männliches Personalpronomen ausprobieren

  • In letzter Zeit hat mich die Frage, ob ich nun eigentlich weiblich bin oder doch auch männlich viel beschäftigt.

    Und ich habe bemerkt, dass ich mich manchmal weiblich und manchmal männlich fühle bemerkt. Dann kommt es mir wieder so vor, als habe ich gar kein Geschlecht und ich verstehe überhaupt nicht was diese Kategorien 'männlich' und 'weiblich' eigentlich sollen und was sie bedeuten.


    Als non-binary bezeichne ich mich trotzdem nicht. Vor allem finde ich, dass es mir nicht zusteht. (Vor allem weil ich wenig disphoria habe und weil ich nicht finde, dass ich nicht nb genug dafür bin.)


    Allerdings fühle ich mich bei der männlichen Form viel angesprochener als bei weiblich gegenderter Sprache. Nachdem ich vor drei Monaten Freunden über mein Struggle mit dem Geschlecht berichtet habe, kam der Vorschlag mich mal mit männlichem Pronomen anzureden, damit ich schauen kann ob mir das besser gefällt. Das wäre mir aber unangenehm und daher habe ich dieses Angebot abgelehnt. Zumal möchte ich nicht dass die Leute sich allzu viel Mühe geben, da ich mir selbst noch zu unsicher bin.

    Gerade frage ich mich allerdings noch viel stärker ob ich womöglich non-binary und trans* bin. Wirklich gerne würde ich herausfinden wie es ist wenn Personen männliche Pronomen für mich benutzen.


    Deshalb habe ich mir überlegt alls männlicher Charakter im Roleplay mitzumachen. Eine andere Möglichkeit um diesbezüglich mehr über mich zu erfahren fällt mir gerade leider nicht ein.

    Habt ihr irgendwelche Tipps für mich oder kennt ihr andere Möglichkeiten um andere Pronomen auszuprobieren?

    Für eure Hilfe wäre ich euch sehr dankbar :)

  • Irgendwie hab ich das Gefühl, du machst dir selbst so viel Chaos im Kopf, dass du dich in diese Gefühlswelt eher ziemlich künstlich hinein steigerst - womit ich jetzt nicht sagen will, dass ich deine Verwirrung nicht ernst nehme oder sowas, sondern als Außenstehender klingen die Gedanken, die du formulierst, wirklich sehr verschroben. Vielleicht hilft es dir, diesen Blick von Außen ein wenig geschildert zu bekommen.


    Du schreibst ganz zu Anfang in deinem Post, dass du mit den binären Geschlechtern Nichts anfangen kannst, dass du dich manchmal männlich und manchmal weiblich fühlst - und dass du dich mit weiblich gegenderter Grammatik nicht identifizierst.


    Dazu würde ich einfach Mal behaupten, dass das vermutlich so ziemlich jedem Menschen so geht. Jeder Mensch erfüllt bestimmte Eigenschaften, die eher evolutionär-männlich oder eben -weiblich sind, ganz unabhängig seines Geschlechts und ganz unabhängig davon, ob Derjenige nun trans ist oder nicht. So gesehen ist ein gewisses Maß 'nonbinary' ein menschlicher Normalzustand. Der Unterschied ist, dass man diese Eigenschaften haben kann, ohne sich selbst damit dem anderen Geschlecht zuzuordnen, aber das setzt erstmal voraus, dass man nicht trans ist und zum zweiten setzt es voraus, dass man akzeptiert, als Frau männliche Eigenschaften haben zu können und umgekehrt. Gerade Diejenigen, die sich übermäßig viel mit diesen Themen auseinander setzen, verlieren den Blick dafür aber sehr schnell, weil sich ja annähernd Alles nur noch um Geschlecht, Nicht-Geschlecht und Vielleicht-irgendwie-Geschlecht dreht, um es Mal zu überspitzen. Dass man sich mit der Grammatik nicht identifizieren kann, die aus dem Wahnsinn resultiert, wenn man das Spielchen mit der Gender-Korrektheit zu weit treibt, verwundert dabei doch auch eigentlich nicht. Wie soll man sich persönlich angesprochen fühlen, wenn man mit Worten bombadiert wird, die nicht dynamisch entstanden sind, sondern krampfhaft konstruiert werden und teils im Textfluss kaum lesbar sind? Viel unpersönlicher kann Sprache nicht funktionieren. Deshalb gendere ich zum Beispiel bewusst keine Worte, deren grammatisches Geschlecht für die Bedeutung schlicht egal sind.


    Im Laufe deines Beitrags schlägst du dann die Schleife davon, dass du eigentlich nicht männlich oder weiblich fühlst, dazu dass du irgendwie doch glaubst, trans zu sein... nonbinary trans... also weder männlich noch weiblich, aber männlich im weiblichen Körper? Ich mag dir nicht reinreden, aber das macht in meinem Kopf wirklich keinerlei Sinn, außer dass du dich da ziemlich verrückt machst. Klar kannst du deine Idee umsetzen und das über Rollenspiel austesten, aber was das Thema angeht, kann ich dir im Vorfeld schon ungefähr eine Prognose geben, wie das Resultat davon aussehen wird.


    Nach rund 10 Jahren Rollenspiel kann ich dir sagen, Mädels die im Rollenspiel die männliche Rolle einnehmen, gibt es massig - und die meisten davon kommen irgendwann auf das schmale Brett eigentlich ein Junge zu sein, weil sie früher oder später an irgendein anderes Mädchen geraten, mit dem sie ein schwules Pärchen spielen und glauben, damit irgendwie ihr reales Ich gefunden zu haben. Dem ist nicht so. Ein Rollenspieler stellt nicht mehr und nicht weniger in seiner fiktiven Welt dar, als er sich selbst in der eigenen Fantasie vorstellen kann - stellt ein weiblicher Rollenspieler nun also einen männlichen Charakter dar, dann wird dieser Spieler sich auch mit diesem Charakter identifizieren können. Ganz unabhängig des Geschlechts und ganz unabhängig davon, ob der Charakter auf andere überhaupt authentisch männlich wirkt.


    Übrigens auch ein Grund dafür, warum sehr viel mehr Mädchen/Frauen auf Boylove aus dem Hause Anime anspringen, als Männer (ja, auch schwule Männer), denn die Charaktere dort sind ebenfalls überwiegend weibliche Fiktion und stellen dementsprechend Eigenschaften dar, mit denen sich Frauen leichter identifizieren können. Jah ich weiß, das sind Geschlechternormen, aber immerhin sind es die offensichtlich vorhandenen, die keinem weh tun und auch Niemanden diskriminieren wollen ^^'


    Was ich dir letztendlich wohl am ehesten raten würde... entspann dich einfach Mal und versuche, eine Woche nicht an Gender zu denken - eine Woche ohne diesen ganzen Käse um Normativen, Genderpolitik und co., keine Blogs darüber lesen, keine Videos auf Youtube von bekannten Nasen aus der Ecke gucken und auch sonst einfach Mal so existieren, wie du eben bist, ohne die Label zu checken, die man dir anbietet. Daraus wirst du vermutlich ganz von selbst sehr viel schlauer, als aus jedem krampfhaften Versuch, dich in eine Schublade zu pressen.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

    2 Mal editiert, zuletzt von JohnDoe ()

  • Erst einmal danke für deine lange ausführliche Antwort :)


    Ich habe viele feministische und queere Bekannte. Manche weibliche* davon sagen, sie fühlen sich bei der weiblichen Form viel angesprochener. Klar kann das auch jede Frau anders sehen, als männliche Person finde ich aber schwer darüber zu urteilen ob man die weibliche Form benutzen sollte oder nicht. Deshalb würde ich für jede Person das Pronomen verwenden, welches diese für richtig hält. Ich selbst fühle mich aber gerade bei der weiblichen Form überhaupt nicht angesprochen. Wenn man hingegen von 'Freunden' oder 'Freund*innen' (ausgesprochen: Freund Innen) spricht, dann freue ich mich sehr darüber und fühle mich in einer Frauengruppe auch miteinbezogen.


    Dass es mir eingeredet wird nicht weiblich zu sein habe ich vor längerer Zeit auch mal vermutet. Nun denke ich aber eher, dass ich eingeredet bekommen habe weiblich zu sein und mich für ein Geschlecht entscheiden zu müssen. Auch bevor ich mich mit der ganzen Gender Thematik auseinandergesetzt habe, hatte ich ein gutes Gefühl wenn ich aus versehen/ aus Spaß (oder wie auch immer) dem männlichen Geschlecht zugeordnet wurde. Es ist auch so, dass ich mich manchmal männlich und überhaupt nicht weiblich fühle. Auch von cis-Personen, welche sich schon einmal näher mit solch einer Thematik befasst haben habe ich gehört, dass es ihnen nicht so geht. Wie genau ich mich aufgrund dessen bezeichne ist ja auch eigentlich egal. Ich versuche auch möglichst ich selbst zu sein und mich nicht an Geschlechternormen zu orintieren, ganz davon weg kommt man wahrscheinlich aber nicht. Trotzdem gefällt es mir nicht als ausschließlich weiblich wahrgenommen/kategorisiert zu werden, auch wenn es mir im Grunde egal ist was die Leute von mir denken (ich weiß, macht gar keinen Sinn^^.)

    Weshalb ich aber herausfinden möchte ob männliche Personalpronomen besser zu mir passen ist, dass ich das meinen Freunden dann mitteilen kann. Allein wenn erwähnt wird, dass von 'jede* mit Sternchen' gesprochen wird, fühlt es sich total gut für mich an und ich kann mir eventuell vorstellen, dass es noch viel besser ist endlich 'richtig' angesprochen zu werden.

    Ansonsten mache ich mir jetzt auch keinen großen Stress. Ich weiß auch, dass mein Umfeld (zumindest ein Teil davon) akzeptieren würde, dass ich mich bei der männlichen Form wohler fühle. Dann möchte ich es ihnen aber auch so sagen. Sollte ich anfangen von mir in der männlichen Form zu reden ohne den Leute zu erklären weshalb eigentlich, so wäre das seltsam. Alle reden von 'weiblicher Repräsentation' und auf Menschen die mich nicht so kennen könnte ich unter Umständen ignorant wirken.

  • Ich muss irgendwie feststellen, dass ich einen komplett anderen Freundes- und Bekannten-Kreis in meinem bisherigen Leben kennengelernt habe, als du ihn zu haben scheinst. Soll jetzt auch nicht wertend sein, aber wenn ich das so lese, komme ich mir ein bisschen wie ein Außerirdischer vor, der selbst scheinbar auch nur mit Außerirdischen zu tun hat, denn wenn ich mir vorstelle, das was du da schreibst, würde mich betreffen und ich würde das so mit meinen Freunden und Bekannten regeln, wie du das ja irgendwie machst... ich bin mir absolut sicher, meine engeren Freunde würden mich instand auslachen, weil sie denken würden, ich habe einen albernen Tag und mache komische Witze - und entferntere Bekannte würden vermutlich ausweichen und mich heimlich für schräg erklären.


    Ich meine... das sind Menschen, die mit dir interagieren - freundschaftlich, persönlich und im Zweifelsfall auch platonisch emotional - und dabei gendert ihr eure Grammatik und plant, mit welchen Pronomen man sich anspricht. Das ist unheimlich klinisch und so variabel, als würde es dabei überhaupt nicht darum gehen, wie man eine Person persönlich einstuft und wahrnimmt.


    Wenn ich mir vorstelle, damals wäre meine beste Freundin zu mir gekommen und hätte mir gesagt, dass sie anders heißen und andre Pronomen nutzen will, dann wäre das für mich eine sehr harte Botschaft gewesen - klar hätte ich das mitgemacht und zum Glück lief es andersrum und sie hat es mitgemacht, aber sowas 'zum ausprobieren' und einfach Mal so nebenbei, weil man das übermorgen ja wieder ändern kann... ich weiß nicht, ob es in eurem Fall irgendwie eine andere Tragweite hat, aber wenn man sein Leben wirklich umkrempeln will und da nicht nur ein Spielchen draus macht, heute Mal neue Wörter zu benutzen, dann ist das in der Praxis so, als würde man sein Leben neu anfangen und Alles auf eine externe Festplatte packen, was man bis zu diesem Punkt mit seinen Freunden erlebt hat.


    Das mag eigenartig klingen, wenn man das Ganze so locker sieht, wie du das handhabst, aber ich - der 25Jährige, der hier gerade den Beitrag tippt - bin de facto nie auf einem Klassenfoto aufgetaucht, war nie in einem Sportverein, habe keinen 18. Geburtstag gefeiert und war auf keiner Abschlussfeier. Ich erinnere mich an Alles davon, aber der 25Jährige war nicht da, sondern ein Mädchen im Teenie-Alter, unter deren Name mich heute Niemand finden wird, der damals vielleicht dabei war. Es ist nicht variabel, wer man ist - auch dann nicht, wenn es um Gender geht, sofern man es denn ernst meint.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/



  • Ich meine... das sind Menschen, die mit dir interagieren - freundschaftlich, persönlich und im Zweifelsfall auch platonisch emotional - und dabei gendert ihr eure Grammatik und plant, mit welchen Pronomen man sich anspricht. Das ist unheimlich klinisch und so variabel, als würde es dabei überhaupt nicht darum gehen, wie man eine Person persönlich einstuft und wahrnimmt.

    Es geht auch nicht um die persönliche Wahrnehming sondern darum den Menschen möglichst gerecht zu werden. Es soll sich jeder am wohlsten fühlen. Und wenn es sich richtiger anfühlt, was wäre dann falsch daran die Grammatik zu gendern?

    Eine Person (meist als männlich gelesen, ist aber weiblich* und trans*/nb) sagt sie fühlt sich unter Verwendung weiblicher Pronomen am wohlsten (ist ja auch weiblich, was schlicht vom Körper in ihrem Fall zu trennen ist), sagt aber auch es ist nicht sooo dramatisch wenn wir aus versehen mal das falsche Pronomen verwenden. Biologisches Geschlecht, Geschlechtsidentität und das Aussehen einer Person SIND nunmal verschiedene Sachen und ein Konstrukt der Gesellschaft! Klar stimmt es bei dem einen mehr und bei dem anderen weniger überein, einige Menschen können aber auch trans* sein und ihren Körper bewusst nicht verändern, da sie sich dem Konstrukt bewusst sind. Trotzdem finde ich man sollte das Pronomen benutzen, welche die Person zutreffend findet.


    So einfach ist es für diese Menschen auch nicht, zumal ein Großteil der anderen Trans*personen sie als nicht-trans-genug/nicht-richtig-trans einstuft und dadurch ausschießt. Ich möchte nicht sagen dass das auf alle Personen zutrifft. In der Tat würde ich mir aber mehr Akzeptanz der Vielfalt wünschen. Geschlecht (sowie sexuelle Orientierung) ist ein breites Spektrum. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß, sonderen auch ganz viel dazwischen und abseits der Norm.


    Bei manchen Menschen variieren Gender, bei anderen nicht. Du sagst du warst früher 'ein Mädchen gewesen'.

    Das würde wenn man es Wort wörtlich nimmt doch heißen, dass sich dein Geschlecht auch geändert hat. Oder du beziehst dich auf deine Gender Expression und darauf als was du gelesen würdest. Ob du 'ein Mädchen' warst oder nicht kannst allein du beurteilen. Solltest du dich allerdings damals schon nicht weiblich identifiziert haben, so würde ich eher sagen dass du ein Junge mit einem 'typisch weiblichen' Körper warst.

  • Ohje, nun machen wir ein Ausflug ganz weit in eine Richtung, in der wir uns nicht einig werden ^^' aber zum Glück ist das ja nicht schlimm, weil man sich nicht einig sein muss, um sich auszutauschen.


    Erstmal würde ich bei dem grammatischen Gendern unterscheiden zwischen den Pronomen, die ich für eine Person verwende (er geht in die Schule/sie geht in die Schule) und dem Gendern von Worten, die sich überhaupt nicht auf eine Person direkt beziehen, sondern um eine einfach nur verbale Funktion einer Person bzw. komplett anonyme Bezeichnungen. Wenn es um die direkten Pronomen geht, finde ich ganz klar, dass man auf solche Wünsche eingehen sollte, solange sich der Kontext auch für das Gegenüber richtig anfühlt. Bei dem Gendern von allgemeiner Grammatik geht es nicht um persönliche Ansprache einer Person und da muss man einfach entscheiden, ob man sich seine Sprache vorschreiben lassen möchte oder nicht - ich möchte es nicht und bleibe deshalb bei meiner klaren Art der Formulierung, weil ich einfach keinen Wert darauf lege, ob z.B. die Vokabel Student in neutralem Zusammenhang nun männlich oder weiblich ist. Ich muss es nicht labeln, denn es ist eine Person, die studiert und nicht mehr interessiert in dem Kontext meiner Meinung nach.


    Ich verstehe, dass das Alles aus dem Willen kommt, Menschen gerecht zu werden, denn das ist ja auch das Einzige, was man damit bezweckt. Die Frage ist nur, wer sich damit eigentlich letztendlich wohl fühlt und das kommt sehr stark auf den Kontext an. In vielen Fällen fühlt sich die Person, die auf das Gendern besteht, sehr wohl sobald gegendert wird - ob sich Derjenige wohl fühlt, der im Zweifelsfall für die Außenwelt unpassend gendern soll, ist nicht zwangsläufig der Fall. Ja, ich finde eigentlich schon, dass es wichtig ist, wie sich Jemand selbst wahr nimmt und das diese Person entsprechend behandelt wird - es ist aber genauso wichtig, wie das Umfeld diese Person wahr nimmt und entsprechend mit Demjenigen umgehen kann.


    Zu den Trans-Personen, die unter Gleichgesinnten gerne Mal als 'nicht trans genug' gelten... Idioten gibt es überall und an diesen Beispielen sieht man, dass es sie in der Community auch gibt. Es gibt keinen Maßstab fürs trans sein - entweder man ist es oder man ist es eben nicht. Wenn Jemand trans ist, dann ist er es und wenn ein Anderer meint, dieser Jemand ist nicht trans, dann meint er das eben. Wir können nicht für Andere bestimmen, was sie denken und welche Meinung sie haben, aber wir dürfen das Gegenüber für einen Idioten halten.


    Bei manchen Menschen variieren Gender, bei anderen nicht. Du sagst du warst früher 'ein Mädchen gewesen'.

    Das würde wenn man es Wort wörtlich nimmt doch heißen, dass sich dein Geschlecht auch geändert hat. Oder du beziehst dich auf deine Gender Expression und darauf als was du gelesen würdest. Ob du 'ein Mädchen' warst oder nicht kannst allein du beurteilen. Solltest du dich allerdings damals schon nicht weiblich identifiziert haben, so würde ich eher sagen dass du ein Junge mit einem 'typisch weiblichen' Körper warst.

    Hier kann ich mir vorstellen, dass unsre Meinungen stark auseinander gehen. In meinem Verständnis gibt es keinen Transsexuellen, der sich vor seiner Transition als sein genetisches Geschlecht identifizierte, demnach war ich für mich immer ein Junge. Faktisch war ich das aber nur für mich in einer fiktiven Parallelwelt, in der das Niemand einfach so wissen konnte, selbst wenn es manche Personen geahnt haben mögen. Es bleibt also Tatsache, dass ich für den Rest ein Mädchen war und sich das auch rückwirkend nicht ändern lässt.


    Ich muss aber zugeben, dass ich es auch so nicht besonders mit überkorrekten Bezeichnungen habe. Ich denke, wenn ich als Transsexueller schon darüber nachdenken muss, wie ich über trans reden kann und wie nicht, dann läuft etwas falsch. Das ist so, als würde man einem Schwarzen sagen, wie er seine Pigmentierung bezeichnen kann ^^'

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Mich macht dieses "nicht trans genug" stutzig. Ich meine, das ist ja kein Status und zudem ist es keine Sache die man irgendwie ist. Trans ist kein Geschlecht, es ist ein Zustand. Man kann ja auch nicht "schwarz genug" oder so sein. Und wenn man sich als trans bezeichnet, bevor man z.b. sagt, dass man ein Junge/Mann oder Mädchen/Frau ist, dann sollte man das ganze noch einmal überdenken.

    Zudem finde ich nicht, dass das biologische Geschlecht ein Konstrukt der Gesellschaft ist, weil sonst gäbe es ja gar keine transgender Menschen.

    Ich "verändere" meinen Körper ja nicht, weil ich denke, dass ich so aussehen muss wie andere sich einen Mann eben vorstellen. Das ist ja ein ganz persönlicher Vorgang und den macht man, damit man mit sich selbst zufrieden ist und der Körper auch biologisch dem eines Mannes gleicht. Mit einem Konstrukt hat das in meinen Augen wenig zu tun. Biologie ist nun mal grundlegend und wahr. Und auch wenn manche das irgendwie abstreiten wollen und sagen, dass wir sagen wie Männer und wie Frauen auszusehen haben, ändert das nichts an den Tatsachen.

    Du redest immer von männlich/weiblich, meinst du das wirklich damit oder eher feminim/maskulin?

    Ich für mich finde diese Political Corectness, bei der man ganz genau aufpassen muss, immer Inklusionssprache zu verwenden, echt nervig. Ich kann doch Schüler/innen sagen und das nicht transphob oder so meinen. Es ist nun mal der Großteil der Gesellschaft ihr biologisches Geschlecht, und die meisten sind das auch so gewohnt.


    Wie man trans UND non-binary sein kann, ist mir auch ein Rätsel.

    Trans ist ja ftm und mtf, also binär, Non binary ist nicht in diesen Kategorien, weil nicht binär, also gibts da in meinen Augen keine Schnittmenge.

    Ich würde dir auch mal raten, etwas Zeit ohne Internetrecherchen zu verbringen, ich fühle mich damit zumindest immer viel besser. Und zudem versuchst du dann auch nicht, dich kramofhaft in eine Kategorie zu quetschen. Sei einfach mal du und sprich vielleicht mal mit jeamdem über deine Probleme oder schreib sie konkret für dich auf, damit du klarer siehst, erst dann würde ich, wenn du es noch für nötig hälst, mal deine Freunde darauf ansprechen.

  • Ich glaube, Carmen meinte weniger, dass das biologische Geschlecht an sich ein Konstrukt ist - "Biologisches Geschlecht, Geschlechtsidentität und das Aussehen einer Person SIND nunmal verschiedene Sachen und ein Konstrukt der Gesellschaft!" - das war Carmens genaue Aussage dazu und ich denke, gemeint ist da alles drei zusammen als Gesamtkonstrukt und nicht die einzelnen drei Punkte an sich.


    Über diese These hab ich heute morgen beim Frühstück tatsächlich aber auch nochmal nachdenken müssen, weil die Behauptung, Geschlecht sei ein Gesellschaftliches Konstrukt irgendwie ständig in meinem Kopf rumspukt und ich nicht recht zu der Logik dahinter finde.


    Ich meine, meistens ist es doch so, dass Diejenigen, die die Ansicht vertreten, es sei ein Konstrukt, gleichzeitig auch Diejenigen sind, die hinter dem Konzept stehen, es gibt mehr als zwei Geschlechter. Aber sind nicht in Wahrheit das die Geschlechter, die konstruiert sind? Ich kenne absolut keine Frau, von der ich sagen würde, sie wirkt nicht auf ihre Weise weiblich oder sieht nicht auf ihre Weise weiblich aus - genauso kenne ich umgekehrt keinen Mann, von dem ich sagen würde, er ist nicht männlich oder sieht nicht männlich aus. Das sind in der Regel diese Personen selbst, die behaupten, sie entsprechen zwar ihrem biologischen Geschlecht, würden sich aber ganz anders verhalten oder aussehen. Ist mir noch Niemand untergekommen, bei dem es stimmt - außer Transsexuelle, die eben wirklich in keiner Form ihrem biologischen Geschlecht entsprechen.


    Bei allen anderen Geschlechtern neben den beiden binären ist es genau umgekehrt. Bei denen beschwert sich irgendwie Niemand, dass sie konstruiert seien, obwohl ich noch Niemandem begegnet bin, von dem ich sagen würde, Derjenige sieht nonbinär aus oder verhält sich genderfluid. Natürlich sagen einem das diese Personen und wenn man ihnen entgegen kommen will, benutzt man dann auch ihre Vokabeln, aber im Grunde ist das konstruiert und keine Realität, die man wirklich wahrnehmen kann. Entspricht ungefähr dem Status von Transsexuellen vor der Transition, wenn man zwar trans ist, aber nicht im gegensätzlichen Geschlecht lebt und es damit für die reale Welt einfach eine Fiktion ist.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • JohnDoe

    Hat das Label Divers hinzugefügt