Ist die Schublade wirklich nötig?

  • Wo soll ich anfangen...


    ... eines steht jedenfalls fest und zwar, dass ich auf Frauen stehe. Ich stehe schon auf Frauen seit ich klein bin, hatte auch meine ersten sexuellen Erfahrungen mit Frauen und bin mir bis heute (bin jetzt 18) sicher, dass ich Frauen einfach großartig finde. Mit den Männern ist es ein wenig anders. Ich finde den männlichen Körper nicht unbedingt erotisch, aber da ich jemand bin, der Menschen vor allem aufgrund ihrer Persönlichkeit attraktiv findet, kann es auch vorkommen, dass ich mich in einen Mann verliebe (aufgrund seiner Persönlichkeit) und auch Nähe zu ihm (Umarmungen, Sex etc.) genieße, obwohl ich ihn ansich nicht wirklich erotisch finde, also vom Körper her (versteht ihr, was ich meine?).
    Und immer wieder taucht die Frage auf: "Was bist du denn?". Aber was, wenn ich es nicht weiß, wenn ich mich auch gar nicht festlegen möchte, wenn ich einfach lieben möchte, wen ich gerade liebe? Ich habe meine Orientierungsphase schon ziemlich lange hinter mir, da bin ich mir sicher und dennoch passe ich in keine dieser Schubladen. Legt ihr persönlich viel Wert auf diese "Klarheit" ?

  • Also ich bin der Meinung, dass es nicht wichtig ist sich in so eine Schublade zu stecken. Man sollte einfach für sich selbst herausfinden, was man mag und was nicht.
    Ich empfinde dieses Schubladendenken eher als störend. Man fühlt sich nur dazu gezwungen sich irgendeiner Gruppe zu zuschreiben obwohl man vielleicht in mehrere Gruppen passen würde.

  • Ich kann dich da total verstehen. Hab auch einige Phasen hinter mir, in denen ich mich für alles mögliche gehalten hab, aber am Ende hat doch nichts gepasst. Ich hab deshalb auch aufgehört, nach Labels zu suchen und bin auch nicht der Meinung, dass ich das brauche.

  • Kann mich meinen Vorrednern nur anschließen, ich finde im großen und ganzen ist Schubladendenken doof.


    Allerdings muss es ja nicht immer schlecht sein, sich in eine Schublade einzuordnen :)
    Dadurch kann man sich manchmal viel Erklärerei sparen ^^
    Ich weiß, dass das nun zwar nichts mit Sexualität zu tun hat, aber nehmen wir mal ein Beispiel aus der Musikszene:
    Wenn dich jemand fragt welches Musikgenre du gerne hörst, dann kannst du diese Frage ganz simpel und schnell beantworten, in dem du beispielsweise "Metal" antwortest.
    Metal ist der Oberbegriff für eine ganze Subkultur und viele verschiede Variationen.
    Du brauchst dann nicht aufzuzählen dass du Death Metal, Gothic Metal, Power Metal oder Viking Metal magst. Der Oberbegriff für diese Musikrichtung genügt und dein Gegenüber weiß direkt bescheid :)


    Jaja, ich weiß dass meine Antwort nun nicht wirklich zum Schubladendenken im Bezug zur eigenen Sexualität passt, aber ich hab mir da schon länger Gedanken drüber gemacht, und ich denke dass Schubladen nicht immer etwas Schlechtes sein müssen.


    Man möge mir die grausige Grammatik verzeihen. Ich bin gerade erst wachgeworden xD

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    Don't push the river, it flows by itself.

    Barry Stevens


    Gefunden das Wort, aufgegangen das Herz.

    Friedrich Hölderlin

  • Hey :)
    Ich finde Schubladendenken auch nicht zwingend notwendig. Für manche ist es bestimmt super, eine Bezeichnung zu haben für das, was sie sind. Aber es gibt so unendlich viele Graustufen und das ist auch gut so. Also solange du selbst einigermaßen weißt, was du willst und du auf deine Gefühle hörst, ist doch alles super. :)
    Das Problem mit der Verliebtheit ohne körperliche Anziehung kennen ich, hab ich momentan auch. Aber wenn du sagst, der Charakter ist für dich wichtiger als das Aussehen, dann ist es doch okay :) Muss ja nicht immer alles perfekt sein, um schön zu sein!

  • @JinXi Klar, das stimmt natürlich schon. Ich würde auch gar nicht behaupten, dass Schubladen in Bezug auf Sexualität immer etwas schlechtes sind. Manchen hilft es ja auch, und wenn man zum Beispiel gerade erst gemerkt hat, dass man irgendwie "anders" ist als das eigene Umfeld, tut es vielleicht ganz gut, zu wissen, dass das Ganze einen Namen hat und man mit seinen Gefühlen nicht alleine ist.
    Aber sobald dieser Druck entsteht, sich irgendwo einordnen zu müssen, ist es halt nicht mehr so toll.

  • Klar ist es einfacher, wenn man sich in eine Schublade einordnen kann, manchmal würde ich das auch gerne können. Ich fühle mich manchmal ein wenig außen vor, weil ich den heteros zu lesbisch und den Lesben zu bi bin und ich hab leider auch schon die Erfahrung gemacht, dass manche das verunsichert, wenn man sich nicht einordnet, weil sie dann denken, man befindet sich noch in der Orientierungsphase. Aber das tue ich gar nicht. Wenn ich einen Menschen liebe, dann liebe ich ihn und muss das nicht mehr "ausprobieren"... nur in eine der gängigen Schubladen einordnen, das kann ich eben nicht und werde ich zu 99,999..% auch nie können.

  • ebenso wie ihr alle hier finde ich das Schubladen-Denken einfach nur eingeschränkt, außerdem verunsichert es und nur, wenn wir nicht wissen wo wir hineingehören und wenn man sich noch nicht über diese Schubladen hinwegsetzt, weil man eben verunsichert ist. Das einzig gute an einer Schublade ist, dass ich meinen Freunden sagen kann, dass ich bi bin ohne ihnen erstmal meine halbe Lebensgeschichte erzählen zu müssen, damit sie mich verstehen (okay, das ist vielleicht bisschen übertrieben aber ihr versteht hoffentlich was ich meine ^^)
    Wenn dann jemand genauer nachfragt, erklär ichs ihnen gerne, aber so würde cih sagen, Schubladen sind zwar eine Einschränkung aber zumindest als grober Maßstab vereinfachen sie die Dinge auch manchmal

  • Ich versteh den Wirbel um Schubladendenken eh nicht. Was für Vorteile sollen sich denn daraus ergeben? Meiner Meinung nach entstehen dadurch nur Vorurteile die total überflüssig sind. Ich bin froh das mein Gehirn gar nicht erst so denken kann, so lasse ich mich nicht von Äußerlichkeiten beeinflussen ;)

  • also ich find schubladen auch hart unnötig aber ich mein wenn ihr euch dumme fragen oder sie wie sie @JinXi erwähnt hat sparen wollt könntet ihr ja auch einfach " nicht hetero" sagen xD
    sorry:D

  • Ich finde Schubladen sind überbewertet, unnötig finde ich sie aber auch nicht. Denn viele Leute fühlen sich auch besser, wenn sie genau mit dem Finger darauf zeigen können, wer sie sind.


    Wenn es einem selbst aber nicht wichtig ist, seiner Sexualität einen Namen zu geben, dann müssen alle anderen damit klarkommen.


    Ich bin zu dem Schluss gekommen; mit Lables/Schubladen verhält es sich so wie mit eigentlich allem im Leben: Die einen mögen's so, die andern mögen's so. Die einen stecken sich gern in Schubladen, die anderen überhaupt nicht.


    Einfach immer das machen, was man mag, und das, was die Anderen mögen respektieren :)


    Also ich würde meiner Sexualität gerne einen Namen geben, denn ich liebe es Sachen einzusortieren und dazu gehört eben auch, ein Etikett draufzukleben.


    Leider ist sie aber zu komplex und es gibt (Meines Wissens nach) noch keine Bezeichnung dafür. Ich sag jetzt einfach immer "Not straight" wenn jemand fragt.

  • Ich halte nichts von diesem Schubladendenken!


    Nur leider ist es ja heutzutage oft so, dass die Gesellschaft jeden labeln oder in eine Schublade stecken möchte.
    Das ist teilweise echt schon krankhaft. Zumindest empfinde ich es so.


    Und sobald man in eine Schublade gesteckt wird, entstehen extrem viele Vorurteile.
    Das ist genau der Grund warum ich mich ehrlich gesagt gar nicht richtig labeln will.


    Heutzutage denken so viele Menschen so extrem oberflächlich das macht mich krank.


    Ich bin immer noch genau dieselbe Person die ich war bevor ich mich gelabelt, geoutet etc habe.


    Wenn mich also jemand fragen würde als was ich mich identifiziere?
    Dann ist meine Antwort "Nicht hetero"
    Ich mag es da unabhängig zu bleiben.

  • Ich liebe Schubladen.


    Und ich hasse es wenn Menschen sagen "Ich muss mich nicht Labeln, weil whatever".
    Für mich wäre ohne die Kategorien in die ich mich einordne (auch bezogen auf Musik und Hobbys) alles viel schwieriger.


    Außerdem kommt man mit dem "nicht Labeln" genau so in eine Schublade, es ist halt ein Statement.


    Und wegen der Vorurteile. Ich denke jedem sollte klar sein, dass Labels erstmal ohne Vorurteile kommen.
    Weil sie die sachliche Beschreibung von etwas langem in kurz sind.
    Ich bin schwul= ich finde Männer sexuell anziehend
    Ich bin pfadfinder = ich bin gerne mit meinen freunden im wald unterwegs und tue pfadfinder dinge...
    Ich bin Nerdig= ich interessiere mich für dinge die es in diesem Universum nicht gibt und spreche auch nicht "reale" sprachen
    (An der stelle das ort für "nicht Hetero" ist queer = von der Norm abweichend.)


    Wenn andere dann meinen da dinge rein interpretiern zu müssen (ich bin ein Männliche Hure, ich spiel dauernd D&D etc.) dann ist das echt nicht mein Ding und mich interessiert es nicht was die von mir halten.



    Und jedes mal wenn man dann jemanden trifft der nur auf Männer steht (sexuell und romantisch) aber nicht als "schwul" gelabelt werden will, hat das immer etwas verleugenen.
    (Und auch wenn das an den Vorurteilen liegt die mit Schwul assoziert werden, wird es nicht besser wenn sich der "normale" schwule nicht labeln will)


    Wir als LGBTQ Leute haben schon so genug Probleme damit, die gleichen Rechte und Anerkennung wie Heteros zu bekommen. Und wenn von dieser Minderheit ein großer Teil sich nicht mehr einordnen will ist das kontraproduktiv (?).
    Irgendwann werden die grenzen zwischen den Sexualitäten eh verschwimmen, aber dazu müssen sie erstmal anerkannt werden.