Bi- und Pansexualität vs. Geschlechternormen und Feminismus

  • Vor kurzem haben JohnDoe und ich unter einem anderen Beitrag über Bi- und Pansexualität diskutiert.

    Da durch meinen Post ein neues großes Thema aufgemacht wurde, war sein Vorschlag an einer anderen Stelle weiter zu reden um nicht den Rahmen zu sprengen. (Finde ich sehr gut!)


    Ich versuche mal zusammenzufassen worum es in etwa ging:


    Auch wenn ich nicht finde, dass bisexuelle Personen keine konservativen Vorstellungen von Mann und Frau haben müssen, identifiziere ich mich zur Zeit als pan. Das ist so, weil mir Eigenschaften, losgelöst vom Geschlecht, an Personen gefallen.


    John sieht (falls ich es richtig verstanden habe) die Bezeichnung pan als eine coole neue Ablösung/Variante vom Label
    'bisexuell'. Die Bezeichnung 'pansexuell' impliziert, dass für bisexuelle Personen die Menschen klare und starre Vorstellungen von Männlich- und Weiblichkeit haben.


    Ich finde dies muss nicht der Fall sein und es ist jedem selbst überlassen, ob er sich als bi oder pan bezeichnen möchte.

    Bevor ich mich intensiver mit verschiedenen Geschlechtern, deren Interpretationen und der Rollen (sowie dem Zusammenspiel dieser) in der Gesellschaft befasst habe, hatte ich auch noch gängigere Vorstellungen von dem wie ein Mann oder eine Frau zu sein haben. Daher habe ich mich auch als bi bezeichnet.

    John meint, dass hat nichts mehr mit Geschlechtern zu tun, sondern mit Feminismus. Wie ich finde ist das, was sich in meiner Vorstellung geändert hat, das Produkt feministischer Auseinandersetzungen, trotzdem hat es für mich mit Gender und sexueller Orientierung zu tun, weil mir auch Non-binary Personen gefallen können.


    Was meint ihr dazu?

    Ich hoffe mein Text hier ist verständlich^^

  • Ah bestens, dann schreib ich hier auch nochmal was dazu, wo es nun ja nicht mehr an der Topic vorbei ist.


    Ganz trifft es nicht das, was ich sagte, ich zitier Mal wieder fleißig und geh drauf ein:

    John sieht (falls ich es richtig verstanden habe) die Bezeichnung pan als eine coole neue Ablösung/Variante vom Label

    'bisexuell'. Die Bezeichnung 'pansexuell' impliziert, dass für bisexuelle Personen die Menschen klare und starre Vorstellungen von Männlich- und Weiblichkeit haben.

    Tatsächlich glaube ich pauschal erstmal nicht, dass Pan und Bi jeweils das Selbe sind - das kann ich auch nicht beurteilen, weil ich ja nunmal keins von beiden bin und mir da eine Beurteilung auch nicht anmaße. Was ich aber meine ist, dass Pansexuelle ihre Sexualität meistens in einer Art beschreiben, die auf mich als Außenstehender klingt, als wären sie die moralisch überlegenen Bisexuellen. Es geht da meistens nicht darum, dass Pansexuelle sich auf den Raum zwischen Mann und Frau als Partner beziehen, sondern es schwingt immer die Aussage mit, dass Pansexuelle Trans als Partner einschließen, dass sie in der Lage sind, sich in Eigenschaften ohne Geschlechtszuordnung zu verlieben, keine klaren Geschlechterrollen sehen etc. Dass das als Punkte für Pan angeführt wird, ist da erstmal nicht der Haken, aber der Haken kommt für mich im Umkehrschluss, der besagt, diese Eigenschaften sind ja nur dann klar zu Pan zugeordnet, wenn das allen anderen Sexualitäten nicht auch zugetraut wird. Immerhin betonen wir ja auch nicht, dass Pansexualität meint, Menschen zu lieben - das setzen wir ganz logisch voraus.

    Bevor ich mich intensiver mit verschiedenen Geschlechtern, deren Interpretationen und der Rollen (sowie dem Zusammenspiel dieser) in der Gesellschaft befasst habe, hatte ich auch noch gängigere Vorstellungen von dem wie ein Mann oder eine Frau zu sein haben. Daher habe ich mich auch als bi bezeichnet.

    John meint, dass hat nichts mehr mit Geschlechtern zu tun, sondern mit Feminismus.

    Mit Geschlechtern hat es zu tun - mit sexueller Orientierung hat es aber Nichts zu tun. Der moderne Feminismus befasst sich ganz stark mit den Geschlechterrollen, die (laut dem modernen Feminismus) als 'normativ' gelten - darüber kann man sich streiten, aber es ist ein Thema, was in sich geschlossen ist. Was da weniger geschlossen dazu gehört, sind sexuelle Orientierungen. Mit denen befasst sich Feminismus ungefähr so, wie mit Rassismus - man ist halt tolerant und deswegen muss es dazu gehören. Es ist letztendlich aber nicht das selbe Thema.


    Deshalb halte ich es für grundlegend falsch, Gendergrundsätze auf sexuelle Orientierungen anzuwenden, denn letztendlich geht es nicht darum, welche Orientierung wie stark darauf eingeht, dass man einfach sein kann, wie man ist - sondern es geht darum, dass Jeder darauf eingeht. Ganz egal, ob man nun pan, bi oder einfach hetero ist, denn darauf hat keine Orientierung ein Patent - und Feminismus hätte das Patent gerne, aber auch der hat es nicht.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Ich finde nicht, dass man nur weil man bi ist transsexuelle Leute nicht mit einschließt. Für mich kommen bei Pansexualität Non-binary Personen hinzu. Oft sage ich aber sogar aus Spaß 'Ich mag Menschen.' um die Leute nicht mit Definitionen zu überfordern und weil sich bi inzwischen falsch für mich anfühlt. Klar kann bi und pan das selbe meinen, wenn sich mehr Leute als pan identifizieren finde ich es aber auch gut um Personen darauf aufmerksam zu machen, dass es mehr als zwei Geschlechter gibt.

    Trotzdem verurteile ich keine bisexuelle Person aufgrund ihrer Sexualität und würde auch nicht behaupten dass ein Mensch nur weil er pansexuell ist ein besserer Mensch ist.


    Den letzten Absatz verstehe ich leider nicht. Meinst du damit dass man eigentlich gar keine Label braucht sondern auch so sein kann wie man ist?

  • weiss nicht ob er das meint, ich mein das schon immer.


    ich finde das eigentlich jeder mensch etwas von allem

    ist und nur die definition ihn einer bestimmten sexuellen

    orientierung zuordnet, die wir dann irgendwann für uns

    do annehmen, wenn wir uns selbst definieren oder unbe-

    dingt wissen wollen, wer wir sind und wo unser platz im

    leben ist. menschen sind halt eher kategorische denker,

    die nicht gerne nuancen wahrnehmen, weil das alles so

    kompliziert macht.

  • Stimmt, sehe ich auch so, dass Transsexuelle von Bisexualität erstmal nicht pauschal als Partner ausgeschlossen sind - für Heterosexualität ja z.B. auch nicht.


    Deine zweite Aussage in dem Post finde ich interessant. Du sagst, für dich kommt exklusiv bei der Pansexualität Nonbinary als Partner-Auswahl mit dazu. Kann ich so auf den ersten Blick auch nachvollziehen, aber wenn ich genauer drüber nachdenke, ist das exakt ein Beispiel dafür, warum man Geschlechter und sexuelle Orientierungen nicht in einen Topf werfen und kräftig umrühren kann. Ich versuchs Mal zu beschreiben, wo sich da der Sinn verschiebt:


    Bei der nonbinären Person bezieht sich das Nonbinary auf das Geschlecht. Das hat erstmal Nichts mit der Sexualität der Person zu tun und definiert einzig und allein, welchem Geschlecht sich die Person zuordnet - bzw. eben nicht zuordnet. Ganz genau wie jedes andere Geschlecht auch.


    Pansexualität definiert dagegen einzig und alleine, welche Gruppe an Partnern für eine Person als grober Rahmen in Frage kommt - für die Pansexualität ist hier das Geschlecht laut Definition egal. Für Hetero- oder Homosexualität wäre das Geschlecht nicht egal. Hier geht es aber nicht um das Geschlecht, welchem sich der (in diesem Fall) nonbinäre potenzielle Partner selbst zuordnet, sondern es geht um das Geschlecht welches die andere Person dem nonbinären Partner intuitiv zuordnet. Für Pansexualität mag das in dem Fall egal sein, aber de facto könnte sich Jeder mit jeder Orientierung sexuell von einer nonbinären Person angezogen fühlen, wenn Derjenigen die Person als das eigene bevorzugte Partner-Geschlecht wahrnimmt.


    Jetzt steht da natürlich im Raum, dass doch Jeder das Recht haben sollte, sich selbst seinem Geschlecht zuzuordnen - und dem würde ich auch gar nicht widersprechen. Ich denke, tatsächlich hat dieses Recht Jeder. Aber Niemand hat ein Bestimmungsrecht darüber, wie er von anderen Personen wahrgenommen wird - und es wäre auch gar nicht umsetzbar, es vor zu schreiben, weil das Niemand steuern kann.


    Ziemlich genau das hat auch mein letzter Absatz im ersten Post gemeint. Jede sexuelle Orientierung sucht sich ihren Partner intuitiv aus und Label sind der Orientierung dabei völlig egal.


    Mit festgefahrenen Geschlechterrollen hat das aber letztendlich auch nicht viel zu tun, denn dabei geht es ja nicht um das Geschlecht, was wir an einer Person wahrnehmen, sondern die Geschlechterrolle beschreibt ja mehr, ob wir akzeptieren, wie sich eine Person im Kontrast zu diesem wahrgenommenen Geschlecht verhält/darstellt.


    Eine Partnerwahl hat also erstmal nicht das System, Geschlechterrollen abzugleichen - oder anders gesagt:

    Toleranz findet da statt, wo man Menschen akzeptiert - nicht da, wo man sich Sex mit ihnen vorstellen kann.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Ich hatte eigentlich auf Carmen geantwortet - deine Antwort kam während dem Entstehen von meiner Textwand ^^'


    Zu deinem Beitrag kann ich eigentlich gar Nichts hinzufügen, weil du in meinen Augen schlichtweg Recht hast, daher mein Kommentarloser Like.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
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  • Der eine braucht die kathegorisierung psychologisch gesehen, der anderen eben nicht.

    Nichts von beidem ist verwerflich und auch durchaus nachvollziehbar. Ich für mich habe einfach entschieden, mich prinzipiel nirgend einzuordnen, jedoch durchaus zu sagen, das ich, weil ich derzeit mit einer Frau zusammen bin, eine lesbische beziehung führe, was ja auch der fall ist ^^

    Wie oben schon schön gesagt wurde, ist es recht kompliziert "korrekte einteilungen" zu finden... zumal sich dingen auch ändern können... und man dann ja eigenglich sageb müsste z.b. "nuuuun ja ich war hetero/homosexuell und jetzt.. naja jetzt bin ich Bi" ... also war man im grundegenommen schon immer "bi", aber es hat sich erst entwickelt etc.


    Bin aber grundsätlich der meinung, dass das tatsächliche "verliebt sein" die preferenzen des jeweiligen stark beeinflussen kann und somit keine direkte kathegorisierung möglich macht. Hängt jetzt natürlich auch an der "Offenheit" des Menschen ab.

  • Ich finde das ganze auch schwierig, weil "bisexuell" von verschiedenen Leuten verschieden gesehen wird. Für die einen heißt es eben ganz klar, sich zu Männern und Frauen hingezogen zu fühlen, während andere es eher als eine Art Umbrella-Term sehen und sagen, es heißt, sich zu zwei oder mehr Geschlechtern hingezogen zu fühlen.


    Ein ganz anderer Punkt ist außerdem, dass es einfach einfacher ist, das Label bisexuell zu verwenden, weil man dann zumindest nicht erst einmal jedem seine Sexualität erklären muss. Unter bisexuell können sich die meisten etwas vorstellen, aber ich wette 90% meiner Klasse würde bei dem Wort pansexuell denken, die Person steht auf Pancakes.

  • Für die einen heißt es eben ganz klar, sich zu Männern und Frauen hingezogen zu fühlen, während andere es eher als eine Art Umbrella-Term sehen und sagen, es heißt, sich zu zwei oder mehr Geschlechtern hingezogen zu fühlen.

    sich zu Männern und Frauen hingezogen zu fühlen ---> sich zu Jemandem hingezogen zu fühlen, den der Bisexuelle selbst als Mann oder Frau wahr nimmt. Das schließt den Umbrella-Term nicht komplett aus.


    Aber meinst du wirklich, es kennen immernoch so wenige (gerade im Alter u30) die neu definierten Geschlechter und/oder Orientierungen? Gefühlt würde ich meinen, die Meisten kennen die Definitionen dazu besser, als eine der drei binomischen Formeln. Außerhalb des Internets kommt man nur sehr viel seltener dazu, sich so theoretisch mit Irgendjemandem random über Sexualität und Gender zu unterhalten, ohne dass es tendenziell eher eigenartig wirkt.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Aber meinst du wirklich, es kennen immernoch so wenige (gerade im Alter u30) die neu definierten Geschlechter und/oder Orientierungen? Gefühlt würde ich meinen, die Meisten kennen die Definitionen dazu besser, als eine der drei binomischen Formeln. Außerhalb des Internets kommt man nur sehr viel seltener dazu, sich so theoretisch mit Irgendjemandem random über Sexualität und Gender zu unterhalten, ohne dass es tendenziell eher eigenartig wirkt.

    Naja ich hatte leider schon Erlebnisse, wo Freunde von mir in meinem Alter, die ich eigentlich als sehr offen eingeschätzt hätte, so überhaupt keine Ahnung davon hatten und vor allem auch alle Versuche abgeblockt haben, ihnen das Thema näher zu bringen oder Begriffe zu erklären.

  • Das hätte ich nun tatsächlich nicht erwartet. Also dass da so wenig Ahnung im Vorfeld vorhanden war - dass solche Themen abgeblockt werden, kann ich da schon eher verstehen.


    Kommt ja immer ein wenig darauf an, wie man ansonsten Kontakt zu den Leuten hat oder über was man sich generell mit ihnen unterhält. Ich denke, wenn Jemand, mit dem ich sonst eher über alltäglichen Smalltalk spreche und der auch sonst eher wenig Einsicht in meine Gedankenwelt hat, plötzlich mit solchen Themen anfangen würde, ohne dass da eine lange Überleitung stattfindet, würde ich auch eher ziemlich befremdet reagieren, weil ich es einfach als komisch empfinden würde.


    Wenn es aber Jemand ist, mit dem ich auch sonst über Gott und die Welt reden, rational diskutieren und Gedanken austauschen kann, dann hat das eine andere Qualität und wirkt auch weniger persönlich.


    Zu dem Vorwissen mache ich aber tatsächlich ganz andere Erfahrungen. Mir passiert es zum Beispiel vergleichsweise oft, dass ich mit Leuten ins Gespräch komme, die mir im Netz bei diversen Online-Beschäftigungen über den Weg stolpern und mit denen ich dann ein paar Wochen lang hin und wieder über Voice spreche - die dann irgendwann über Umwege genau zu solchen Gender/Orientierungs-Themen kommen, obwohl ich selbst das in der Regel gar nicht anschneide, wenn es vorher über HTML, Grafik, Gaming oder was-auch-immer ging. Mir scheint das Thema mittlerweile allgegenwärtig, sobald man sich nicht face-to-face gegenüber steht und in den meisten Fällen bekommt man eher definierte Label um die Ohren geworfen, als sich inhaltlich auszutauschen.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • also das sich leute wenig bis gar nicht für

    das thema interessieren und von daher nicht

    mal ansatzweise ahnung haben, kann ich voll

    verstehen. und wenn schon jmd solcher welche(r)

    dazu eine meinung hat, kategorisiert er es in die

    gruppe unnormal, untergruppe queer, weshalb es

    noch uninteressanter ist, sich damit auseinander-

    zusetzen und bei einer konfrontation vermutl die

    unlust verstärkt, damit belästigt zu werden.


    darüber sollte man nicht erstaunt sein. denn sowas

    ist menschlich, auch bei leuten, die sonst irgendwie

    aufgeschlossen sind. ich zuck bei sowas einfach die

    achseln und geh weiter.


    und wenn sie es nicht wissen wollen, wenn jmd, der

    transgender ist, es ihnen erklären will, es praktisch

    also aus erster quelle erfahren könnten, ihr pech.

    sollen sie halt dumm sterben.

  • JohnDoe Danke für deine Anregungen. Dadurch konnte ich diese Kategorien noch einmal neu überdenken :)


    Ich habe schon öfters die Erfahrung gemacht, dass Menschen, welche nicht in queeren oder feministischen Kontexten unterwegs sind, weniger Interesse daran haben sich näher mit queeren Identitäten zu befassen. Vor kurzen habe ich mich bei einer Freundin, welche viel in feministischen (und linken Kreisen) verkehrt und sehr offen für Wissen ist als pan geoutet. Sogar sie hat noch einmal nachgefragt was genau das jetzt bedeutet. (Ich habe gesagt dass mich Geschlechter nicht interessieren und mir der Charakter wichtiger ist, ihre Antwort war dann "Okay, also so queer mäßig" :D) Gerade bei Personen über 30 die nicht viel von der Szene mitbekommen habe ich dass Gefühl, dass sie weniger wissen. Schließlich handelt es sich um neue Begriffe, welche es in der Teenager Zeit der Älteren so noch gar nicht gab.

  • Hrm, ich glaube eigentlich nichtmal so sehr, dass sich zwangsläufig Diejenigen nicht mit Identitätsformen/Sexualitäten und co. beschäftigen wollen, die sich nicht mit queeren oder feministischen Kontexten befassen wollen, sondern es geht vermutlich mehr darum, welche Einstellung Derjenige dazu hat.


    Auf mich würde zum Beispiel erstmal pauschal zutreffen, dass ich mich mit queeren und feministischen Kontexten aller Art gerne beschäftige - allerdings muss ich gestehen, dass ich da sehr stark differenziere und gewisse Teile dieser Thematiken unterstützen kann, während ich andere Teile für völligen Schwachfug halte, ums Mal auf den Punkt zu bringen. Ich meine das dann in diesem Fall auch nicht so, dass ich Dinge für unwichtig halte oder nicht ernst nehme, sondern in meinem Empfinden gibt es so einen Punkt, bis zu dem es dabei um Toleranz und Vielfalt geht, die in jeder Art und Weise unterstützenswert sind. Dann gibt es aber auch Dinge, die über diesen Punkt hinaus gehen und in eine Richtung driften, die ich für sehr engstirnig und intolerant halte, weil es um einen gewissen Lifestyle auf kosten von Toleranz geht.


    Das sind dann Themen, von denen ich zwar leider Ahnung habe, weil ich mich auch mit den unangenehmen Dingen beschäftige, aber genau bei dieser Form von Interesse bleibt es eben auch. Ich kann darüber konstruktiv diskutieren, tausche mich gerne mit Menschen darüber aus, die Interesse daran haben, aber in der Regel tue ich das, weil ich das Gefühl habe, es muss auch Menschen geben, die eine Contra-Meinung äußern, wenn nur die Pro-Meinung dem allgemeinen Trend entspricht.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Deine offene Einstellung finde ich sehr gut.




    Dann gibt es aber auch Dinge, die über diesen Punkt hinaus gehen und in eine Richtung driften, die ich für sehr engstirnig und intolerant halte, weil es um einen gewissen Lifestyle auf kosten von Toleranz geht.

    Was genau meinst du damit denn zum Beispiel? Ich das jetzt auf den Feminismus bezogen?

  • Unter Anderem auch auf den Feminismus, ja - wobei Feminismus ja derzeit eher so ein bisschen das Lager ist, das sich mit Allem beschäftigt, was irgendwie mit Identitäten zu tun hat. Geht ja in den aktuell lautesten Kreisen, die sich in den Medien nach oben arbeiten, schon lange nicht mehr um den Feminismus, der sich tatsächlich sozial einsetzt.


    Ich meine zum Beispiel, dass ein großer Teil der Themen, die mit Identitäten zu tun haben, immer darauf aufbauen, dass allen anderen Menschen vorgeschrieben wird, wie sie sich zu verhalten haben, damit es dem Label, um das es gerade geht, recht ist und wer das nicht tut, dem wird eigentlich schon sehr direkt suggeriert, es würde kein alternatives, moralisch richtiges Verhalten geben.


    Das nimmt derzeit einen Trend an, bei dem ich mich überhaupt nicht wundere, wenn sehr viele Leute zum Thema Gender gar Nichts mehr hören wollen, weil Jeder Angst haben muss, er sagt irgendwas falsches oder bekommt wieder irgendwelche abstrusen Konzepte vorgesetzt - einfach nur weil eine Personengruppe der Meinung ist, soziale Regeln aufstellen zu können. Das hat ein bisschen was von Beschäftigungstherapie für Andere, weil einem selbst langweilig ist und eigentlich frage ich mich viel eher, wie weit man das eigentlich treiben könnte.


    Ich bin mir fast sicher, wenn ich mich bemühen würde, einen möglichst ernsthaft formulierten Blog darüber zu verfassen, dass ich mein Gender in Farben definieren möchte und fordere, dass es gesellschaftlich akzeptiert wird, morgen nicht Herr XY, sondern Blau XY zu sein, dann würde es ganz sicher ein Paar Lifestyle-Feministen geben, die absolut meiner Meinung wären und gleichzeitige befürchte ich, dass sich Niemand die Arbeit machen würde, mir zu sagen, dass ich nicht alle Tassen im Schrank habe, weil es einfach Niemanden mehr wundern würde, sowas im Netz zu lesen.


    Mit Toleranz hätte das aber nicht besonders viel zu tun, mir sowas durchgehen zu lassen, denn je weltfremder die Konzepte werden, die einfach akzeptiert werden, desto offensichtlicher wird eigentlich, wie wenig viele der queeren Konzepte wirklich toleriert werden - sie werden ignoriert, damit man seine Ruhe davor hat. Das meine ich mit Lifestyle auf Kosten von Toleranz.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

    Einmal editiert, zuletzt von JohnDoe ()

  • Ich meine zum Beispiel, dass ein großer Teil der Themen, die mit Identitäten zu tun haben, immer darauf aufbauen, dass allen anderen Menschen vorgeschrieben wird, wie sie sich zu verhalten haben, damit es dem Label, um das es gerade geht, recht ist und wer das nicht tut, dem wird eigentlich schon sehr direkt suggeriert, es würde kein alternatives, moralisch richtiges Verhalten geben.


    Davon habe ich persönlich zum Glück noch nichts mitbekommen. Ich glaube ich habe ein gutes Umfeld. Die meisten Non-binary Personen die ich kenne geben auch nicht viel auf Label und machen keine große Sache daraus.

    Höchstens kenne ich Menschen die kritisieren, dass sich Personen im Internet aufgrund von Gender Label anfeinden.


    Für ich geht es im Feminismus darum von den Labeln weg zu kommen, da Gleichberechtigung nur bestehen kann wenn ein jeder Mensch unabhängig von Geschlecht und Geschlechternormen frei handeln kann.

  • ...

    Für ich geht es im Feminismus darum von den Labeln weg zu kommen, da Gleichberechtigung nur bestehen kann wenn ein jeder Mensch unabhängig von Geschlecht und Geschlechternormen frei handeln kann.

    Stimmt, sehe ich genauso und zum Glück gibt es auch die Strömungen im Feminismus, die diese Ansicht vertreten - gleichzeitig gibt es aber auch die Strömungen, die alles labeln, was nicht bei drei auf dem Baum ist, Menschen darüber definieren und Geschlechternormen auflösen wollen. Das ist der sozial übergriffige Teil des Ganzen, der leider existiert.


    Wenn dich das interessiert und du es nachholen willst, dir die negative Seite des Ganzen anzutun, kann ich dir eine PN schreiben und dir Quellen verlinken, in denen sich kritisch mit diesen Strömungen auseinander gesetzt wird.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Stimmt, sehe ich genauso und zum Glück gibt es auch die Strömungen im Feminismus, die diese Ansicht vertreten - gleichzeitig gibt es aber auch die Strömungen, die alles labeln, was nicht bei drei auf dem Baum ist, Menschen darüber definieren und Geschlechternormen auflösen wollen. Das ist der sozial übergriffige Teil des Ganzen, der leider existiert.


    Wenn dich das interessiert und du es nachholen willst, dir die negative Seite des Ganzen anzutun, kann ich dir eine PN schreiben und dir Quellen verlinken, in denen sich kritisch mit diesen Strömungen auseinander gesetzt wird.

    sehr gerne :)