Welche Eigenschaften findet ihr "erwachsen" oder umgekehrt "unreif"?

  • Die Frage hat leider einen aktuellen Bezug. Mein Freund hat mir heute früh allen Ernstes gesagt, dass ich noch erwachsener werden muss (was ... echt grenzwertig ist, wenn man es einer 19jährigen sagt, aber darum geht es jetzt nicht).

    Seitdem frage ich mich, woran man Reife eigentlich festmacht. Das Alter hat damit ja eher weniger zu tun, bzw. nur bis zu einem bestimmten Punkt. Also was macht mich erwachsener als andere, die im gleichen Jahr geboren sind? Für mich waren es immer Dinge wie Wäsche waschen, Arzttermine ausmachen, Rechnungen bezahlen und nicht jedes Mal Mama fragen. Mittlerweile bin ich von zu Hause ausgezogen (und direkt ins Ausland gegangen) und würde sagen, dass ich mein Leben selbst plane und diese Pläne nur noch mit den Kollegen, meiner Mentorin etc. abkläre, wenn es eben notwendig ist.

    "Unreif" würde ich es dagegen finden, wenn ein ehemaliger Klassenkamerad es nicht schafft, irgendetwas im Haushalt zu machen oder sich selbst um seine Termine zu kümmern. (Was heißt hier "würde"? Ich kenn da ein paar Kandidaten.) Termine ewig aufschieben oder mit Kritik nicht gut umgehen können würde ich auch noch dazu zählen.

    Allerdings denke ich, akademische Abschlüsse usw. machen einen nicht unbedingt erwachsener. Z. B. hat mein Freund die Uni abgeschlossen, ich will im Wintersemester erst anfangen - aber das liegt einfach daran, dass ich erst letztes Jahr Abi gemacht hab. Ich kann zeitlich gesehen noch keinen anderen Abschluss haben. Und es gibt bestimmt einige Leute da draußen, die zwar mit dem Studium durch sind, aber die ganze Zeit bei ihren Eltern gewohnt haben und nichts allein auf die Reihe kriegen.


    Was ist eure Meinung dazu?

  • Ich finde ja, 'erwachsen' sein hat viel damit zu tun, wie man die Welt sieht und in bestimmten Situationen reagiert.

    Wenn man beispielsweise von anderen Menschen Ablehnung erfährt, wäre es ziemlich kindisch, diese Leute dann zu beleidigen, oder anderweitig anzugreifen. Auch, wenn diese das in ihrer Ablehnung getan haben.

    Oder das anerkennen von anderen Meinungen und Ansichten. Unreife Personen greifen schnell dazu, ihren Gegenüber zu verurteilen, anzugreifen, auszuschließen, ... wenn man sich nicht einig ist, statt darüber nachzudenken, wieso die andere Person so denkt und dies auch anzuerkennen und zu respektieren.


    Ich denke auch nicht, dass erwachsen sein bedeutet, dass man Dinge alleine tut. Sicher gehört es irgendwie dazu, aber das kommt, wie AceOfSpades schon sagte, auch auf die Umstände an. Selbst unreife Personen können es schaffen, zum Beispiel ihre Wäsche zu waschen, oder allein zum Arzt zu gehen. Ebenso, wie es auch möglich ist, dass reifere Personen das nicht können.

    Meiner Meinung nach sollte man sich nicht immer in allem mit anderen vergleichen, wenn es zu solchen Dingen kommt.

  • Klar, "Dinge erledigen" ist auch eher eine persönliche Sache, die man nicht kategorisch festlegen kann. Ich meine natürlich nicht, dass es unreif ist, wenn man dazu nicht imstande ist.

  • Hab vor jahren einen 12 jährigen kennengelernt, dessen intellekt man durchaus als erwachsen hätte bezeichnen können. Je besser ich ihn kennenlernte, desto mehr konnte ich dann zwischen Verstand und Emotion bei ihm unterscheiden. Mental war er sicher erwachsen, erwachsener als so mancher erwachsener den ich bis dahin kannte. Emotional war er ein typischer 12jähriger. Daher geb ich nicht viel wenn jemand sagt, ein anderes individuum müsste erwachsener werden. Jeder mensch entwickelt sich anders. Einige mögen als jugendliche erwachsen wirken, etwa durch die entscheidungen die sie treffen und veranwortung die sie übernehmen. Das bedeutet keinesfalls, dass sie es auch sind oder wollen. Lebensumstände mögen ältere kids auch dazu bringen, erwachsen zu handeln, verantwortung zu übernehmen, wenn eltern es nicht tun, zB. Aber wie schon gesagt, im grunde wollen sie oft kaum diese bürde tragen, nehm ich an.


    Würde es auch nicht auf bestimmte eigenschaften fest machen. Irgendwann ist man einfach erwachsen und bemerkt es nicht einmal. Das Kind im manne ist manchmal gar nicht so eine hohle phrase. Kann man auch mit das kind im Mensch umschreiben. Gilt nicht nur für männer.


    Und wenn ich mich so umschaue unter den leuten an der uni, sieht man auch oft die beiden seiten einer medaille. Manchmal scheint es sogar, dass einzelne gar nicht erwachsen sein oder es überhaupt werden wollen. Scheint eine art zeitgeistliches phänomen zu sein.