Hallu :3 Ich bin noch neu hier, aber ich wollte euch gern mal mein Zeugs zeigen.
Jaaa, dann fang ich mal an.
Der Stein presst sich an meinen Körper. Kalt, mörderisch, unbarmherzig. Meine Knochen drohen zu brechen und ich bekomme Angst. Viel Angst. Unaufhörlich grabe ich weiter, schaufle mit den Händen Erde und Gestein zur Seite bis meine Finger beinahe ganz unter schwarzem Dreck verschwinden. Ich kann es nicht glauben, dass ich noch lebe. Gestern noch war an leben überhaupt nicht zu denken, es war aussichtlos dem Tod zu entgehen. Wieso dieser gewissenlose Geselle mich verschonte ist mir sowieso ein Rätsel. Ich buddle und höhle aus, ich schabe und kratze. Seit einer Ewigkeit immer das selbe. Alles was mich voran treibt ist die Hoffnung - der Gedanke, dass wir vielleicht gesiegt haben und diese elende Stadt nun in Rauchschwaden versinkt. Zu viele junge Männer sanken ins Grab, genug Väter wurden ihren Söhnen und Töchtern genommen. Es reicht. Dieser Krieg muss einfach vorüber sein. Meine Glieder sehnen sich nach Licht. Nur ein kleiner Strahl Sonne würde mir genügen. Wie lang wurde ich wohl da unten gefangen gehalten? Eine, vielleicht zwei Wochen? Kein einziger Schimmer Licht hatte mein Auge gereizt, kein Wind meine Haare hin und her gewogen, kein sanftes Plätschern eines Baches war an mein Ohr gedrungen. Ach wie ich das Sein dort oben nur vermisste. Lass sie leben, oh bitte lass all meine Kriegsbrüder am Leben sein, du grausame Welt.
Wärme dringt an meine Fingerkuppen und Euphorie durchschießt meine Adern. Gleich habe ich es geschafft, gleich ist es soweit! Förmlich schmecken kann ich den Frühling. Oder ists bereits Sommer? Egal, total egal! Ich kratze und baggere weiter, mein Körper schiebt sich unaufhaltsam in die Höhe.
Und auf einmal ist der Moment gekommen: Meine Hände erreichen das Tageslicht. Die Begeisterung ist nicht mehr aufzuhalten, sie schießt in Wogen durch meinen Körper. Ich rudere mit den Armen, als auch der Kopf das Ziel erreicht. Mit letzter Kraft stemme ich meinen Leib durch das entstandene Loch nach oben. Triumphierend, wie der größte aller Helden, stehe ich nun hier. Ich, ein unbedeutender Krieger, auf dem höchsten Berg des Erfolges. Ich blinzle und brauche einen Moment, um mich an das umwerfende Sonnenlicht zu gewöhnen.
Ich atme ein einziges Mal tief ein und spüre, wie der Wind meine wuschligen Locken zerzaust. Zum ersten Mal seit langem frei. Zum aller ersten Mal seit einer Ewigkeit erblicke ich die Schönheit dieser grausamen Welt. Ich sehe genauer hin. Tatsächlich, ich stehe auf den Trümmern der Stadt. Alles versinkt im Rauch des Feuers, welches die letzten Reste niederbrennt. Geröll liegt zu meinen Füßen, es sind die Steine der Stadtmauer. Heute ist der Anbeginn einer neuen Zeit. Der Krieg ist vorüber, ja so muss es sein. Meine Arme breiten sich wie von selbst aus und ich hebe ab. Natürlich nur in Gedanken, doch es ist wunderbar. Das Schwert an meiner Seite scheint wertlos im Verlgleich zu dieser beruhigenden, einsamen Stille. Jahrlang war es nicht mehr so ruhig. Ich fühle mich wie neu geboren, wie ein lebendiges wendiges Kind. Voll Euphorie und neuer Energie renne ich los, meine Füße tragen mich mit naiver Leichtigkeit über den Boden. Ich halte nach den anderen Kindern ausschau. Den Kindern Gottes, den jungen Menschen dieser neuen Zeit. Wo sind sie nur versteckt, wo sind meine Brüder, meine Leidensgenossen? Ich atme erneut durch, während ich das Tempo erhöhe. Noch immer kann ich es nicht glauben, dass mir mein Leben geblieben ist. Endlich kann ich diese grauenhaften Bilder loswerden, es ist vorbei. Ich brauche nicht mehr zurückblicken, denn ich weiß es ist zu ende und ich habe meine Freiheit zurück.
Plötzlich bleibe ich jedoch abrupt stehen. Mein Blick fällt auf einen leblosen Körper, der sich an den unbequemen Boden zu klammern scheint. Eine Falte trübt mein erfreutes Gesicht. Auch eine Leiche des Feindes rührt mein Herz beinahe zu Tränen, so brutal scheint sie erstochen. Angeekelt von der Herzlosigkeit des Angriffs drehe ich den toten Kämpfer mit dem Fuß auf den Rücken und zucke zusammen. Ein erschreckter Laut entweicht meinem Mund in Form eines gellenden Schreis. Das ist nicht möglich, oh bitte nicht.
Als ich mir eines Tages meiner Einsamkeit bewusst werde, sitze ich, die Beine weit von mir gestreckt, auf einer Parkbank. Ich denke über mein Leben nach, mir fröstelt vor Kälte und der Wind treibt mir die ersten Flocken des Winters ins Gesicht. Schauer sind dazu verdammt auf meinem Rücken auf und ab zu rennen. Weiß gefleckt liegt sie da, die Wiese, wie ein milchiger Teppich, der mit grünen Flicken übersäht ist. Fast verdorrte Grashalme kämpfen gegen ihre Schneedecke, kommen aber schlussendlich nie dagegen an. Innerlich fiebere ich mit, dass es doch einer schafft, aber mir ist bewusst, dass spätestens der nächste Kälteausbruch sie alle niederringen wird. Sie alle werden den Tod durch die Kälte eines anderen finden, wie sie so viele Lebewesen auf unserer Welt erfahren. Durch das Meer des Windes segeln die letzten Blätter zu Boden und bleiben tot liegen.
Ich kann sie auch fühlen, diese seelische Ausgestorbenheit. Nun ist mir nicht klar, wie es richtig ist: Habe ich mich ins tote Blatt versetzt oder das Blatt sich ins tote Ich? Beides möglich, denke ich. Es ist alles was ich denke, alles was ich noch von mir weiß. Habe ich mich gerade eben erst verloren oder vor vielen Jahren und bin nun dabei mich wiederzufinden? Eigentlich ist es nicht von Bedeutung, aber es beschäftigt mich doch.
Mein Geist macht sich auf die Reise, um sich aus meinem Kopf zu lösen und die ganze Welt noch einmal zu erkunden. Aus besseren Tagen klingt das Jubeln einiger spielender Kinder zu mir heran und eine Turmuhr schlägt zum zwölften Male. Sie schlägt so laut, so stark, dass mir die Ohren klingen. Wachgerüttelt von diesem sanft grausamen Takt, entreiße ich mich aus der Welt der Visionen.
Ich träume zuviel, hat man mir gesagt. Immer wieder hat man es mir vorgeworfen. Ich sei zu romantisch, zu naiv oder gar zu kompliziert. Als wären Träume etwas schlechtes! Was soll ich denn mit der Wirklichkeit anfangen? Was ist überhaupt so schlimm daran, naiv zu sein? Nachdenklich werfe ich den Kopf in den Nacken, nur um zu bemerken, dass der Himmel mir nicht antworten wird. Es mag sein, vielleicht bin ich ein Träumer. Ja, ich bin es ganz sicher und es gefällt mir so, wie es ist. Nur der unaufmerksame, der fantasievolle, ja der Träumer eben, wird in der Lage sein sich auf jede Wolke, jeden Berg und jedes Dach der Welt zu denken. Er wird sehen, wie die Sonne aufgeht und eines Tages für immer erlischt. Und wenn auch nur in Gedanken, aber er wird all dies erleben.
Zufrieden wende ich mich von dieser Wiese ab und meinen Schnürsenkeln zu. Einer, der rechte ist es, hat sich gelöst und wagt es nun, mich dazu zu zwingen, ihn zu binden. Nun gut, es ist ja kein großes Tun, aber ein wenig enttäuscht bin ich doch. Denn mir fällt auf, dass diese geistige Klarheit verschwunden ist.
Vielleicht kehrt sie irgendwann einmal zu mir zurück? Wie schon erwähnt: Es ist nicht von Bedeutung. Aber es beschäftigt mich doch.
Es fließt der Fluss des Lebens
unter dieser Brücke
mit reißerischer Tücke
hell und kristallklar.
In seinem Antlitz spiegelt sich
das Bildnis meiner Pläne
wie eine schöne Träne
aus Zukunft und Visionen.
Der Traum ist jene Brücke,
zwischen Erd' und Himmelszelt
und er ist alles Schöne auf der ganzen weiten Welt,
Sinn und Zweck des Lebens.
Er veranlasst Höhenflüge
mit großen breiten Schwingen,
und nur durch Träume klingen
die Zukunftslieder.
In den Nebel trugen mich
die Räder auf der Schiene.
Und ans Fenster drängte sich
mein Schicksal mit grausamer Miene.
Es gaffte und blickte
finster wie Nacht
ich weiß, wer es schickte,
ich kenne die Macht.
Schicksal, ich kann dir entrinnen,
du wartest vergebens,
du wirst nicht gewinnen,
das ist der Zug meines Lebens.
Die Reise ging in ein fernes Land,
fort von der Qual, so dachte ich
doch dann ward das Schicksal entsandt
und mit voller Wucht überraschte es mich.
Na ja grin-squared Keine Ahnung, ob das iwie gut ist oder so. Vlt gefällt es euch ja
LG