Eltern ignorieren Outing

    Hallo :)


    Also ich (Toni) habe mich vor ca. drei Jahren bei meinen Eltern als bisexuell geoutet. Nachdem sie es gehört haben, waren sie etwas geschockt (was ich aber nicht so schlimm fand, da es ziemlich plötzlich für sie kam). Kurz danach hatten sie sich aber damit abgefunden und fingen auch an Interesse daran zu haben. Ich dachte also eigentlich, dass sie es akzeptiert haben, aber ein bisschen später fing meine Mutter immer wieder an zu fragen, ob ich mir wirklich sicher bin und ob es auch wirklich keine Phase sei. Ich habe ihr bestimmt 50 mal versichert, dass ich mir zu 100% sicher bin und dann meinte sie eines Tages zu mir, dass ich mich auf keinen Fall in der Schule outen sollte, da sie ja schließlich hier(in meinem Heimatsdorf) für immer Leben werden im Gegenteil zu mir und ich auch auf sie achten sollte. Mein fünfzehn-jähriges Ich war dadurch so sehr verunsichert, dass ich sogar mein Outing bei meiner besten Freundin "zurückgenommen" habe und so getan habe als wäre es eine Wette, da ich mich ja lieber nicht outen sollte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich auch mit einem Mädchen getroffen, dass ich ganz toll fand und von dem auch meine Eltern wussten. Ihr musste ich dann schweren Herzens sagen, dass es nichts mehr mit uns wird. Seitdem machen meine Eltern immer wieder Bemerkungen wie: ,,Ich freue mich schon einen festen Freund von dir kennen zulernen." oder ,,Ich bin so gespannt wer mal dein Ehemann wird." Was ist wenn ich nicht mich nicht in einen Mann verliebe? Jetzt hat meine kleine Schwester auch ihren ersten Freund, was eine Fernbeziehung ist. Also meine Eltern kennen diesen Jungen überhaupt nicht. Es handelt sich um irgendjemand aus dem Internet und sie ist 14, aber meine Eltern akzeptieren diesen Jungen mehr, als das Mädchen in das ich damals verliebt war. (das soll jetzt nicht abwertend gegenüber Internetbeziehungen sein). Das macht mich einfach unglaublich wütend und traurig zugleich. Sie ignorieren mein Outing einfach komplett und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie ich damit umgehen soll, weil ich meine Eltern sehr liebe und mich diese Situation immer mehr verzweifeln lässt. Warum machen sie das? Sonst haben sie auch nichts gegen Schwule oder Lesben. Hat jemand von euch vielleicht etwas ähnliches erlebt und kann mir vielleicht ein paar Tipps geben? Vielen Dank:thumbup:

    Hey,


    bei mir wars zu Beginn ähnlich. Meine Mom macht immer einen auf sehr tolerant, aber mittlerweile frage ich mich ob das nicht doch eher Fassade ist, damit andere Leute sie für "weltoffen" halten.


    Jedenfalls habe ich mich als lesbisch geoutet und sie meinte das sei in Ordnung ich solle mir nur überlegen ob es vielleicht doch nur eine Phase ist. Ich hab ihr dann gesagt, dass ich das schon seit 2 Jahren wusste mich aber nicht getraut habe es ihr zu sagen. Sie blieb trotzdem dabei, dass es ja nicht unbedingt so sein müsste. Sogar zwei Jahre nach dem Outing hat sie immer noch davon geredet: "Und wenn du später mal einen Mann oder eine Frau hast..." usw. solche Sachen eben. Ich hab immer wieder darauf hingewiesen...Nein Mama. Ich liebe keine Männer. Es wird wenn eine Frau. Mittlerweile scheint sie es tatsächlich begriffen und sich damit abgefunden zu haben. Diese Akzeptanz brauch also schätze ich einfach seine Zeit. Du solltest einfach hartnäckig bleiben und immer wieder wenn sowas kommt darauf hinweisen. Du könntest natürlich auch von selbst mal erzählen, wenn du ein Mädchen magst, wenn du dich traust.


    Zu der Sache, dass sie wollen dass du es keinem sagst würde ich an deiner Stelle da absolut keine Rücksicht drauf nehmen. Wir sind im 21. Jahrhundert und das sollte man auch aufm Dorf bemerkt haben. Wer damit nicht klar kommt oder andere deswegen schlecht behandelt ist in der heutigen Zeit eigentlich eher der böse. Dementsprechend denke ich nicht, dass du oder deine Eltern da schlimme Dinge zu erwarten hätten. Zudem bist du ja bisexuell und eine Frau das wird eher toleriert als zum Beispiel homosexuelle Männer. (klingt gemein ist aber leider so)

    Ein weiter Punkt ist, dass deine Eltern ja nichts für deine Sexualität können, weshalb sollten sie deswegen also angegangen werden? Der Sohn meiner ehemaligen Schulleiterin hat ne Bank überfallen. Das ist etwas wo ich mir denke nunja zum Teil hätte die Erziehung da schon was dran ändern können. Trotzdem wird diese Frau nicht gemieden oder verurteilt...immerhin war sie es nicht, sondern ihr Sohn.


    Und selbst wenn irgendwas negatives dadurch eintritt ist es nicht deine Schuld, sondern die der anderen. Wie gesagt 21. Jahrhundert. Hinzu kommt noch, dass es ungeheuerlich ist von deinen Eltern sowas von dir zu verlangen. Das ist deine Entscheidung, dein Leben, deine Sexualität und du hast das Recht zu machen was du willst. Als Eltern sollte man nicht von seinen Kindern verlangen auf etwas zu verzichten was dir zusteht (freie Entfaltung deiner Selbst/Persönlichkeit). Im Gegenteil vernünftige Eltern würden dann eher sagen gut dann gehe ich das Risko ein, dass man mich im Dorf schief anschaut. Besser als die Alternative, dass meine Tochter unglücklich ist. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein. Und wenn sie so egoistisch sind und das jetzt auch Jahre lang waren sollte es nun an dir sein auch mal egoistisch zu sein, wenn dir das so viel bedeutet.


    Natürlich sollest du wenn du überlegst so ein Schritt zu gehen vorher mit deinen Eltern reden. Versuchs erstmal auf die nette Tour. Erkläre ihnen, dass du darunter leidest, dass du dich nicht von ihnen akzepierst fühlst. Und erkläre ihnen vielleicht die Dringlichkeit, dass du jetzt nicht mehr so weiter machen möchtest, sondern das ihr eine Lösung für das Problem finden müsstet. Du kannst sie auch fragen was sie vielleicht daran stört was sie befürchten und dann Argumente dagegen bringen. Wichtig ist erstmal drüber zu reden. Vielleicht dachten sie auch es sei gar nicht so ein Thema für dich.


    Würde mich freuen, wenn du berichtest wie es war, wenn du das Problem angegangen bist.


    LG


    Nico

    Zitat von toni.kr8

    Hallo :)


    Also ich (Toni) habe mich vor ca. drei Jahren bei meinen Eltern als bisexuell geoutet. Nachdem sie es gehört haben, waren sie etwas geschockt (was ich aber nicht so schlimm fand, da es ziemlich plötzlich für sie kam). Kurz danach hatten sie sich aber damit abgefunden und fingen auch an Interesse daran zu haben. Ich dachte also eigentlich, dass sie es akzeptiert haben, aber ein bisschen später fing meine Mutter immer wieder an zu fragen, ob ich mir wirklich sicher bin und ob es auch wirklich keine Phase sei. Ich habe ihr bestimmt 50 mal versichert, dass ich mir zu 100% sicher bin und dann meinte sie eines Tages zu mir, dass ich mich auf keinen Fall in der Schule outen sollte, da sie ja schließlich hier(in meinem Heimatsdorf) für immer Leben werden im Gegenteil zu mir und ich auch auf sie achten sollte. Mein fünfzehn-jähriges Ich war dadurch so sehr verunsichert, dass ich sogar mein Outing bei meiner besten Freundin "zurückgenommen" habe und so getan habe als wäre es eine Wette, da ich mich ja lieber nicht outen sollte. Zu dem Zeitpunkt hatte ich mich auch mit einem Mädchen getroffen, dass ich ganz toll fand und von dem auch meine Eltern wussten. Ihr musste ich dann schweren Herzens sagen, dass es nichts mehr mit uns wird. Seitdem machen meine Eltern immer wieder Bemerkungen wie: ,,Ich freue mich schon einen festen Freund von dir kennen zulernen." oder ,,Ich bin so gespannt wer mal dein Ehemann wird." Was ist wenn ich nicht mich nicht in einen Mann verliebe? Jetzt hat meine kleine Schwester auch ihren ersten Freund, was eine Fernbeziehung ist. Also meine Eltern kennen diesen Jungen überhaupt nicht. Es handelt sich um irgendjemand aus dem Internet und sie ist 14, aber meine Eltern akzeptieren diesen Jungen mehr, als das Mädchen in das ich damals verliebt war. (das soll jetzt nicht abwertend gegenüber Internetbeziehungen sein). Das macht mich einfach unglaublich wütend und traurig zugleich. Sie ignorieren mein Outing einfach komplett und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wie ich damit umgehen soll, weil ich meine Eltern sehr liebe und mich diese Situation immer mehr verzweifeln lässt. Warum machen sie das? Sonst haben sie auch nichts gegen Schwule oder Lesben. Hat jemand von euch vielleicht etwas ähnliches erlebt und kann mir vielleicht ein paar Tipps geben? Vielen Dank:thumbup:

    sorry, aber wenn deine Eltern eine Internetbeziehung mehr billigen, als eine zwischen zwei Mädchen, dann ist ihnen nicht mehr zu helfen. Das soll jetzt nicht abwertend klingen, aber sie brauchen dringend nen CrashKurs in Sachen "Liebe hat kein Geschlecht".

    Sie sind bestimmt super nett und so, aber sie sollten wenigstens den Arsch in der Hose haben, ihre Tochter so zu akzeptieren und zu unterstützen, wie sie ist.

    Basta.

    Zitat von toni.kr8

    Warum machen sie das? Sonst haben sie auch nichts gegen Schwule oder Lesben. Hat jemand von euch vielleicht etwas ähnliches erlebt und kann mir vielleicht ein paar Tipps geben? Vielen Dank:thumbup:


    Da musst du sie mal mit einer direkten frage darauf festnageln.


    Manche eltern sind voll tolerant, bis plötzlich die eigenen Kids sich als homo outen. vllt ist das bei deinen eltern ähnlich.


    Aber etwas seltsam sind deine eltern schon, wenn das so ist, mit der internetbeziehung deiner schwester. Spätestens, wenn deine sis sich mal mit ihrem freund treffen will, sollten sie etwas alamierter reagieren.


    Wenn sie das nicht tun, können sie auch gleich prophylaktisch mit deiner schwester auf den friedhof gehen und sie fragen, wo sie begraben werden will. Nur für den fall.

    Hey.


    Ich hatte und habe mit meinen Eltern teilweise ähnliche Probleme.

    Als ich gesagt habe, dass ich mit einer Frau zusammen bin habe ich regelmäßig ähnliche Sprüche zu hören bekommen. Meine Eltern geben sich sonst aber auch immer als sehr tolerant. Naja. Zumindest meine Mutter.

    Wir sehen uns allerdings nicht sehr häufig, deswegen lief das meiste über Telefon. Jedes mal, wenn so etwas kam habe ich ihnen immer und immer wieder gesagt, dass ich im Moment mit einer Frau zusammen bin und deswegen nicht bald einen Mann suche, den ich heiraten will etc. Haben sie dann nicht damit aufgehört habe ich das Gespräch beendet

    Das hat funktioniert. Irgendwann gaben sie Ruhe was solche Sprüche angeht. Also würde ich dir auch empfehlen hartnäckig zu bleiben.

    Gut... mittlerweile denkt meine Mutter ich sei lesbisch. Das liegt aber wohl vor allem daran, dass es für sie zwischen heterosexuell und homosexuell nichts gibt. Sie versteht es einfach nicht. D.h. ich mache weiter wie bisher, aber es ist schon deutlich leichter weil sie mir nicht mehr dauernd mit Männern kommt, denn das hat mich ziemlich genervt.


    Und was die Sache mit dem Dorf und dem schweigen angeht.

    Deine Eltern planen also da wohnen zu bleiben. Schön für sie. Aber müssen? Ich glaube es gibt nur wenige Menschen, die wirklich zwingend an einem Ort leben MÜSSEN. Sie wollen es eher.

    Ich weiß selbst, wie besonders ältere Menschen in Dörfern so sein können, grade was bi/homosexualität an geht. Aber wenn alle, die es betrifft schweigen werden diese Menschen, ihre teilweise doch sehr verstockten, Ansichten nicht ändern.

    Außerdem geht es hier doch um Sexualität. Dein Leben. Und deine Entwicklung. Und genau deswegen halte ich es für sinnvoller damit so offen umzugehen, wie es in deinen Augen richtig für DICH ist.

    Und nicht aus (falschem) Pflichtgefühl anderen Gegenüber einen Teil deiner Selbst zu verstecken.

    Es ist jetzt endlich mit meinen Eltern geklärt. Ich habe ihnen einen sehr, sehr langen Brief geschrieben, den ich ihnen gegeben habe, als ich über ein Wochenende nicht Zuhause war. Sie darauf anzusprechen habe ich mich nicht getraut und da ich meine Gefühle etc. sowieso besser in schriftlicher Form ausdrücken kann, war es so genau richtig. Sie haben sich sehr schuldig gefühlt (zu Recht) und haben nicht gewusst, dass sie mir so viel schlechtes damit angetan haben. So ihre Aussage. Zudem meinten sie, dass sie gedacht haben, da ich bei meinen Outing gerade erst 15 geworden bin, dass sich das noch tausendmal ändert und dachten ich probiere mich nur aus. Keine Ahnung was ich von der Aussage halten soll, aber es ist immerhin eine Erklärung. Allgemein waren sie sehr betroffen und auch schuldbewusst und haben mir bestimmt tausendmal versichert, dass sowas nicht mehr vorkommt und sie mich auf jeden Fall bei allem unterstützen werden. Sie hätten sich mittlerweile mit dem Gedanken abgefunden und würden es akzeptieren. So viele Entschuldigungen wie an diesem Tag habe ich gefühlt in meinem ganzen Leben noch nicht bekommen. Aber es fühlte sich gut an zu wissen, dass die Eltern einen doch so lieben können wie man ist und es auch vollkommen okay finden würden, wenn ich mit einem Mädchen zusammenkommen könnte. Innerlich habe ich mich die letzten Jahre schon darauf vorbereitet nach dem Abi den Kontakt zu ihnen abzubrechen (was mir ziemlich schwer fallen würde, da ich meine Familie sehr liebe) und weit weg zuziehen. Aber das brauche ich jetzt nicht mehr, da ich nun sicher weiß, dass meine Familie mich liebt und unterstützt. Das ist wirklich ein so tolles Gefühl. Ich kann es gar nicht in Worte beschreiben. Mir wurde eine so große Last abgenommen, dass ich mich auf einmal federleicht und vor allem glücklich fühle!!! Danke für eure Hilfen und den Mutmachungen. Ohne das Forum hätte ich bestimmt noch ein paar Jahre gewartet, weil ich nie die Situation aus einer anderen Sicht als die meiner Eltern gesehen habe. Ihr habt mir die Augen geöffnet, dass das, was meine Eltern gemacht haben, nicht richtig war. Herzlichen Dank! Ich kann es nicht oft genug sagen. <3