Was zur Hölle ist falsch mit mir?!

  • Also ich denke jetzt schon über ein Jahr lang darüber nach, ob ich transgender bin. Und eigentlich glaube ich das auch, aber irgendwie habe ich Probleme damit. Manchmal denke ich, dass ich es mir einbilde, und dann habe ich Phasen, in denen ich denke, dass ich als Mädchen glücklich sein kann und dann zwinge ich mich dazu, typisch "weibliche" Klamotten anzuziehen. Dabei habe ich jahrelang gelitten und war ganz und gar nicht glücklich als Mädchen. Und das weiß ich auch, aber irgendwie glaube ich es mir selbst nicht?? Ich meine, ich war depressiv, ich wollte mich umbringen, ich habe meinen Körper gehasst und wollte Krebs haben, damit ich eine Masektomie haben kann. Ich wollte immer wie die Kerle im Fernsehen sein. Wieso zur Hölle denke ich dann, dass ich als Frau glücklich sein könnte?! Ich mag es, wenn ich als Junge gesehen werde, solange niemand den ich kenne dabei ist. Denn sonst ist es mir einfach nur peinlich, weil ich mich dann irgendwie irre oder psychisch krank fühle. Und ich denke so viel über transsein nach, obwohl ich es echt nicht will. Und ich werde so wütend, wenn mich jemand als Frau bezeichnet und ich finde mein Name passt nicht zu mir, ich hasse ihn. Aber wieso denke ich trotz allem, dass ich vielleicht doch nicht trans bin? Ich will doch einfach nurein ganz normaler Kerl sein! Ich checke mein Gehirn nicht X(

  • Ich könnte mir vorstellen, dass das hormonell begründet ist - gerade wenn du noch nicht ganz aus der Pubertät raus bist und der weibliche Hormonhaushalt ja generell gerne Mal ziemliche Achterbahn fährt, kanns schon sein, dass du da auch in den Stimmungen kippst. Wichtig ist eigentlich, dass du unterscheiden kannst, ist das jetzt gerade nur phasenweise, weil es einfacher wäre, das Ganze bleiben zu lassen oder schwingen die Zweifel eigentlich immer unterschwellig mit, auch wenn du gerade eher stabil drauf bist.


    Was mich ein bisschen hellhörig macht, ist aber auch, dass du Niemanden dabei haben magst, den du kennst, wenn du in der männlichen Rolle bist - klingt für mich ein bisschen, als hättest du Panik davor, dass es ernst wird, wenn das nicht mehr nur dein Ding ist, das du jeder Zeit ohne Aufwand und Erklärungen beenden kannst. Dabei hast du da eigentlich gar keinen Druck, weil du das Tempo grundsätzlich runter drehen und dir einfach Zeit nehmen kannst, klar zu kommen.


    So lange du noch keine endgültigen Entscheidungen triffst, ist es völlig ok, ein wenig zu schwanken und in der Regel stehen endgültige Entscheidungen auch noch gar nicht an, solange du noch in dem Doppel-Leben steckst. Wäre also eine Überlegung wert, ob du dich mit dem ersten Schritt anfreunden kannst, dich von dem hin und wieder weiblich Sein zu trennen - damit meine ich nicht, ab dann den Klischee-Kerl zu miemen, sondern dich einfach nur Personen als männlich vorzustellen und zu testen, wie du damit klar kommst, in der Rolle dann auch zu überzeugen, ohne dich ins alte Schneckenhaus zu retten. Wenn du das hinbekommst, bist du eigentlich an dem Punkt, an dem du spätestens feststellen solltest, das ist dein Ding - oder es ist eben nicht dein Ding.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Ich denke, es ist vor allem dann, wenn ich alleine bin und zu viel nachdenke. Wenn es mir wirklich gut geht, das war v.a. eher im Frühling, Sommer, dann bin ich mir meist recht sicher über meine Identität. Ich hatte den Herbst langso ne Phase, in der mir nichts wirklich sinnvoll erschien, in der ich keine Lust und keine Energie hatte, für irgendwas zu kämpfen und das hält gerade immer noch etwas an.


    Also ich mag es, wenn jemand dabei ist, der es weiß, wie z.B. meine Freunde. Aber die Reaktionen von meinen Eltern zum Beispiel, wenn jemand mich als Junge anspricht sind immer so komisch und mir einfach peinlich, weil ich denke, irgendwas stimmt mit mir nicht, ich muss doch ein Mädchen sein.


    Ich habe oft das Gefühl, dass ich nicht männlich genug bin. Zu hause schon, aber auf der Straße komme ich mir so blöd vor, so als ob jeder sehen kann, dass ich einen weiblichen TKörper habe, und da ich das halt total unangenehm finde, versuche ich überzogen männlich zu sein, aber das bin einfach nicht ich. Aber mein Gesicht ist so weiblich und mein Körper, und das kann doch niemanden überzeugen, oder? Ich hasse dieses Gefühl o.o


    Ich würde mich sehr gerne bei meinen Eltern outen aber ich kann nicht. Ich glaube mitlerweile, dass das daran liegt, wie mein letztes Outing gelaufen ist. Das war in den Sommerferien bei meinen Freunden als transgender. Die haben das gut aufgenommen, aber es hat sich nichts dadurch geändert. Weder die Pronomen noch der Name noch sonst irgendwas. Sie scheinen sich nicht dafür zu interessieren, denn wenn ich darüber reden will, blocken sie ab. Und ich will nicht, dass sich das bei meinen Eltern wiederholt, weil ich mich fühle, als würde ich auf der Stelle treten, obwohl ich versuche, voranzukommen.

  • Wenn du so schreibst, was dir durch den Kopf geht, kann ich ziemlich nachvollziehen, dass du dann eigentlich gar keinen richtigen Mut und Antrieb haben kannst ^^


    Klar kann ich das verstehen, dass du draußen immer im Hinterkopf hast, Alle müssten sofort sehen, dass da was faul ist - am besten noch aus einem Kilometer Entfernung - einfach weil du selbst weißt, was Sache ist. Tatsächlich ist das aber nicht so, wenn du dich eben nicht besonders weiblich anziehst und auch sonst entspannt genug bist, um nicht alleine schon durch Unsicherheit aufzufallen. Wenn du draußen unterwegs bist, dann sehen dich die meisten Leute vermutlich gar nicht so bewusst an - die registrieren dich, einfach weil du zur Umwelt gehörst, aber eigentlich geht es dir selbst doch sicher genauso, dass du kaum beschreiben könntest, an wem du eben vorbei gelaufen bist, wenn man dich danach fragen würde. Dazu kommt, dass du dich eigentlich gar nicht rechtfertigen musst. Wenn du dich als Mann vorstellst, dafür einen männlichen Namen nennst oder auch einfach eine weibliche Anrede berichtigst, dann hat dein Gegenüber erstmal gar keine andere Wahl, als das so anzunehmen, denn wenn Derjenige es nicht zu 100% besser weiß, kann der sich zwar seinen Teil denken, aber vielleicht denkt er auch einfach gar Nichts, außer dass es ihm peinlich ist, dich zuerst falsch angesprochen zu haben.


    Was deine Eltern und deine Freunde angeht... ich geh Mal nicht davon aus, dass die das direkt ablehnen oder anders extrem darüber urteilen, sondern einfach nur unsicher sind, weil die überhaupt nicht wissen können, wie sie damit umgehen sollen und du eigentlich der Experte sein musst, der es ihnen erklärt - oder zumindest ohne große Erklärung die Richtung zeigt. Durch ein Outing verändert sich für einen Transidenten Nichts und das wird es auch beim zweiten oder dritten Mal nicht. Es verändert sich aber Etwas, wenn du darauf bestehst und aktiv durchsetzt, was du willst bzw. nicht willst.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • Als ich deinen Text gelesen haben, hab ich mich sofort wiedergefunden, vor allem bei


    ich habe meinen Körper gehasst und wollte Krebs haben, damit ich eine Masektomie haben kann

    weil für mich das zu diesem Zeitpunkt ein nicht "normaler" Gedanke war, habe ich auch jahrelang überlegt, ob ich nicht doch transgender bin.
    Ich hatte und habe immer noch Probleme mit meinem biologisch weiblichen Körper und würde auch eher in Richtung androgyn/männlich aussehen wollen.
    Was mir geholfen hat, war, sich alle anderen Personen und Umstände wegzudenken und vorzustellen, als Junge geboren worden zu sein oder als Mann zu existieren. Das ist kein Sekundenprozess und kann sich auch unter Umständen im Laufe der Jahre verändern. Vieles hat ja auch mit gesellschaftlichen Normen zu tun, die man lernt und/oder aufgezwängt bekommt.
    Mittlerweile ist mir mein biologisches Geschlecht eigentlich relativ egal und würd mich als irgendwo dazwischen einstufen(leider musste man sich für ein Geschlechtsangabe auf dem Forum entscheiden). Ich habe mehr Freiheiten und kann mich je nach Lust und Laune kleiden oder geben. Ich kann einfach ich Selbst sein (btw, ich war nie der feminine Typ, eher immer so raufboldig :D)
    Es ist auch völlig in Ordnung, darüber lange nachzudenken und auch zu zweifeln (das hat bei mir erst mit 18 angefangen, also mach dir keine Sorgen, du wirst deinen Weg schon noch finden). Auch mit 20 grüble ich noch viel über so etwas nach.
    Der Punkt, an dem ich wusste, dass ich nicht transgender/sexuell bin, war, dass ich mir nicht vorstellen konnte mit einem "unechten" Penis durch die Gegend zu laufen (das mag jetzt etwas fies klingen, aber für mich war das einfach unvorstellbar); ich würde mich mein Leben lang nicht als richtigen Mann erfassen können. Komischerweise sind Pronomen für mich egal, solange ich nicht mit "Frau" oder "Mann" angesprochen werde, beides mag ich nicht so gerne, weil ich mich dann wieder so "eingschubladet" fühle (und Namen sind auch so ne Sache: Andrea gibt es für Männer und Frauen, und man kann sich auch ja andere Namen geben lassen, man hat Spitznamen..)
    Ich mage eben das typisch männlich attestierte Aussehen, das ist aber reine Geschmacksache für mich.
    Was meine Brüste und meine Hüften angeht.... ja, das ist so ne Sache für sich xD am liebsten würd ich die gerne tauschen oder einfach abnehmen, ich habe aber auch schon von anderen non-binary personen gehört, dass sie ne Masektomie machen, aber keine Hormone einnehmen (das wäre mir auch ehrlich zu gesundheitsschädigend).
    Das muss jeder für sich selbst enstscheiden.
    Ich bin einfach ein Mensch, in dessen Welt sowas wie Geschlechter keine Rolle spielen, und jeder so sein kann, wie er will. <- das geht nach Definitionen eher in Richtung pansexuell, ich will mich aber nicht so gerne wie ne Socke in ne Schublade stecken...
    Wir können dir nur aus eigenen Erfahrungsberichten erzählen oder Ratschläge geben; ob du transgender bist, das wirst du irgendwann selbst herausfinden.
    Sei einfach du selbst, dann kriegst du das alles hin !
    Viel Erfolg und alles Gute ;)

  • Danke für deine Antwort :)
    Ich fühl mich inzwischen wieder besser, irgendwie nicht mehr so down und ich hab auch wieder mehr Ansporn zu kämpfen für mich. Ne Zeit lang war ich einfach total down, und da konnte ich mich selbst einfach nicht so richtig akzeptieren. Aber momentan lenk ich mich einfach ab und denk an andere Sachen und das geht dann schon. :)

  • Das hört sich doch richtig gut an, dass Du für Dich kämpfen willst und wieder Motivation gefunden hast.
    Ich kenne leider solche down-Phasen :(
    Ablenkung ist immer gut, aber Verdrängung nicht unbedingt...
    und egal, was am Ende rauskommt, die echten Freunde lieben Dich einfach als Person und nicht als Geschlechts/Sexualitätsklasse <3

  • JohnDoe

    Hat das Label Trans hinzugefügt