür, dass du Reli machen musst. In Berlin kann man es ja mit 14 glücklicherweise abwählen :-)


    Zum zweiten Punkt : besser süüüüß als iiiiiiiiiiihhhh , oder ?

  • Zu 1: Kenne ich doch ich spiele da nicht mit. Warum auch? In Religion sollten wir beschreiben wie wir uns Beziehung bzw. Unsere Ehe in der Zukunft vorstellen. Ich habe gesagt, das ich mir mich mit einem Mädchen in meinen Armen vorstelle... Leider haben das dann zwar alle aus meiner Klasse mitbekommen und mich erstmal schief angeschaut, aber sollen die doch. Ich bin wie ich bin😅


    Zu 2: mir ist das nicht so passiert. Nur eine "Freundin" hält jetzt von mir Abstand und die anderen haben meistens gesagt das sie das eh schon wussten😁. Aber es ist echt manchmal blöd als süß bezeichnet zu werden

  • Zum ersten Punkt: Jop. Nervt mich auch mega. In der Politik und besorgte Eltern rasten alle komplett aus, wenn es darum geht, dass Homosexualität in der Schule besprochen wird. Da werden die Lehrer als pervers betitelt. Es wird FRÜHSEXUALISIERUNG geschrien. Meine Kinder werden homo GEMACHT usw. Aber solange es heterosexuell ist, ist alles okay. 6-8 Jährigen darf man ruhig gezeichnete Darstellungen von nackten Menschen zeigen, die sich küssen...ABER WEHE ES SIND HOMOSEXUELLE! Wo ist das denn dann keine Sexualisierung? Wenn man damit argumentiert Kindern mit Homosexualität zu konfrontieren würde sie homosexuell machen, dann müsste das gleiche doch mit Heterosexualität sein. (Mal abgesehen davon, dass diese Behauptung man könne Leute homosexuell machen totaler Schwachsinn ist) Also wäre es okay jemanden heterosexuell zu "konditionieren", aber nicht homosexuell? Sehe ich ganz klar Diskriminierung drin. Hinzu kommt, dass es einfach unmenschlich ist. Ich für meinen Teil hatte so wenig Ahnung von Homosexualität, dass ich dachte ich sei abnormal zu Beginn. Weil wenn man was darüber mitbekommt ist es nur negativ konjugiert. Schwul als Schimpfwort. Homosexualität und Diskriminierung. Selbst wenn man einem Kind sagt: Homosexuelle dürfen nicht diskriminiert werden das sind Menschen wie du und ich wird ja trotzdem signalisiert: Homosexualität wird in der Gesellschaft als negativ angesehen. Hach...wie man plötzlich ohne es zu wollen Romane schreibt, nur weil einen etwas richtig nervt.


    Zum zweiten Punkt: das hatte ich bei mir bisher noch nicht. Liegt wohl dran, dass ich wirklich nicht süß bin. laugh-squared Ne Spaß...also ich kenne das eigentlich echt nur von Schwulen. Da wird immer gesagt...achja die sind so einfühlsam...und ich hätte gern einen schwulen besten Freund...und die sehen auch so toll aus, weil die sich pflegen...hach einfach süß. Da denke ich mir auch immer nur so...KLISCHEE.

  • 1. Leute es ist passiert! In PW haben wir über die Ehe für alle usw geredet und ich bin nicht geoutet und meine gesamte Klasse hat so positiv darüber geredet das ich mega glücklich war!!! Aber sonst gibt es das nie... Mich regt das echt auf


    2. Ich hab eher Kommentare bekommen wie:

    ICh wusste es

    Du bist und bleibst wer du vorher auch warst, es ist mir egal wen du liebst

    Hauptsache du bist glücklich

    See, normality is a crowd-sourced fantasy, but it can turn every single silent person into an enemy. ❤

  • 1. Ja das ist bei mir an der Schule auch echt extrem. Über das Thema Homosexualität wurde in meinen 12 Schuljahren im Unterricht noch nie gesprochen. Ich hab nur mal gehört, dass in anderen Kursen zufällig ganz kurz darüber gesprochen wurde aber das war's dann auch wieder. Wirklich ernsthaft und aufklärend wurde das Thema nie aufgefasst und leider wohl auch in Zukunft nicht. Das einzige mal, dass über Homosexualität in der Schule geredet wurde (aber nur unter den Schülern) war, als eine Lehrerin mit ihrer Frau ein Kind bekommen hat.

    Dazu kommt, dass es mehrere männliche Lehrer bei uns gibt, die dermaßen sexistische "Witze" machen nach dem Motto "Frauen gehören an den Herd" und "wenn ihr schlecht in der Schule seid ist nicht schlimm, der Mann verdient ja schließlich das Geld in der Familie".

    Mit den ganzen Idioten, die schwul und gay als Beleidigung über den ganzen Schulhof rufen ist die Sache echt super abgerundet.

    Ach ja ich liebe meine Schule NICHT


    2. Ich hab das nur mal bei einem Freund erlebt aber sonst eigentlich nicht. Ich höre aber öfters mal, dass das die Reaktion auf ein Outing ist.

  • Thema eins: versteifte Schule

    Ist euch schonmal aufgefallen, das in der Schule die Rede immer nur von hetero ist? Neulich in Reli (fragt nicht weiter) sollten die Jungs ihr absolutes Traumgirl und die Mädchen ihren absoluten Traumboy beschreiben. Ich frage mich nur so: ja gut, was soll ich machen? Ich bin lesbisch...

    Ich hab mich meiner Klasse noch nicht geoutet und musste mir einen jungen Zusammenspinnen, weil ich wusste, das die Lehrerin alle Hefte durchschauen wird (hat sie auch). Ist euch auch schon Mal aufgefallen, das unsere Gesellschaft total auf hetero versteift ist?

    Das geht mir noch mehr so mit Polyamorie. Kaum jemand denkt auch nur darüber nach, dass nicht alle mono sind. Die ganze Gesellschaft denkt in diesem Raster. Ein Partner, alle sind übertrieben eifersüchtig, Beziehungen werden mit Sex gleichgesetzt und wenn jemand auch nur wagt, Monogamie infrage zu stellen, fühlen sich alle direkt bedroht und reagieren total defensiv

  • 1. Thema:

    Oh wow... also ich hatte nie das Gefühl, dass uns das in unserer Schule aufgezwungen wurde. In unserem LER Unterricht (Lebensgestaltung, Ethik und Religionskunde) zum Beispiel wurde sehr offen über alle Arten von Beziehungen oder Familien geredet. Ich hatte aber auch immer sehr verständnisvolle und aufgeschlossene Lehrer.

    In Englisch zum Beispiel sollten wir mal in einer Tabelle Sachen für „typical Boy“ oder „typical Girl“ einordnen und danach sollte man alles makieren was auf einen zutrifft egal auf welcher Seite der Tabelle es war und zum Schluss haben wir darüber diskutiert warum man diese typischen Rollenbilder hat, obwohl man selbst ja weiß, dass man Dinge mag, die normalerweise eher mit dem anderen Geschlecht assoziiert werden.

    Ich glaube, es kommt halt total auf das Bundesland, die Schule und dem Lehrer an. (Wenn ich gerade so darüber nachdenke, waren alle Lehrer, die da eher locker mit umgegangen sind unter 30...)


    Zum 2. Thema:

    Das kommt glaub‘ ich von Serien und Filmen. Also inzwischen gibt es ein paar Filme oder Serien, wo nicht typische Klischées bedient werden, aber das kommt erst so nach und nach und der Großteil der im Film und Fernsehen dargestellten Queer-Leuten werden halt immer als total niedlich dargestellt. Ich sag‘ nur „Ich hätte so gerne einen schwulen besten Freund“...

    Erst neulich hatte ich eine Unterhaltung mit Freunden, die halt eher dieses Schubladendenken haben (aber ohne böse Absicht, sie wissen es halt nicht besser) und ich habe da dann versucht zu erklären, dass nicht jeder Schwuler einen „auf Frau macht“ oder man nicht automatisch ‘ne voll übertriebene feministische Kampflesbe ist, wenn man als Frau auf das gleiche Geschlecht steht.

    Ich glaube da ist es am besten einfach zu versuchen geduldige andere aufzuklären und Missverständnisse, Halbwissen oder einfach falsches Wissen zu klären.

    Zu Polyamorie: Stimmt, das wird auch häufig gar nicht beachtet. Wenn dieses Wort in Unterhaltungen fällt, weiß die eine Hälfte nicht, was das ist und die andere hat ‘ne falsche Vorstellung davon.

    Das gleiche hab‘ ich auch mit Asexualität. Eine Freundin von mit ist asexuell und sie geht damit total locker um, und ich merke immer wieder, dass nur wenige den Begriff kennen und wenn kommt meistens die Frage: „Also... du magst so gar keinen Sex ???“ (so oder so ähnlich)


    Für beide Thematiken wäre es praktisch, wenn alle Arten von Sexualität oder Lebenswesen fest im Lernplan stehen würden. Oder das man bei Projektwochen sich einen Experten ranholt und ‘ne Art Workshop veranstaltet und zwar für alle.

    Aber das is‘ wohl noch sehr unrealistisches Wunschdenken von mir. .-.

  • zum 1ten - Es war schon dasselbe Thema während meiner Schulzeit und man begegnet dem ganzen leider immer und immer wieder. Gerade weil in der Schule immer nur von hetero gesprochen wird und das ganze Thema Sexualität nur von hetero handelt, hat mich das ganze ziemlich lange verwirrt, sodass ich eben erst jetzt (meiner Meinung nach ziemlich spät...) aktiv in das Thema LGBTQ eingestiegen bin und auch dazu stehe. Zumindest für mich selbst, bei einem sehr guten Freund und euch hier. ;)

    Aber Grundsätzlich wäre ich dafür, dass das ganze auch in Schulen besser vermittelt wird und das mehr dafür eingestanden wird. Gerade für die jungen Mädels und Jungs, die sich eben selbst nicht sicher sind.


    Zum 2ten - Als niedlich hab ich da bisher noch nichts mitbekommen, eher meißt das Gegenteil. Die meißten die ich kennenlernen durfte waren bzw sind eher homophob, sodass ich mich da auch eher immer ausgeschlossen fühlte, selbst wenn niemand über meine Gefühle und so Bescheid wusste. Und bei dem Freund, bei dem ich mich schon geoutet hab, wurd ich sozusagen mit offenen Armen empfangen, er zeigte vollstes Mitgefühl und Verständniss. Nichts wie "ihhhhhh" oder "ohhhhh wie süß!". Hab mich einfach nur super verstanden und akzeptiert gefühlt. :)

  • 1.: Ja, dito. Ich mein‘ ich bin jetzt 20 und habe mich das erste Mal getraut mich bei so etwas wie hier anzumelden und auch aktiv mitzuschreiben.

    Verwirrung ist immer das schlimmste, vor allem weil man dann auch immer das Gefühl hat man gehört weder zur einen noch zur anderen Gruppe. (So ging es mir zumindest.)

    Find‘ ich auch. Ein Teenager zu sein is‘ meistens schon schlimm genug, da braucht man nicht noch extra Probleme, die durch Wissensvermittlung und vertrauenswürdigen Anlaufstellen verhindert werden könnten.


    2.: Oh... das tut mir leid.

    Da hab‘ ich echt Glück. Bei mir ist das größte Problem, dass es so typische Vorurteile gibt und das is‘ aber meistens auch nie böse gemeint. (Jedenfalls kann ich das von meinen Freunden und ehemaligen Klassenkameraden sagen.)

    Das muss echt Scheiße sein... ich wüsste gar nicht wie ich darauf reagieren würde.

    Aber ich find‘s cool, dass du einen Freund hast, dem du dich anvertrauen konntest und der dann auch so verständnisvoll damit umgegangen ist. ^~^