"Schwuler bester Freund"

  • Hey^-^
    Ich hatte in letzter Zeit ein paar Diskusionen mit Mädchen, die meinten,dass sie unbedingt
    einen schwulen besten Freund haben wollen. Meiner Meinung nach ist diese Aussage ziemlich
    verwerflich.Für mich ist zu sagen "ich will mit dir befreundet sein, weil du schwul bist" genauso
    verwerflich, wie zu sagen "Ich will nicht mit dir befreundet sein, weildu schwul bist", weil ich
    finde, dass man schwule damit nur auf die Eigenschaft schwul zu sein beschränkt. Es wird sich
    ja auch wahrscheinlichkein schwuler denken "Ich will unbedingt eine heterosexuelle beste Freundin"
    Auch wenn man schwul ist, ist man ein einzigartiger Mensch, mit all seinenEigenschaften und
    Schwächen und man sollte meiner Meinung nach Leute nicht nur damit "bewerten", ob sie lieber
    mit Mädchen, oder Jungen zusammen sind.


    Deshalb wende ich mich grade an die schwulen, aber auch an alle anderen:
    Wie steht ihr dazu?
    Übertreibe ich, oder stimmt ihr mir zu?


    ~Natto <3

  • Bisher habe ich die These zwar gar nicht so betrachtet, dass die positive Variante im Grunde genauso wertend ist, wie die negative Variante - aber wenn ich mir das vor Augen halte, dann hast du meiner Meinung nach ziemlich Recht damit. Positive Diskriminierung ist eben auch Diskriminierung.


    Meine bisherigen Gedanken dazu waren eigentlich sehr viel weniger Theoretisch, denn ich denke, die meisten Mädchen/Frauen, die diese Aussage in den Raum werfen, haben erstmal pauschal nicht viel Ahnung, wie es wohl wäre einen schwulen Freund zu haben - der ist nämlich vor allem erstmal nicht nur schwul, sondern auch ein Junge/Mann. Meine Überlegung ist also, welchen Nutzen verspricht man sich jetzt von dieser Freundschaft - mit einem Kerl shoppen gehen zu können, weil er schwul ist - mit ihm über den neusten Klatsch tratschen, weil er schwul ist - sich mit ihm über Jungs unterhalten, weil er schwul ist? Das sind die einzigen Motive, die ich mir zu dem Wunsch vorstellen kann - und die sind völlig absurd, denn natürlich mag es Männer (nicht nur schwule) geben, mit denen man das Alles wunderbar tun kann. Von der größeren Masse wäre die neue beste Freunden aber vermutlich hoffnungslos enttäuscht, weil es mehr als genug Homosexuelle gibt, die mit 'Frauenkrams' gar nicht viel anfangen können. Sieht ein bisschen so aus, als wäre 'der schwule Freund' so ein kurioses Wunsch-Zwitterwesen, dem möglichst viele feminine Eigenschaften angedichtet werden und der dabei trotzdem irgendwie Mann sein soll. Dazu bekommt er auch noch den Vorzug vor einer weiblichen Freundschaft, ohne dass auch nur irgendein Anspruch an seinen Charakter gestellt wurde - würden Arbeitgeber so verfahren, würde man ihnen Diskriminierung der Frau vorwerfen :D


    Mein Fazit wäre also, dass vielleicht einige Frauen gerne einen schwulen Freund hätten, viele schwule Männer aber keine gute FreundIN abgeben/abgeben wollen.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

    Einmal editiert, zuletzt von JohnDoe ()

  • Mir wurde das begründet mit:
    "Da kann ich mir halt sicher sein, dass er
    sich nicht in mich verliebt"
    Auf die Frage hin, ob es dann auch cool
    ist eine heterosexuelle beste Freundin
    zu haben kam dann nur:
    "Ich finde es generell cool Freunde zu haben,
    abe ich hätte trotzdem gerne einen schwulen
    besten Freund"


    Ich verstehe solche Leute nicht...

  • In meiner Klasse wollen auch fast alle Mädchen einen schwulen Freund, mit dem Argument, dass er "immer mit ihnen shoppen geht, sie versteht und ihnen zu allem Möglichen einen Ratschlag geben kann". Wenn ich ihnen dann sage, dass das ganze ein dummes Klischee ist und sie ein bester Freund genau so (wenig) versteht wie eine beste Freundin bzw. kaum ein Schwuler diesen Vorstellungen wirklich entsprechen wird, verstehen sie das überhaupt nicht (und denken sich wahrscheinlich, dass ich die Blöde bin).
    Allerdings ist es in meiner Klasse allgemein so, dass die meisten sämtliche Klischees glauben und weiterverbreiten, nicht nur im Zusammenhang mit diesem Thema.

  • Ich hasse diese "Schwuler bester Freund" Kiste, absolut grausam. Wie JohnDoe schon schrieb, bin ich nur weil ich schwul bin, keine halbe Frau. Meine Sexuelle Orientierung hat rein gar nichts mit meinen Interressen oder meinem Charakter zu tuen. Ich sage ja auch nicht "Ich möchte unbedingt eine heterosexuelle Freundin", wozu denn auch ? Da müssen schon Interessen und Charakter passen, nur sexuelle Orientierung reicht da nicht. Außerdem ist diese Aussage auch wohl abwertend gegenüber heterosexuellen Jungs/Männer. Auch diese können sich für "typische Mädchensachen" interessieren und nicht jeder Hetero will direkt was von einem. Das wäre ziemlich arrogant zu sagen "Ich kann nur mit Schwulen befreundet sein, weil Heteros sofort was von mir wollen". Ich könnte mich jetzt noch Stunden darüber aufregen, aber das wäre wohl doch etwas zu viel :D

  • Muss gestehen, dass ich früher auch mal so mit dem "schwulen Freund" gedacht habe. Allerdings eher weniger wegen dem feminine sein, sondern eher, weil man sich weniger Gedanken um alles mögliche machen muss und es einfach gechillter ist. Zb. kann man einmal mal nur zu zweit auf ne Party oder Konzert fahren und sich dann heimbringen lassen, ohne dass man befürchten muss, dass der Kerl ne Gegenleistung dafür will. Hab ich jetzt zb schon ein paar Male erlebt gehabt. Vielleicht hab ich auch nur deswegen so gedacht. Oder man kann einfach mal dumm herumalbern (wenn der Kumpel nichts dagegen hat) wie als Joke flirten und sich hinterher den Arsch ablachen darüber oder umarmen, kuscheln wenn man nen Filmeabend macht etc. Ohne dass man da lieber dreimal nachdenken muss, ob das nicht irgendwie falsche Signale geben könnte.
    Genauso wäre das jetzt bei mir theoretisch (!) mit der "lesbischen besten Freundin".
    Aber ich weiß, ich denke viel zu sehr in Klichees und da arbeite ich noch dran das wegzubekommen ^^'''

  • Hmm... ich finde es etwas sonderbar eine Freundschaft nur unter dem Aspekt einer Sexualität zu suchen und aufzubauen, zumal man dann wohl klären müsste weshalb unbedingt schwul. Da stecken wohl gewisse Erwartungen dahinter die eben tatsächlich nicht immer erfüllt werden oder nicht im gewünschten Ausmaß. Macht es nicht mehr Sinn einen Freund zu suchen mit dem man einfach bestimmte Dinge unternehmen kann? Gibt schon mal mehr Kriterien und die Wahrscheinlichkeit einer Enttäuschung weil der Gegenüber doch ganz anders ist als erwartet ist geringer.
    Wobei ich das auch schon mal erlebt habe, dass Menschen mich angeschrieben haben weil sie eine bisexuelle Freundin wollten. Letztenendes wurde daraus auch keine Freundschaft sondern die Personen hatten einfach Dinge die sie interessiert haben, die ich beantwortet habe und dann war´s das auch schon relativ schnell.

  • Ich denke, der 'schwule beste Freund' wird mit einem Mann gleichgesetzt, der feminine Eigenschaften hat oder in seiner generellen Erscheinung recht feminin ist.
    Viele Frauen denken so: ich will jemanden um mich, der mich versteht - ich will aber nicht nur FreundINNEN - aber wenn ich einen Freund habe, ist alles so kompliziert, weil man nie weiß, was er eigentlich will - denn: alle Männer sind bekanntlich Schweine und wollen nur das eine ;) - schwulen Männern sagt man außerdem nach, dass sie sehr viel einfühlsamer sind - daher ist ein schwuler bester Freund perfekt - er steht selbst auf Männer und ist deshalb weiblicher - wir können über alles reden - er versteht mich


    Auch wenn das nicht ganz den Fakten entspricht, erhoffen sich viele Frauen, jemanden zu finden, dem sie sich voll anvertrauen können, ohne Bedenken haben zu müssen. Außerdem kann der "schwule beste Freund" dadurch, dass er "ja doch irgendwie ein Mann" ist, differenziert auf Frauenprobleme reagieren und ihr vielleicht ganz neue Sichtweisen aufzeigen.


    Nicht jede Frau, die diesen Wunsch hat, denkt auch bewusst darüber nach, aber mir ist aufgefallen, dass es im Prinzip immer darauf hinausläuft.
    Ich weiß, dass nicht jeder diese Denkweise nachvollziehen kann.


    Im Grunde geht es immer nur darum: die Frauen suchen jemanden, der den Seelsorger und den Seelenverwandten spielt, weil sie sich wohlfühlen wollen und sich dieses Gefühl in diesen Rahmen erhoffen.



    Vielleicht konnte ich ja für einige ein bisschen Licht in dieses Mysterium bringen ;)


    MllePiano:)

  • Da gebe ich meiner Vorrednerin recht: Frauen brauchen Seelsorge, bei der sie weder Angst haben müssen, zu flirten, noch (und jetzt einfach mal übertrieben) einen Zickenkrieg auszulösen.
    Seit dem ich mich bei meiner besten Freundin bekannt habe (ich finde das Wort "Outing" so furchtbar -_- mir fallen aber nie gute Alternativen ein :rolleyes: ), ist es auch viel lockerer geworden. Davor war immer eine "nicht sichtbare Grenze" zu spüren, seitdem werde ich einfach umarmt, nach besonders intimen Dingen gefragt/eingeweiht/etc. (muss trotzdem nicht sein :S) und vor allem: Ich bekomme ALLES erzählt. Jedes Detail. Ob das jetzt in das Klischee passt, das Schwule immer einen passenden Rat haben, mag ich einfach mal an der Stelle bezweifeln, ABER: Sie ist jedes Mal glücklich, wenn ich ihr zu höre, und es aus meiner Sicht kommentiere bzw. eine Aussage treffe. Liegt vermutlich daran, dass ich weder zicke noch flirte?


    Im Grunde genommen stört es mich gar nicht, da die Freundschaft generell schon lange vorhanden ist. Und auch schon vorher eine gewisse Bindung bestand, aber wenn ich jetzt Jemanden nicht gut kenne oder erst ein paar mal gesehen habe, bräuchte ich es auch nicht. Denn dann habe ich das Gefühl, das es nicht um eine Art "uns" geht, sondern um ein "ich". Die Aussage "Ich will einen schwulen Freund, weil [welche Gründe auch immer]." ist schlicht und ergreifend purer Egoismus!! Dazu kommt, das ich generell eher Menschen-Scheu bin, auch wenn es doch immer anders kommt :thumbdown:
    Wenn man ehrlich ist, sind Menschen von Grund auf verschieden! Ich bin z. B. zu Menschen, die ich mag, grundsätzlich "fies", aber mit gewissem Humor, den dann die andere Person kennt. Jemand, der nach diesem "Klischee" handelt, fährt da ganz schnell gegen eine Wand. Nach dem Motto "Huch, der ist ja gar nicht so nett, wie man von schwulen behauptet" (ist wirklich schon vorgekommen... :D ).

  • Ich kann das schon nachvollziehen warum man sowas will. Damit der sich (falls man weiblich ist) nicht in einen verliebt. Aber jmd zum besten Freund zu machen nur weil er schwul ist ist dumm. Können ja auch stinknormale Freunde sein

  • Ich bin mir ehrlich gesagt nicht so sicher, ob ich das Argument so besonders wasserdicht finde, man könnte einen schwulen besten Freund intimer behandeln, als einen heterosexuellen besten Freund, denn im Grunde genommen ist das ja genauso oberflächlich, wie wenn heterosexuelle Männer über Schwule sagen, sie wären ok, solange sie einen nicht anbaggern. Beides setzt irgendwie voraus, dass die betreffende Person so unwiderstehlich ist, dass man automatisch Interesse hat, sobald das Geschlecht stimmt. Dabei schätze ich, dass die meisten besten Freunde (ganz egal, ob homo- oder heterosexuell) ihre engen Freundschaften ungefähr so gern in einer Beziehung haben wollen, wie das die weibliche Hälfte der Freundschaft selbst möchte - in den meisten Fällen vermutlich nicht besonders gerne.


    Zudem ist das Empfinden der eigenen Orientierung ja nicht unbedingt in Stein gemeißelt - ich denke, die wenigsten Menschen können zu 100% versichern, in wen sie sich verlieben, sondern eigentlich nur davon ausgehen, in wen sie sich bis zum Zeitpunkt X schon verliebt haben. Wenn es also darum geht, bei einer Freundschaft möglichst eng miteinander und dennoch völlig sicher zu sein, sich das Gegenüber vom Hals halten zu können, wird das nicht funktionieren - außer man entscheidet sich für einen Hund.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Ich habe es wahrscheinlich falsch ausgedrückt. Tut mir Leid. Ich wollte halt darauf hinaus, dass es für mich verständlich warum man sowas will, dass es aber kein Grund dafür ist. Ich bin nicht gut darin mich auszudrücken. Ich hoffe du verstehst was ich sagen will.

  • Ich habe es wahrscheinlich falsch ausgedrückt. Tut mir Leid. Ich wollte halt darauf hinaus, dass es für mich verständlich warum man sowas will, dass es aber kein Grund dafür ist. Ich bin nicht gut darin mich auszudrücken. Ich hoffe du verstehst was ich sagen will.

    Huh, ich meinte nun gar nicht speziell dich :D


    Gibt ja mehrere Posts hier, die das ähnlich sehen und das ist ja auch völlig ok so - muss sich Niemand für seine Meinung entschuldigen und ich wollte auch nicht den Eindruck erwecken, dass mans doch müsste. Einfach nur ein kritischer Standpunkt meinerseits dazu, mehr nicht.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/