HI, ich dachte ich erzähl mal etwas von einem sehr positiven Erlebnis von mir. Zunächst zu mir: Ich bin nonbinary und bisher nur bei meinen Eltern und Freunden geoutet und ich singe sehr gerne. Deshalb bin ich auch im Schulchor. Leider haben wir da eine strenge Kleiderordnung. Die Mädchen tragen Kleid oder Rock mit Bluse und Chortuch und die Jungs Anzug und Fliege. Ich fühle mich momentan sehr unwohl in Kleidern, da ich Chestdysphoria habe.
Was ist jetzt passiert?
Ich habe meine Chorleiterin gefragt, ob ich Fliege tragen darf. Erstmal hat sie mir erklärt, dass ich das nicht dürfte, da ich ein "Mädchen" bin. Nach langem Überlegen (locker ne Woche), habe ich nochmal ein langes Gespräch mit ihr gehabt und mich bei ihr geoutet und alles erklärt. Tatsächlich war die Reaktion anders als erwartet. Sie hat Verständnis gezeigt und gesagt, dass es bei diesem Umständen überhaupt kein Problem ist und sie hat sich sogar nochmal für ihre Aussage im 1. Gespräch entschuldigt.
Gestern war unser Weihnachtskonzert. Also eigentlich sind es 2, da wir eins um 16 Uhr und ein um 19 Uhr haben. An meiner Schule ist das eine ziemlich große Sache, da ich an einem Gymnasium mit musikalischer Ausrichtung bin. Ich habe vorher niemanden aus meinem Chor gesagt, dass ich im Hemd kommen werde und Fliege tragen werde. Und ich muss zugeben, ich war mir auch sehr unsicher, wie die anderen darauf reagieren würden. Und natürlich kamen Fragen auf. Einerseits warum ich eine Fliege trage und kein Kleid, aber auch warum ich etwas männlicher wirke. Letztenendes habe ich offen darauf reagiert und versucht alles zu erklären. Vor allem für die Jüngeren (5.-7. Klasse) war es nicht sofort verständlich, aber es gab auch einige, die sofort wussten was ich meine. Insgesamt habe ich nur positives Feedback bekommen. Mir wurde gesagt, wie cool das sei und wie schön mich so selbstsicher zu erleben. Es war auch wirklich ein tolles Gefühl Hemd und Fliege tragen zu können. Ich muss sagen, es war wirklich toll, wie offen und positiv alle waren. Ich hab das so nicht erwartet. Auch die anwesenden Lehrer und Eltern, die mich kennen, haben es super aufgenommen und zum Teil sogar nicht nachgefragt, sondern einfach nur gesagt, dass es gut aussieht.
Mein Fazit zu dem Konzert ist, dass es gut ist ehrlich zu sein und auch mal den Mut zu haben, solche Veränderungen anzugehen. Ich hoffe, dass ich einigen von euch damit auch ein bisschen Mut machen kann, dass es eben nicht immer nur total negativ läuft, sondern eben auch mal entspannt und positiv geht
LG
Malin