Bi existiert nicht

  • Hey ihr,

    Ich wollte Mal fragen ob noch andere von euch das Problem kennen, als bisexuelle Person nicht ernst genommen zu werden?

    Ich selbst bin bi mit höherem Anteil fürs eigene Geschlecht, habe allerdings seit längerem einen festen Freund. Also bekomme ich häufig zu hören, dass ich ja hetero sei, da ich einen Freund habe und mich nur der Aufmerksamkeit halber geoutet hätte. Bi Leute wären entweder zu feige sich als homo zu outen oder wären Heteros die scharf auf Aufmerksamkeit sind.

    Was sind eure Erfahrungen und wie geht ihr damit um?

  • Hey,

    ich bin auch bi, allerdings erst bei wenigen Personen geoutet. Die wenigen die es wissen, sind da allerdings eher offen eingestellt und haben nicht solche Vorurteile.
    Aber ich habe auch schon Aussagen mitbekommen, wie du sie angesprochen hast. Da sage ich den Leuten dann meist "einfach" dass das Schwachsinn ist und dass sie das als außenstehende Person wohl kaum beurteilen können. Bringt manchmal mehr, manchmal weniger.
    Oft wird die Bisexualität auch als Phase gesehen, habe ich so den Eindruck. Das man, wie du ja auch schon sagst, sich einfach nicht entscheiden könne, was natürlich völliger Quatsch ist.

  • Ich denke, das hängt vllt damit zusammen, dass wir bequemerweise meist in sehr vereinfachten kategorien denken wie: es gibt nur das eine oder das andere.


    Oft reagierem leute, zb mitschüler, seltsam, wenn sie sehen. dass ich ein mal wieder ein mädchen date, wo ich doch vllt kurz vorher offenbar etwas mit einem jungen hatte. das finden sie dann meist verwirrend und ich lustig.


    aber outen werden ich mich nicht. um geistig weniger erleuchteten aber ansatzweise helfen zu verstehen was ich bin, antworte ich, falls sie fragen mit: tendenziell bi!

  • Also ich bin ebenfalls bisexuell und habe grundsätzlich positive Reaktionen erhalten. Allerdings durfte auch ich mir anhören, dass ich mich ja einfach nicht entscheiden könne. Ich mache es nur einfach nicht vom Geschlecht abhängig, wen ich liebe. Es mag gewagt sein, das zu sagen, aber ich denke, dass Bisexualität auch noch stigmatisiert wird. Es fehlt vor allem an Aufklärung. In den Medien wird viel über Homosexualität diskutiert und ich finde, dass Bisexualität und auch andere Sexualitäten da ziemlich unter den Tisch fallen. Natürlich ist es für die meisten erstmal schwer und verwirrend, seine eigene Homosexualität zu entdecken, aber dabei wird oft vergessen, dass auch Bisexualität nicht leicht zu verarbeiten ist. Man passt weder in die hetero- noch in die homo-Schublade. Man steht zwischen den Stühlen. Über andere Sexualitäten muss definitiv mehr gesprochen werden, denn auch sie sind ein komplexes Thema.

    Some legends are told,
    Some turn to dust or to gold.
    But you'll remember me for centuries.
    And just one mistake,
    is all it will take.
    We'll go down in history.
    Remember me for centuries.

  • Von meiner Familie und meinen Freunden habe ich auch durchweg positive Reaktionen bekommen und höchstens Mal ein liebevolles "da hast du ja deine Chancen um 100% erweitert" aber Grade wenn man neue Leute kennenlernt kommt eben dieses Gefühl dass das ganze mehr als eine Art Mode gesehen wird. Oder eben sehr abwertend weil es mit Polygamie bzw. Fremdgehen verwechselt wird.

    Habe allerdings auch schon erlebt dass ich mit einem Mädchen geschrieben habe und es sich mehr als Freundschaft entwickelte dann allerdings nichts daraus wurde weil ich ja keine richtige Lesbe sei und irgendwann sowieso mit einem Kerl abhauen würde. Trifft natürlich nicht auf alle zu aber man fühlt sich tatsächlich zwischen den Stühlen und nirgendwo richtig zugehörig.

  • Aloha :)


    Ich bin ebenfalls bi und die meisten meiner Bekannten wissen das auch, da sie mich sowohl mit Männlein als auch mit Weiblein an meiner Seite kennen.

    Allerdings bekam ich bisher von niemandem irgendein Resüme. Es scheint in meinem Freundeskreis wohl recht egal zu sein, welche Sexualität ich auslebe und darüber bin ich auch heilfroh.

    Ich werde sowohl mit einem männlichen als auch mit einer weiblichen Partner/in ernst genommen und weder verurteilt noch darauf angesprochen. :)

    Zumindest von den meisten Menschen....die einzige Person, die mich nicht ernst nimmt, ist meine Mutter. Die denkt auch ich sei seit 8 Jahren in einer Phase :D Aber ich glaube die wusste bis vor kurzem nicht einmal dass es sowas wie Homosexualität gibt :D Die lebt was das angeht sowas vom hinterm Mond :D


    Lass dich von solchen Leuten einfach nicht ärgern.

    Viele Bi's sagen ja von sich aus auch selbst, dass ihre Vorlieben was das Geschlecht angeht schwanken und ich denke gerade als Hetero kann man das nur schwer nachvollziehen.

    Bring nächstes Mal einfach einen coolen Konterspruch und lass solch oberflächliche Menschen ansonsten links liegen. Mit solchen Aussagen solltest du dich echt nicht weiter belasten :)


    Liebe Grüße,

    Juli

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    Don't push the river, it flows by itself.

    Barry Stevens


    Gefunden das Wort, aufgegangen das Herz.

    Friedrich Hölderlin

  • In der Vergangenheit wurde mir auch schon mal zugeschrieben dass ich nur Aufmerksamkeit möchte. Und ich wurde mal gefragt ob ich 'noch unentschlossen' bin.


    Das nehme ich der Person aber nicht übel, weil ich denke dass sie einfach noch nie von Bi Leuten gehört hat und deshalb meint dass man sich entscheiden muss. Damit die Leute verstehenn dass es nicht nur Homo und Hetero gibt, mache ich kein Geheimnis aus meiner Sexualität.


    Dazu muss man sagen: Ich habe ein cooles offenes Umfeld und habe bis auch das oben genannte keinerlei negative Erfahrungen damit gemacht. (Dass ein Outing manchen Menschen schwer fällt kann ich sehr gut nachvollziehen.) Ich glaube auch, dass ich schon viele Vorurteile so bei Seite räumen konnte. Zum Beispiel eine langjährige Freundin meinte, sie dachte früher immer es gäbe keine Bisexualität und durch mich glaubt sie nun daran.


    Wenn Menschen verwirrt reagieren (oder meinen ich hätte mich noch nicht entschieden), dann erkläre ich ihnen, dass ich mir sicher bin auf Menschen unabhängig von Geschlecht zu stehen.

    Oft wähle ich dieses Beispiel: 'Man kann auch blonde und braunhaarige Frauen gleichzeitig attraktiv finden. Wenn man mit einer Brünette in einer Beziehung ist, dann fehlt einem nichts weil man Blondinen ja eigentlich auch mag.' Danach musste ich mir noch nie was blödes anhören.


    Allerdings bin ich schon über 20. Gut kann ich mir vorstellen, dass die Leute es (zumindest teilweise) während meiner Schulzeit nicht so gut verstanden hätten.

  • Halli hallo :D ,


    Ich weiß noch vor ein paar Jahren, bevor ich überhaupt wusste zu welchen Geschlecht ich noch mehr hingezogen fühle, hatten meine Mutter und ich uns unterhalten über Sexualitäten (den Anlass weiß ich nicht mehr).

    Da meinte sie jedoch, das man sich schon entscheiden soll für Mann oder Frau. Wenn man sagt man findet beides interessant, dann wäre das ja quasi "Trend".

    Manchmal frage ich mich schon sehr was bei im Kopf eigentlich abgeht 😆 Sie meinte es nicht böse, aber so wirklich im 21. Jahrhundert ist sie dann doch manchmal noch nicht ganz 😆


    Von Freunden habe ich bisher aber nichts negatives gehört, vermutlich, weil jüngere Menschen sowas (oft) lockerer sehen:)