Dreadlocks?

Ich bin jetzt kein Riesenfan davon, aber an manchen sieht es ganz gut aus. Ich persönlich würde mir keine machen lassen.

Aber letztendlich muss es ja dir gefallen und nicht den anderen.

Ich liiiiiebe Dreadlocks! Dreads sind richtig, richtig cool und ich überlege auch schon seit Jahren, mich selbst zum Dreadhead umgestalten zu lassen
Jedoch gibt es einiges zu beachten und es gibt auch etwas, was mich davon abhält. Bestimmt hast du dich schon selbst mit dem Thema auseinander gesetzt und bist früher oder später auf die gleichen Internetartikel gestoßen wie ich, falls das doch nicht der Fall sein sollte: Hier meine Ansicht dazu ^_^!

1) Geh NIEMALS in einen Afroshop oder zum Friseur um dir Dreads machen zu lassen. Ein Friseur weiß zwar, wie man Dreads herstellt, aber da es eher selten vorkommt dass Kunden Dreads haben wollen, sind die meisten Friseure sehr unerfahren und es endet oft in einer riiiiesen Katastrophe! Die im Afroshop können zwar meist recht gut dreaden, aber die Haarstruktur von Europäern ist eine komplett andere als die der Afrikaner. Das kann mega in die Hose gehen! Ich bin von der Dreadfactory überzeugt, die findest du im Internet und auch bei Facebook. Das coole an denen ist auch, dass sie mehrere Standorte in Deutschland haben, in beinahe jeder größeren Stadt gibt es ein Mitglied der Dreadfactory, das schon viel Erfahrung in Sachen Dreads hat. Wenn ich mir Dreads machen lassen sollte, dann dort.

2) Dreads sind gar nicht mal so pflegeleicht... Klaro, ne Dreadfrisur ist schnell gemacht und gerade morgens ist es bestimmt herrlich, wenn man einfach schwuppdiwupp fertig gestylt ist. Aber jedes Mal nach dem Duschen die Dreads trocken föhnen kann meeeeega ätzend sein, einige berichten davon, dass sie genau einplanen müssen wann sie ihre Dreads waschen und dass das trocknen mit dem Föhn eine sehr, sehr nervige Sache ist. Zudem muss man ja immer die Ansätze nachhäkeln, da bei den meisten das Haar am Kopfansatz nicht gut verfilzt. Das ist schon ein gewisser Aufwand und sollte nicht unterschätzt werden.
Wenn dir die Dreads irgendwann nicht mehr gefallen, gibt es zwar die Möglichkeit die Dreads wieder aufzukämmen, aber auch das ist anstengend und meistens muss später auch gutes Stück der aufgedröselten (schreibt man das so?) Haare abgeschnitten werden.

Was mich abhält: Ich bin vor kurzer Zeit auf einen sehr abschreckenden Internetartikel gestoßen, der meinen Träumereinen von schönen Filzhaaren eindeutig einen heftigen Schlag versetzt hat: Dreadlocks an Weissen seinen rassistisch und in höchstem Maße beleidigend für die Menschen, die mit Dreadlocks die Black Power Bewegung in Verbindung bringen. Viele PoC (People of Color) finden es absolut unangebracht, wenn Weisse die sowieso schon so privilegisiert sind (was meiner Meinung nach auch absolut stimmt!) sich solcher Symbole bedienen.
Diese Geschichte der Dreads als richtige Frisur begann zur Zeit der Kolonialisierung, als schwarze Sklaven mit verfilzten und völlig verdreckten Haaren auf riesigen Schiffen in die verschiedensten Länder gebracht wurden. Die Weissen empfanden diese Frisuren als schrecklich und furchteinflößend, daher auch der Name DREADlocks (Furchtlocken). Im Laufe der Zeit wurden die Furchtlocken jedoch zum Zeichen des Widerstands und der Rebellion der Schwarzen Bevölkerung und von den Weissen verachtet.
Nun ist das zwar schon alles ne gute Weile her, aber viele PoC sehen nunmal Dreads nachwievor eines der Wiederstandssymbole der Schwarzen und finden es unangebracht, wenn wir Weisse uns daran bedienen. Immerhin können viele mit ihren Natur-Afros und Locken sich die Haare nur schwer glätten und sich dem europäischen und amerikanischen Standart anpassen. Daher wollen einige Menschen, dass "wir" die Dreadlocks an uns selbst nicht tragen. Als Zeichen des Respekts an schlimme Zeiten.
Ich kann diese Ansicht absolut verstehen. Andererseits haben die meisten PoC eben mit diesen schrecklichen Ereignissen der Unterdrückung, Sklaverei und Rassisimus selbst gar nichts mehr zu tun und Dreadlocks gab es auch schon davor. Z.b bei den Mayapriestern, im Mittelalter, oder im islamischen Glauben. Dazu gibt es sogar richtige Belege. Das verfilzen der Haare ist ein natürlicher Prozess, der bei jedem Menschen auftreten kann, sobald er seine Haare nicht mehr ausreichend pflegt, es gibt dazu kein Patent oder ähnliches.
Aber wie bereits erwähnt, ich kann den Ärger und Frust mancher Leute schon verstehen. Immerhin tragen die meisten Europäer Dreads ja nicht als Zeichen des Wiederstands bzw der Black Power Bewegung, sondern lediglich als Modeaccessoire... Du musst also auf jeden Fall damit rechnen, dass du die Gefühle anderer Menschen dadurch verletzen könntest. Es gibt einige Stories dazu. Beispielsweise wurde ein Weisser mit Dreads schonmal aus einem ganz normalen Lokal geschmissen, weil die Bedienung ihn als rassistisch empfand. Das war sogar hier in Deutschland. Und erst vor kurzem wurde in den USA ein Weisser Student mit Dreads von einer Afrikanerin sehr böse zusammengeschlagen, weil sie sich durch seine Haare angegriffen fühlte.

Ich sehe es nicht ganz so eng. Dreadlocks sind eine Frisur, ein Look, und die Zeiten des Sklaverei liegen nun Goth sei Dank hinter uns. Jeder sollte doch das tragen und das tun, was ihm gefäll solange er niemand anderem dadurch schadet. Aber naja. Es ist glaube ich Ansichtssache und du musst selbst wissen wie du zu diesem Thema stehst und ob dich die Meinung der anderen, die weit über das rein Äußerliche Bild geht, dich interessiert.
Ich könnte nun noch ewig weitererzählen, aber ich hab schon wieder genug gesagt.
Falls du noch Fragen hast scheue dich nicht davor mir zu schreiben, ich beschäftige mich jetzt echt seit ner gefühlten Ewigkeit mit dem Thema

*Roman und Geschichtsstunde Ende*

EDIT: Was für dich vielleicht interessant sein könnte, wäre dir einmal Synthetic Dreads selbst herzustellen oder anfertigen zu lassen. Die bestehen aus Kanekalon (Kunsthaar) und man bekommt die in allen möglichen Längen, Dicken und Farben. Die Synthetischen Haare werden zu Dreads geformt und später in den Echthaar eingeflochten. Ich hab selbst schon oft Synthi Dreads getragen und hatte immer ne Menge Spaß damit! Ob Bodenlang in schrillem Neongelb und blau oder hüftlang in Bonbonfarben (meine Lieblingsdreads *-*) Synthi Dreads ermöglichen dir, dich mit Dreads anzufreunden und sich voll und ganz dem Dread-Feeling hinzugeben! Bei Naturfarben merken sogar nur echte Dread-Kenner den Unterschied

Zitat von JinXi

Was mich abhält: Ich bin vor kurzer Zeit auf einen sehr abschreckenden Internetartikel gestoßen, der meinen Träumereinen von schönen Filzhaaren eindeutig einen heftigen Schlag versetzt hat: Dreadlocks an Weissen seinen rassistisch und in höchstem Maße beleidigend für die Menschen, die mit Dreadlocks die Black Power Bewegung in Verbindung bringen. Viele PoC (People of Color) finden es absolut unangebracht, wenn Weisse die sowieso schon so privilegisiert sind (was meiner Meinung nach auch absolut stimmt!) sich solcher Symbole bedienen.

da kannst du argumentieren, dass diese leute sich in nichts vom rassismus der weissen unterscheiden. schliesslich gabs dreads oder ähnliche frisuren auch bei unseren vorfahren. kelten, germanen usw überhaupt die ganzen barbarenvölker (röm sichtweise) kannten das auch mal.

wenn das nicht zieht, ich hab mal einem typen gesagt, wer seine kultur mit in andere kulturkreise nimmt und dort lebt, beeinflusst den neuen lebensraum ebenfalls und muss damit rechnen, dass einiges der eigenen kultur in die kultur der neuen heimat übergeht und dabei vllt sogar anders interpretiert wird.

und wer argumentiert, dass das "kultureller diebstahl" oder ähnliches ist, beweist nur seine eigene intolleranz und verschliesst seine augen vor der tatsache, dass kulturen sich immer schon gegenseitig beeinflusst haben.

das argument rassismus zieht nicht. man kann es nämlich leicht umdrehen.

@LeGar
Sehe ich prinzipiell genau so, eine Frisur kann man sowieso nicht patentieren. Allerdings empfinde ich das Argument, dass Weisse eh schon priviligiert sind und sich Dreads aus Modegründen aneigenen, ohne Wissen was sie für PoC bedeuden als sehr, sehr überzeugend.
Diese Frisur hatte früher eine wahnsinnige Aussagekraft und ich finde es echt hart dass die meisten gar nicht wissen was Dreads damals bedeuteten.
Und eben weil ich selbst auch kaum weiß, was Dreads für manche bedeuten, lasse ich sie mir auch nicht machen. Ich finde man sollte alle Aspekte, so unscheinbar und doof sie im ersten Moment auch wirken, beachten und sich im klaren darüber sein wer und wieso es schlecht finden könnte. Stell dir mal vor wie peinlich es wäre, du hättest einen Dreadhead vor dir stehen und der weiß nicht mal woher Dreads kommen, was sie zu bedeuten haben und wer sie trug. Sowas ist leider nicht selten. Die meisten Kids denken doch nicht an Schwarze mit Dreads. Die sehen die Tumbrlbilder wo viele hübsche Menschen poetische Fotos mit ihren Filzhaaren zeigen...

An sich sehe ich es ansonsten genau so wie du, wie bereits erwähnt hatten Dreads ja auch bei uns in Europa einen kulturellen Hintergrund.
Und ich bin sowieso für kulturelle Vielfalt! Wenn ein schwarzer Japaner unsere Bayrischen Trachten geil findet und sie gerne trägt wäre ich mehr stolz als beleidigt weil er sich unserer Kultur aneignet Außerdem wird von uns ja auch keiner verurteilt oder kritisiert wenn er wie Weisse seine Haare glättet und blond färbt.

Das Wort Rassismus wird heutzutage viel zu leichtfertig gebraucht.

eben.

die aussage ist: es hatte früher mal eine bedeutung, gilt aber auch nur für
die zeit um die 1960s herum. dass weisse hippies dreads trugen störte kaum
einen afro.amerikaner zu dieser zeit. und da war der weisse rassismus weit
offensichtlicher als etwa in den 1980th als jüngere afros begannen, ihre eigene
kultur zu "entdecken", wobei ich denke, dass dreads ihrerseits von den rastafris
übernommen haben. belegen kann ich das allerdings nicht.

und mögen die rastfari auch "schwarz" sein, ist das doch wieder eine andere kultur. ich denke, das die wenigsten afro-amerikaner der 2000er generationen überhaupt einen echten historischen bezug zu "ihrer" kultur haben. es geht vielmehr darum, sich von der "weissen" kultur zu distanzieren, um, etwas eigenes zu betonen.

bei afro-europäern bin ich da etwas vorsichtiger, weil die oft noch sehr mit ihren afrikanischen wurzeln aufgewachsen sind und einen wirklichen bezug dazu haben. und sollte daher cultural appropriation tatsächlich ernst nehmen sollte, falls sie auf der ebene argumentieren. was aber kaum einer tut, meiner erfahrung nach. im gegenteil. meine cousine bekam ihre dreads von der mutter einer befreundeten, afro-deutschen familie gedreht (sagt mans so?). und so wie meine cousine das erzählte geschah das bei einer art frauentreffen, wo andere frauen afrkamn abstammung sich von dieser mutti ihre dreads machen liessen.

vllt ist man hier einfach viel relaxxter mit dem thema, solange man sich symphatisch findet,