Hey, Leute!
Das hier ist mein erster Beitrag auf dieser Plattform und generell was LGBT+ Foren betrifft. Also bitte nicht böse sein, falls ich etwas falsch mache. Danke
Also, die Sache ist die. (Ich fange einfach Mal von vorne an.) Ich war in meine beste Freundin verliebt und das seit 2 einhalb Jahren. Ich habe ihr die ganze Zeit über nichts davon gesagt. Das hatte viele Gründe: Ich wollte die Freundschaft nicht zerstören, ich wollte es nicht wahr haben, ich hatte Angst ausgelacht zu werden und so weiter. Und da wir in dieselbe Klasse gehen hat die Tatsache nochmal dazu beigetragen es zu verheimlichen.
Wir haben auch eine sehr gute freundschaftliche Beziehung in meinen Augen. Wir schreiben viel, ärgern uns immer ein bisschen und haben uns tatsächlich noch nie heftig gestritten. Wir haben nur manchmal unterschiedliche Meinungen, mehr nicht. Wir haben auch ähnliche Interessen. Eigentlich perfekt.
Nun ja. Es kam der Tag an dem sie (nennen wir sie einfach Charlie) sich bei mir als Gay geoutet hat. Ich fand das klasse und habe mich total gefreut und gesagt, dass ich es voll und ganz akzeptiere. Ich habe mich total gefreut und gedacht, dass ich jetzt vielleicht eine kleine Chance haben könnte, aber ich hatte auch da schon GROẞE Zweifel, weil ich es mir nicht wirklich vorstellen konnte.
Noch mehr Zeit verging und ich habe mich dann auch bei ihr geoutet. Sie hat sich auch ziemlich gefreut und wir haben noch lange geschrieben, so wie immer. Ich war glücklich, dass sie es wusste und habe noch mehr gehofft und die Daumen gedrückt. Und im Grunde ist alles gut. Meine Familie ist nicht homophob und hat keine Vorurteile oder Hass gegen meine Sexualität, aber trotzdem ist nicht alles gut. Ich habe in keiner Hinsicht Erfahrungen in Beziehungen. Ich hatte noch nie eine Beziehung geschweige denn auch nur einen KussX/(Vielleicht weil ich noch relativ jung bin, gerade Mal 14.) Und ich konnte es ihr nie direkt sagen. Ich vertraue ihr. Sie vertraut mir. Aber es ist zu spät. Jetzt ist es sowieso vorbei für mich. Sie hat gemerkt, dass etwas los ist und hat mich ausgequätscht, aber ich habe geschwiegen wie ein Grab.
Nun ja, das ist länger her. Jetzt etwas Aktuelleres. In den Ferien haben wir uns zum Zocken verabredet und sie wollte mir etwas sagen. Natürlich war ich sehr neugierig, hab aber bis zum Abend den Mund gehalten, weil das Game unglaublich spannend war und ich sie nicht unter Druck setzen wollte. Sie hätte bestimmt gar nichts mehr gesagt, wenn ich gleich gefragt hätte. Naja, kurz bevor sie gegangen ist habe ich dann doch noch gefragt. Ich dachte, (zu höchstens 2% von 100%) dass sie mich vielleicht doch mehr mag als nur freundschaftlich. Sie hat mir gesagt, dass sie irre Herzklopfen hat und ist gegangen. Ich habe sie natürlich angeschrieben und gesagt, dass ich es wissen möchte und sie mir vertrauen kann. Es hat eine ganze Weile gebraucht, aber ich glaube der eine Satz "Wenn du nicht mit mir darüber reden kannst, dann rede mit jemand anderem darüber, damit es von deiner Seele ist." hat sie dann doch überzeugt es mir zu schreiben.
Es war ein langer Text. Es hat auch lange gedauert bis sie ihn geschickt hat. Ich war die ganze Zeit online und habe (ungelogen!) alle paar Sekunden auf das Display gestarrt. Naja, das "Ergebnis" war für mich sehr hart. Wie ein Schlag ins Gesicht, würde ich sagen. Es tat schon sehr weh, dass es keine weibliche Charlie gibt und eigentlich nie wirklich gab. Ich habe natürlich sofort geantwortet. Dabei habe ich kein Wort über meine ehemaligen Gefühle verloren, weil es um IHN ging und nicht um mich. (Ich fände es ziemlich unpraktisch genau dann darüber zu reden, wenn sich jemand bei einem outet.) Ich habe sehr viel geschrieben. Dabei waren natürlich Sachen wie "Ich unterstütze dich/wir sind weiterhin beste Freunde/du bist immernoch du/ich finde dein Outing sehr mutig/danke dass du es mir gesagt hast..." Ich glaube es war eine relativ gute Rückmeldung. Naja, meine Finger haben auch die ganze Zeit gezittert, als ich geschrieben habe. Aber kein Wort von dem, was ich geantwortet habe war gelogen. Ich mag ihn natürlich immernoch gerne und so weiter.
Ich mache ihm keinerlei Vorwürfe, sondern voll und ganz mir selbst. Ich habe es nie bemerkt, dass er ein Mann war. Er hat sich die Haare kurz geschnitten, sich ein klein wenig anders verhalten und auch Abbinder getragen, wobei man die Brust fast gar nicht mehr sah. Ich weiß, es gibt Frauen mit wenig Brust und auch mit kurzen Haaren. Genau aus diesem Grund habe ich bis zum Ende gedacht "Cool, dass sie kurze Haare hat und alle Klischees zerstört." Falsch gedacht, würde ich Mal sagen. Naja und Charlie hat auch oft über das Thema LGBT+ usw. geredet, wodurch ich es auch nicht gecheckt habe. Ich habe an die Möglichkeit, dass er ein Transmann ist gar nicht erst gedacht, was noch ein Vorwurf an mich ist. Er wollte es auch der Klassenlehrerin sagen, also dass er ein Junge ist. Ich habe es gehofft, weil dann hätte ich mich auch bei ihr ausheulen können. Aber ich habe tatsächlich nie geweint, weil ich einfach nicht der Typ bin, der das macht. Aber es ist doch total egoistisch einfach darauf zu hoffen, dass er es erzählt, damit ich es mir von der Seele reden kann, oder? Also ich denke, dass ich einfach egoistisch in der Hinsicht bin. Ich kann halt mit niemandem über die Sache reden, weil ich ihn nicht einfach bei anderen outen will. Aus unserem direkten Umfeld weiß es keiner. (Das weiß ich, weil eine enge Freundin von ihm ganz verwirrt nachgefragt hat warum er sich einen Bart lassen wachsen will, weil er ja ein "Mädchen" ist.) Und deshalb sage ich es selbstverständlich niemandem, um nicht sein Vertrauen zu missbrauchen. Jedoch fühle ich mich so falsch und schuldig, wenn ich in seiner Wirt das Wort "sie" verwenden muss. "Sie hat auch Kleidung gekauft" etc. Dann denke ich mir immer "tut mir leid, aber ich kann nichts tun." Einfach doof von mir, aber was soll ich anderes machen? Und noch ein Vorwurf ist, dass er es mir gesagt hat und ich mit dem blöden Liebesgeständnis 2 einhalb Jahre gewartet habe und es jetzt selbst nicht sage. Das ist feige und unfair von meiner Seite aus.
Außerdem sind die Eltern von Charlie vermutlich nicht so aufgeschlossen dazu wie meine Eltern. Ich würde ihm ja gerne irgendwie helfen. Aber wie soll ich das tun, wenn ich nicht einmal mir selbst helfen kann? Ich sage nie etwas, aber innerlich bin ich schon oft angenervt von mir selbst und bin schon traurig über all meine Fehler. Aber vielleicht ist es gut, dass ich vorher nichts von meinen Gefühlen erzählt habe, dann macht er sich nicht noch selbst Gedanken.
Nun ja, ich glaube das war erstmal alles, was mir auf dem Herzen lag. Danke für jeden, der sich das alles durchgelesen hat. Und auch wenn ich keine konkreten Fragen gestellt habe, hoffe ich auf eine kleine Rückmeldung, natürlich nur, wenn ihr Tipps, Ideen oder so habt oder einfach was dazu sagen wollt. Ich bin für alles offen:)
Und schönen Morgen/Mittag/Abend/Nacht/Tag oder wann auch immer du das hier liest:D