Schreibtipps

  • Guten Abend zusammen,


    ich hoffe es gibt noch kein Thema in dieser Richtung, aber die Suche hat noch nichts in der Art ausgespuckt. Mir kam grade beim Lesen in diesem Unterforum der Gedanke, dass ein Thema bezüglich Schreibtipps ganz gut wäre.


    Darunter stelle ich mir zum Beispiel Hilfe bei akuten Problemen von uns "Hobbyautoren" vor, oder der einfache Austausch über Dinge, die wir persönlich bei so manchen Schreibstilen toll finden.




    Ich fange gleich mal mit beiden Varianten an:


    1. Leider hatte ich schon immer das große Problem nicht ausführlich genug zu schreiben. Bzw. vielleicht eher zu wenig beschreibend. Ich bin so sehr auf meine Handlung fixiert, die ich mir ausgedacht habe und die schier endlos ist (mir fällt auch während des Schreibens immer wieder was ein also an der Quantität hapert es eigentlich gar nicht), dass ich das drum rum nicht verpacken kann. Ich möchte gerne meinen Leser alles fühlen lassen, was meine Hauptperson fühlt, sieht und denkt, aber außer das denken kommt für meinen Geschmack viel zu wenig bei rum. Die schöne Verpackung fehlt quasi.

    Sich seinem Problem bewusst zu werden ist ja schon einmal die halbe Miete, wie man so schön sagt und ich habe mich daraufhin hingesetzt und mich bemüht. Ich habe es ohne Hilfe versucht drauf zu achten und mir auch Tipps aus dem Internet rausgesucht, aber jeder Versuch in die Richtung fühlt sich so gezwungen und irgendwie falsch an. Man könnte auch sagen, dadurch, dass ich mich darauf konzentrieren muss geht mir der Spaß an der Sache flöten, oder mein sonst aus dem Nichts erscheinender Drang an Ideen. Akzeptieren, dass ich nun mal so schreibe kann ich allerdings nicht, denn ich möchte mich ja schon verbessern. Vieles ist ja Lernsache. Ich hoffe danach denkt ihr jetzt nicht, dass ich eine Null bin im Schreiben, vielleicht sehe ich es auch zu pessimistisch, denn von meinen Freunden, die auch gerne Mal lesen kriege ich eigentlich sehr gutes Feedback.


    Vielleicht hat ja wer eine Idee für mich, ich würde mich freuen.


    2. Nun zu meinen Tipps, die ich so schon geben kann (manche sind geklaut, manche selbst ausgedacht):


    - Adjektive sollten eher selten wertend, sondern mehr beschreibend sein: anstatt herrlich, wild, gut und böse also zB. groß klein, kalt, heiß

    - Alle Sinne sollten einfließen nicht nur Auge sondern auch Ohr, Geschmack, Nase und Haut

    - Empathie: Versetze dich nicht nur in deinen Charakter, sondern auch in deinen Leser

    - Oft lassen sich Gefühle nicht gut beschreiben, aber übertragen durch Umstände, Auslöser oder das Bild an sich

    - Charaktere sollten menschlich sein und Schwächen haben (viele Neigen ja dazu ihre Charaktere zu idealisieren Mary Sues falls euch das was sagt)

    - Suche einen Adressaten

    - Manchmal sind kurze Sätze doch besser als lange verschachtelte, es wirkt vielleicht nicht so elegant, aber es ist immer noch besser als sich zu verzetteln

    - Man sollte eine Arbeit beenden bevor man mit der nächsten anfängt (mehrere Dinge gleichzeitig anzugehen ist ja in den meisten Fällen eher kontraproduktiv)


    Vielleicht fällt mir noch was ein, dann ergänze ich das.

    Bin sehr gespannt was ihr von diesem Thema haltet.


    LG


    Nico

  • Das ist in meinen Augen eine sehr gute Idee!

    Also zu deinem Problem weiß ich leider nicht so recht eine Anwort, weil das bei mir automatisch passiert und ich nicht genau weiß, wie man das extra in einen Text einfließen lässt.

    Die Tips finde ich sehr gut!

    Mein Problem beim Schreiben ist, dass ich mich irgendwann total verwurschetel was die Storyline angeht. Ich weiß, wie es weiter gehen soll und so, aber ab einem gewissen Punkt ist es in meinem Kopf so verschachtelt, dass ich einfach keinen Bock habe, an der Stelle weiter zu schreiben und dann einfach was überspringe. Das ist natürlich kein Problem, aber irgendwie stört es mich trotzdem :cursing:


    - Ich finde es wichtig, dass auch die Personen um den Protagonisten eine verständliche Geschichte haben und sich im Laufe der Geschichte weiter entwickeln und reifen (im positiven oder negativen Sinn)

    - Außerdem stört es mich, wenn es zu viel Dialoge, aber zu wenig "Regieanweisungen" gibt (also ich meine den Rest vom Text, der kein Monolog/Dialog ist). Klar sollten die Charaktere reden, aber für mich gibt es da eine Grenze :) . Ist aber nur meine persönliche Meinung

    - Und es sollte nicht zu viel sein. Ideen sind klasse und alles, aber wenn man dann 101 Fabelwesen in einem Fantasyroman hat und nicht mehr mitkommt, dann ist es wohl doch too much

    So, ich bin nicht wirklich gut darin, Ratschläge zu verteilen, aber ich schreibe gerne, also :saint:

  • Mir fällt da auf Anhieb ein Tipp ein, der im textbasierten Rollenspiel seit Jahren sowas wie meine goldene Regel fürs Schreiben ist - sollte bei jeder anderer erzählenden Textform auch passen.


    Im Endeffekt geht es darum, harte Wörter zu benutzen und wenige weiche Wörter - einfach weil der Leser von harten Wörtern sofort abgeholt wird, während sich zu viele weiche Wörter ziehen wie Kaugummi.


    Hart/weich meint in dem Fall aber nicht, welche Emotionen man den Wörtern zuordnet oder welche Atmosphäre vermittelt wird, sondern es geht um den Informationsgehalt.


    Beispiel (harte Wörter):

    Eine steile Falte zwischen seinen Brauen zeugte schlagartig von einer Missbilligung, die man ihm gar nicht zutraute.


    Beispiel (weiche Wörter):

    Er blickte missbilligend drein und wirkte verstimmter, als man es von ihm gewöhnt war.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Mein Problem beim Schreiben ist, dass ich mich irgendwann total verwurschetel was die Storyline angeht. Ich weiß, wie es weiter gehen soll und so, aber ab einem gewissen Punkt ist es in meinem Kopf so verschachtelt, dass ich einfach keinen Bock habe, an der Stelle weiter zu schreiben und dann einfach was überspringe. Das ist natürlich kein Problem, aber irgendwie stört es mich trotzdem :cursing:


    Hey,


    das ist bestimmt wirklich demotivierend so eine Verschachtelung der Story, die man dann nicht mehr aufgelöst bekommt.

    Ich hätte da vier Ideen zu:


    Sofern du das noch nicht machst, wie wäre es damit die Storyline mal in Stichpunkten festzuhalten und dann entweder:


    1. Unwichtiges was die Story verkompliziert (auch wenn es weh tut) raus streichen.

    2. Die Handlungsstränge zeitlich anders anordnen wo sie mehr Sinn ergeben.

    3. Leicht verändern

    4. Die verwurschtelten Handlungsstränge zulassen...natürlich ist es schon ein schlechtes Zeichen, wenn man selbst denkt: Nahh das könnte jetzt etwas kompliziert und zu verschachtelt sein. Aber man muss ja einfach sagen die genialsten Autoren machen aus epischen Erzählungen ein Meisterwerk. Bestes Beispiel Tolkien. Viele, die seine Bücher lesen denken sich doch beim ersten Mal lesen manchmal...okay jetzt komme ich nicht mehr ganz mit. laugh-squared Deswegen sind sie aber keineswegs schlecht.


    Vielleicht hilft das ja zumindest ein kleines bisschen.


    LG Nico

  • Kennt ihr zufällig das Buch "Die Kunst des Erzählens" von James Wood? Darin analysiert ein Autor und Literaturkitiker verschiedene Dinge, die selbst gestandene Autoren oft falsch machen.


    Gleich am Anfang gehts da um die Kluft zwischen Autor und seiner Figur und wie man es hinbekommt, durch erlebte Rede da eine Verbindung zu schaffen.

    Das ist auch das, was mir grad als erstes zu dem Problem von JokerBlacky einfällt: Natürlich will man dem Leser eine Situation genau so präsentiern, wie man sie im Kopf hat, mit allen Bildern, Gefühlen, Gerüchen, Gedanken. Aber manchmal kann das dann auch zuviel des Guten sein und den Leser schlichtweg überfordern; man hat dann eine seitenlange Beschreibung einer Situation und irgendwie das Gefühl, dass sich der Autor damit selbst überzeugen will. Interessant wird es dann meiner Meinung nach, wenn wenige, gut plazierte Worte verwendet werden, die noch viel mehr implizieren, das dann aber der Fantasie des Lesers überlassen.

    Ist aber leichter gesagt als getan^^


    Mein persönliches Problem mit dem Schreiben sind meine Gedanken. Während ich damit beschäftigt bin, eine bestimmte Situation zu schreiben, platzt mein kopf förmlich vor möglichen Weiterführungen/Ausgängen/Variationen/usw eben jener Situation. Führt dann meistens leider dazu, dass gar nichts mehr davon richtig greifbar ist und ich vor nem leeren Blatt sitze.

  • blaxk Stimmt, das was du da schilderst mit den Beschreibungen des Erzählers, die manchmal zu detailliert geraten, ist sowas, was beim Lesen schnell ein wenig frustriert, weil man das Gefühl bekommt, der Erzähler wisse eh alles und könne sich praktisch grenzenlos durch die Welt der Erzählung bewegen, alles gleichzeitig sehen und hören und er hat eigentlich Alles immer im Griff. Da geht massig Spannung verloren.


    In der Regel würde ich da zu zwei Möglichkeiten greifen, das zu vermeiden. Die eine besteht darin, aus der Perspektive eines oder mehrerer Charaktere zu schreiben und den Erzähler direkt ganz wegfallen zu lassen - und die andere Variante macht den Erzähler eher zu einer unsichtbaren Person im Geschehen, die zwar zwischen Blickwinkeln springen kann, aber immer nur eine begrenzte Auffassung hat, als wäre er wirklich physisch vor Ort dabei und nicht irgendeine ominöse Präsenz aus dem Off.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • JohnDoe Ich persönlich ziehe da letzteres vor. Wenn ich aus verschiedenen Perspektiven schreibe, tendiere ich dazu, eine davon lieber zu mögen und die anderen zu vernachlässigen.


    Allwissende Erzähler finde ich insofern manchmal lächerlich, wenn Kapitel (oder Bücher einer Reihe) mit dramatischen, vorahnenden Cliffhangern enden, die aber, wenn man genauer drüber nachdenkt, komplett unlogisch sind. Sowas führt dann eher dazu, dass ich auföre zu lesen.


    Wie schreibt ihr am liebsten? In der ersten oder dritten Person? Oder gar zweite Person oder Plural?

  • Mein Erzählstil variiert ziemlich stark - das kommt immer ein wenig darauf an, welche Stimmung ich vermitteln will, welche Art Text ich schreibe und in welcher 'Beziehung' ich als Schreiber mich zu der Person sehe, über die ich schreibe.


    Wenn ich z.B. einen freien Text schreibe, der gar keine echte Handlung hat, dann schreibe ich meistens direkt in der Ich-Form, damit der Leser den Eindruck hat, das würde in meinem Kopf stattfinden und wären meine ganz persönlichen Gedanken. Das Selbe mache ich in der 2. Person bzw. Plural, wenn ich die Perspektive nicht im Kopf des Erzählenden haben will, sondern seinen Blick auf Etwas oder Jemanden darstellen will. Beides hab ich hier gepostet -> Texte


    Schreibe ich dagegen eine Geschichte, die einen richtigen Handlungsstrang aus mehreren Personen hat, dann würde ich zum Erzähler in der 3. Person greifen, der universal für jeden Charakter erzählen kann, ohne dass es beim Lesen chaotisch wird.


    Für einen einzelnen Charakter, der eine Handlung dominiert, finde ich dann so eine Mischung ganz spaßig - also Alles, was den Charakter selbst betrifft, würde ich aus der Ich-Perspektive schreiben und sobald es seine direkte Wahrnehmung verlässt, würde ich ihn zum Erzähler machen, sodass es ein wenig wirkt, als würde er das nachträglich aus der Zukunft erzählen.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Ich schreibe am liebsten in der Ich-Form. Obwohl ich selbst nur ganz wenige Bücher gelesen habe, die in dieser "Perspektive" schreiben. Daher habe ich irgendwie den Eindruck es wirke unprofessionell. Ich bin allerdings auch sehr gut darin mich selbst runter zu machen. laugh-squared


    Würde mich sehr interessieren: denkt ihr die erste Person sei irgendwie weniger anspruchsvoll? Oder vielleicht sogar das Gegenteil?


    Und was haltet ihr von Sprüngen in der Erzählweise? zB. mal personal, mal auktorial. Ich selbst empfinde das als recht verwirrend und es fühlt sich manchmal so an, als bestünde darin der einzige Sinn den Plot voran zu treiben.

  • Ich finde, die 1. schreibt sich deutlich anspruchsvoller, als die 3. Person - das liegt aber weniger daran, dass man eben in der 'Ich'-Form schreibt, sondern daran, dass man meistens detaillierter werden muss, um in einer Handlung wirklich den Eindruck zu erwecken, in der Person zu stecken, denn sie nimmt Alles viel intensiver wahr, als ein Erzähler, der von Außen zwar auch beschreiben kann, was in der Person vorgeht, aber letztendlich ist es nicht in dem Umfang nötig, den man in der 1. Person beschreiben müsste/sollte/könnte. Rein grammatikalisch halte ich die 1. Person manchmal aber für unnötig kompliziert, wenn man eben eigentlich Wert auf eine Handlung legt, die mehr als das Tun einer Person umfasst und vllt. sogar einen wirklich großen Plot beschreiben soll. Spaßiger und atmosphärischer finde ich die 1. Person dennoch... deswegen schreibe ich wohl selten große Plots :D


    Beim Springen in der Erzählweise... kommt es immer ein bisschen auf den Text an - grundsätzlich denke ich, man kann Alles gut umsetzen, wenn es sich für den Leser und Schreiber irgendwie konsistent anfühlt. Den auktorialen Erzähler mag ich persönlich nur einfach generell nicht besonders, egal ob er mit anderen Erzählweisen gemischt oder konstant fortgesetzt wird - ist aber einfach nur Geschmackssache und ich finde Texte nicht zwangsläufig direkt schlechter, sobald sie auktorial erzählt werden.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Ich kann da JohnDoe nur zustimmen, finde auch dass die 1. Person anspruchsvoller zu schreiben ist.

    Was das Springen in der Erzählweise betrifft - ich finde, dass es da auf den jeweiligen Text ankommt. Wenn es gut gemacht ist, ist es definitiv sehr interessant zu lesen, wenn eben dieser Unterschied zwischen nicht involviertem Erzähler und der mit allen Sinnen beteiligten Person gut herausgearbeitet ist. Nur leider habe ich bis jetzt nur wenig solcher Texte lesen können, die gut waren. Wenn der einzige Unterschied zwischen den beiden Perspektiven nur darin besteht, ob da jetzt ich oder er steht, dann ist es einfach nur anstrengend und langweilig zu lesen.


    Früher habe ich oft in der 1. Person geschrieben, mittlerweile aber fast nur noch in der 3. Manchmal fange ich etwas an, lasse es dann aber, weil ich meistens das Gefühl habe, den Charakter nur unzureichend darzustellen. Vor Selbstzweifeln ist keiner gefeit ;)