• Hey :)
    Also ich bin mir ziemlich sicher, dass ich transsexuell bin. Aber ich kann mich einfach nicht bei meinen Eltern outen. Jedes mal, wenn ich darüber nachdenke, schiebe ich es weiter raus und habe dermaßen Panik davor. Als ich es bei meinen Freunden gemacht habe, konnte ich es schon kaum aussprechen und danach habe ich mich einfach nur komisch, wenn auch erleichtert gefühlt. Aber bei meinen Eltern ist das nochmal was ganz anderes weil sie alles für mich tun und ich ihnen nicht wehtun will. Ich weiß, dass das mein Leben ist und ich nur eins habe und ich glaube, dass meine Eltern auch einigermaßen okey reagieren werden, aber ich kann es einfach nicht, ich schaffe es nicht. Obwohl ich mich wirklich outen will, dann könnte ich endlich ich sein.
    Also mal an alle genderqueeren Menschen, wie habt ihr euch geoutet und wieso kann ich das nicht?

  • Für mich klingt das ein wenig so, als wäre das bei dir noch Alles sehr klar voneinander getrennt - wobei ich mich natürlich auch irren kann - also einerseits dein 'normaler Alltag' auf der einen Seite, in dem du für deine Eltern die Tochter bist, für deine Freunde bisher eine Freundin warst etc. pp. und auf der anderen Seite die Tatsache, dass du dich vereinzelt geoutet hast und damit nun eben der Freund für deine Freunde bist. Das ist eine Variante, die ich unglaublich oft höre und die teilweise über Jahre hinweg so gelebt wird - immer mit der Frage, warum man damit nicht weiter kommt. Ich denke, die Antwort auf diese Frage ist eigentlich sehr einfach, denn Alles was du ja eigentlich willst, ist aus diesem Doppel-Leben ein kompaktes Leben zu machen und das fängt leider bei dir an. Natürlich wäre die Theorie sehr nahliegend, dass ja eigentlich nur alle Anderen drumrum anders mit dir umgehen müssten, dich als Mann ansprechen, sobald sie davon wissen etc. So funktioniert das aber nicht, denn das fängt bei dir an und nicht bei den Anderen. Das Outing selbst ist also eigentlich überhaupt nicht der Punkt, der an deinem Leben etwas ändert, sondern es ist so gesehen nur die Information an deine Umwelt, warum du jetzt in deren Augen irgendwie schräge Sachen machst, die sie so nicht gewöhnt waren und wenn du es hinbekommst, ihnen das so zu erklären, dass auch ein Kind es verstehen würde, dann werden sich die Meisten automatisch an dein Verhalten anpassen, weil sie es für ganz logisch ansehen.


    Bei mir lief es so, dass ich eigentlich Jahre lang überhaupt nicht thematisieren musste, was nun wirklich mit mir los ist. Meine Freunde haben das einfach so hingenommen, dass ich irgendwie kein richtiges Mädchen war und da war es eigentlich gar nicht nötig, das großartig zu benennen - als ich meiner besten Freundin mit 13 gesagt habe, was mit mir ist, hat sie gelacht und meinte, dass das doch gar nichts Neues sei. Ich hatte also bei meinen eigenen Kontakten einfach einen fließenden Übergang, mich bei alten Freunden zu outen und neuen Freunden einfach gar nicht mehr auf die Nase zu binden, als was ich nun geboren bin. Ich hätte mich da also ziemlich schnell nicht mehr in der Form outen müssen, eigentlich ein Mann zu sein, sondern wenn ich das Gefühl hatte, eine Situation könnte mich eh verraten, habe ich mich eher darin geoutet nicht so 100% Junge zu sein, wie man das gewöhnt wäre.


    Meine Eltern waren da ein Thema, was ich lange ausgeklammert habe - liegt aber daran, dass in meinem Fall nur mein Dad übrig ist und der hat von der ganzen Sache wirklich als allerletztes erfahren. Nicht weil ich mir Sorgen gemacht hätte, wie er reagiert, sondern weil ich wusste, dass er das nie wirklich verstehen würde. Er weiß mittlerweile, was Sache ist, nutzt meinen neuen Vornamen und umschifft die ganz groben Fettnäpfchen, aber er bekommt es z.B. nicht hin das Wort 'Sohn' zu benutzen. Spricht er mit Fremden über mich, bin ich 'sein Kind' - und mehr erwarte ich von seiner Seite aus auch nicht. Kurioser Weise hatte ich aber das Glück (ja, empfinde ich tatsächlich so) dass mein Dad sehr viel mehr Probleme damit hat, einen schwulen Sohn zu haben - und damit erkennt er in meinen Augen automatisch an, was ich bin, ohne dass er sich da noch wehren könnte.


    Vermutlich hilft dir meine Erfahrung da eher nicht so recht weiter, weil sich das eher am negativeren Ende ansiedelt und du ein deutlich besseres Verhältnis zu deinen Eltern zu haben scheinst, aber letztendlich kennen wir alle unsere Eltern jeweils am allerbesten. Wenn du denkst, dass sie grundsätzlich in der Lage sind, die meisten Dinge zu verstehen, die dich beschäftigen, dann ist die Chance hoch, dass sie auch das verstehen werden, ohne dass du dir so viele Sorgen machen müsstest. Verstehen sie dich in der Regel eher nicht oder bemühen sich nicht, sich mit dir auseinander zu setzen, dann kannst du dich damit beruhigen, dass es letztendlich nicht wichtig ist, denn wenn du als Mann lebst und du das Allen vermittelt hast, dann würden sich deine Eltern ganz doof dabei vorkommen, das als einzige zu ignorieren, denn deine restliche Beziehung zu ihnen wird sich damit nicht verändern. Solltest du dich aber wirklich gar nicht durchringen können, mit ihnen zu reden, dann hilft vielleicht die schriftliche Variante weiter - schreib ihnen einfach einen Brief, dann musst du die richtigen Worte weniger spontan finden und musst auch nicht sofort dabei sein, wenn sie ihn lesen.

    Schwachfug aus meinem Leben:


    Er: weißt du...
    Ich: weiß ich..?
    Er: weiß nich, weißt du?
    Ich: wir sind voll ahnungslos - aber hoffnungslos genial \o.o/

  • JohnDoe

    Hat das Label Trans hinzugefügt