Liebe cis-Personen, ist euch immer bewusst, dass ihr queer seid?

  • Mit 14 war ich zum ersten Mal in eine Frau verliebt. Mittlerweile bin ich 17. Irgendwann in der Zwischenzeit habe ich realisiert, dass ich homosexuell bin.

    So weit, so gut.

    Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass ich z. B. von einer Studie höre, die explizit heterosexuelle Mädchen in meinem Alter sucht, und ich denke: "Cool, die muss man unterstützen" - bis mir dann einfällt, dass ich daran eher nicht teilnehmen sollte. Mein Verstand weiß, dass ich nicht heterosexuell bin. Mein Unterbewusstsein weiß es offensichtlich auch, Stichwort Traumdeutung. Nachdem ich aber in keiner Beziehung bin und meine Familie mich wahrscheinlich auch für heterosexuell und nur ein bisschen "langsam" hält, ich also ein "ganz normales" Leben lebe, kann es schon mal vorkommen, dass ich mich von solchen Anzeigen angesprochen fühle.

    Geht bzw. ging euch das auch so, oder bin ich wirklich ein bisschen langsam im Kopf?


    P. S.: "Liebe cis-Personen" aus dem Grund, weil Trans-Personen sich wohl eher nicht versehentlich für cis-Heteros halten werden.

  • Also ich kenn das auch.

    Mein Umfeld weiß genau, dass ich lesbisch bin. Ich weiß es auch.

    Aber ich vergesse es manchmal auch. Wie bei dir zum Beispiel, wenn es so eine Umfrage gibt oder (Achtung möglicherweise blödes Beispiel), wenn bei mir in der Schule eine Valentinstags Aktion stattfindet und ich mir denke "wie cool", bis mir dann wieder klar wird, dass das eigentlich an die heterosexuellen Schülerinnen und Schüler geht.


    Also nein du bist nicht "langsam". Sowas kann einem im Alltag hin und wieder passieren und ist auch nicht schlimm.

    Zumindest finde ich es nicht schlimm.

  • ...

    Geht bzw. ging euch das auch so, oder bin ich wirklich ein bisschen langsam im Kopf?


    P. S.: "Liebe cis-Personen" aus dem Grund, weil Trans-Personen sich wohl eher nicht versehentlich für cis-Heteros halten werden.

    Ich antworte Mal vor Allem deshalb, weil ich eigentlich nicht zur angesprochenen Personengruppe gehöre :D


    Genau dem Punkt muss ich nämlich ganz besonders widersprechen, denn zu vergessen, dass man nicht 'cis' ist, ist als Transsexueller so ziemlich das einfachste der Welt. Es ist ja das Konzept vom trans Sein, dass man sich genauso 'cis' fühlt, wie Jeder nicht Transsexueller auch - nur eben nicht dem eigenen Körper entsprechend - und je ernster man sein Trans sein nimmt und das eben auch lebt, statt nur darüber zu sprechen, desto weniger ist man faktisch trans.


    Was nun das Bewusstsein dafür angeht, homosexuell - oder zumindest nicht hetero zu sein... ich glaube, mir geht es manchmal ganz ähnlich, dass ich mir selbst so wenig aus der Norm heraus vorkomme, dass ich nicht auf dem Schirm habe, im sexuellen Sinne wohl eben doch nicht der Norm zu entsprechen. Das mag vielleicht auch darin begründet sein, dass ich persönlich es auch gar nicht für erstrebenswert halte, nicht einfach der breiten Masse zu entsprechen. Im aktuellen politischen Kontext ist das nochmal mehr ein Thema - ob ich nun die Vorstellungen von Toleranz oder von Gleichstellung oder wovon auch immer nehme... in der Regel kann und will ich mich lieber nicht mit der Seite identifizieren, zu der ich da unfreiwillig gehöre und muss mich selbst daran erinnern, dass da auch ganz viel Unsinn in meinem Namen kollektiv mit gesprochen wird.


    Also ja, ich denke, wenn man einigermaßen angepasst ist und sich nicht weit weg von der Norm verhält, vergisst man einfach, wohl doch nicht zu 100% 'normal' zu sein.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Mir gehts eher andersrum, nämlich dass ich manchmal vergesse, dass für die meisten Menschen hetero die Norm ist und sie deshalb automatisch davon ausgehen, dass ich hetero bin, wenn sie es nicht besser wissen. Wenn also z.B. jemand davon redet dass ich mal einen Ehemann habe oder fragt ob ich auf diesen oder jenen Typen stehe, kann es sein, dass ich ganz kurz verwirrt bin und denke "Hä? Wieso sollte ich auf nen Typen stehen?"

  • weirdo Das Lustige in meiner Schulklasse ist, dass außer mir - lesbisch - und einer Freundin - pansexuell - die anderen aus unserer Clique überhaupt nicht darüber nachdenken, sich zu verlieben etc. Wenn die ganzen anderen Mädchencliquen über Jungs reden, reden wir ausschließlich und ohne nachzudenken über Mädchen und Frauen. Keine Ahnung, ob uns jemals einer reden gehört hat - aber wenn, wird er sich schön gewundert haben.

  • Joa ich glaube das ist unterschiedlich bei jedem menschen.


    Schau mal, ich weiss nicht ob ich bi bin oder SchaWul, ich weiss nur sicher, dass ich jungs mag und deshalb nicht straight sein kann. So ist das wahrscheinlich bei ein paar anderen, abwe dann gibt's auch ein paar die es andersrum erleben


    Also ich weiss dass ich "queer" bin , hopefully beantwortet das deine frage:D

  • Mir gehts eher andersrum, nämlich dass ich manchmal vergesse, dass für die meisten Menschen hetero die Norm ist und sie deshalb automatisch davon ausgehen, dass ich hetero bin, wenn sie es nicht besser wissen. Wenn also z.B. jemand davon redet dass ich mal einen Ehemann habe oder fragt ob ich auf diesen oder jenen Typen stehe, kann es sein, dass ich ganz kurz verwirrt bin und denke "Hä? Wieso sollte ich auf nen Typen stehen?"

    Mir geht es genau so. Beschäftige mich so viel mit der LGBT Community, dass ich immer bisschen verwirrt/überrascht bin, wenn andere über irgendwelche "Cis-Hetero" Themen rede. Hab mir die Heteronormativität, die mir von Geburt an beigebracht wurde irgendwie abtrainiert haha