Lieber Hetero sein

  • Naja, nachdem ich ausgezogen bin, hats dann aber langsam angefangen sich zu bessern, und jetzt ist alles wie immer. Auch wenn das Thema im Elternhaus gar nicht thematisiert wird.

    Irgendwie ist das ja typisch: wenn man über ein Thema konsequent schweigt, dann exestiert es auch nicht und man muss sich damit auch nicht auseinander setzen.

  • Ich kenne das Gefühl sehr gut. Mein inneres Outing hatte ich mit 13, habe es allerdings niemandem erzählt, da ich ebenfalls aus einer recht homophoben Familie komme. Zu dem Zeitpunkt war mein Vater schwer krank und ich hätte es nicht übers Herz gebracht ihn noch weiter zu belasten. (2014 ist er dann gestorben, da war ich 14)

    Im Jahr 2014 habe ich mich zum ersten Mal auch so richtig verliebt. In ein Mädchen.
    Als ich meiner Mutter 2015 mit Hilfe von Cocktails von meiner Sexualität erzählte, sagte sie (und das werde ich ihr nie vergessen): "Du weißt, dass dein Vater das nie akzeptiert hätte."
    Tja, autsch. Danach habe ich lange gebraucht, um mich bei meinen Geschwistern zu outen. Das passierte erst 2016, als ich meine erste Freundin hatte (kurz nachdem ich den Kontakt zu dem Mädchen aus 2014 abbrach).
    Meine 3 Geschwister waren die größte Unterstützung, die ich hätte haben können. Das einzige Problem war und bleibt meine Mutter.
    Bislang hatte ich 2 Freundinnen und habe jetzt einen Freund, den ich über alles liebe. Letztens erst hat meine Mutter mir gebeichtet, dass sie froh ist, dass das mit den Frauen endlich vorbei sei.

    Was ich damit sagen will, ist, dass es hart sein kann, sich bei seiner Familie zu outen. Bei meiner Mutter habe ich eindeutig das falsche Timing gehabt.
    Also kleiner Tipp: Achte auf das Timing, das ist wirklich wichtig.

    PS: Ich selbst bin mittlerweile sehr glücklich mit meiner Bisexualität und lasse mir auch von meiner Mutter da nicht reinreden!

  • Als ich meiner Mutter 2015 mit Hilfe von Cocktails von meiner Sexualität erzählte, sagte sie (und das werde ich ihr nie vergessen): "Du weißt, dass dein Vater das nie akzeptiert hätte."

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    Bei meiner Mutter habe ich eindeutig das falsche Timing gehabt.
    Also kleiner Tipp: Achte auf das Timing, das ist wirklich wichtig.

    Ich denke, du solltest absolut nicht glauben, dass du oder dein Timing dafür verantwortlich wart, wie deine Ma reagiert hat. Du warst 15 und sie eine erwachsene Frau, die zu ihrer Tochter wohl so ziemlich das Schlimmste gesagt hat, was sie zu einem Kind, das einen Elternteil verloren hat, hätte sagen können. Man kann nur hoffen, dass sie ein schlechtes Gewissen dafür hat - egal ob dein Dad ihr verhalten akzeptiert hätte. Du bist definitiv nicht Schuld an ihrer emotional sehr grausamen Reaktion von damals.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Ich denke oft daran, dass es leichter wäre hetero zu sein. Ich wohne in einem Kaff und alle Mädels, die ich kennengelernt habe, wohnen mindestens 1 Stunde von mir entfernt (eher wohnen sie am anderen Ende Deutschlands). Es ist schwierig jemanden zu finden, wenn man nicht gerade in der Nähe einer Großstadt wohnt. Vor allem ist man auf dem Land noch viel konservativer.

    Ich habe mich teilweise geoutet, werde aber nur selten akzeptiert. Meine Mutter beispielsweise sagt im einen Moment, es wäre nicht schlimm für sie, im anderen Moment spricht sie von "Traumschwiegersöhnen" und davon, dass ich "ja dann vielleicht doch nicht lesbisch" bin, weil ich meine letzte Freundin zu wenig geliebt habe. Davon abgesehen hat sie es sofort ihren Freundinnen erzählt, als wäre es die tollste Neuigkeit.

    Ich habe mir ein Label auf die Stirn gemalt und bin mittlerweile zurückgerudert. Ich BIN lesbisch, aber die Gesellschaft um mich herum mag es mehr, wenn ich kein Label habe, sondern einfach nur "nach Liebe suche" und die Chance, dass da ein Mann dabei ist, ist dann höher. DAS IST KEIN TIPP!!!

    Ich verleugne mich und das ist das Dümmste was man tun kann. Ich empfehle dir, wie schon andere vor mir, einfach deine Freundin mal deiner Familie vorzustellen, ohne dich vorher zu outen. (Warne deine Freundin aber vielleicht vor, nachher wird sie irgendwie angegriffen.) Vielleicht mag deine Familie ja deine Freundin und sieht, dass ihr euch liebt und geht dann besser damit um.

    Hier sind Taten und langsames "daran gewöhnen" vielleicht besser, als sie gleich "vor den Kopf zu stoßen".

    LIebe ist Liebe und das kann niemand verbieten!