Gay Pride?

  • Hey,


    in der regenbogenfarbenen Welt stößt man ja immer wieder auf Stichwörter wie "Gay Pride" oder "Queer Pride". Ich frag mich jedes Mal wieder, was genau das eigentlich bedeuten soll und was man darunter versteht. Natürlich kann man unter Stolz einerseits einfach nur die völlige Zufriedenheit mit sich selbst verstehen, in dem Fall also, dass man sich nicht dafür schämt, von der Heteronormativität abzuweichen und sich damit gegen Personen und Bewegungen stellt, die die Meinung vertreten, alles, was "anders" ist, sei in irgendeiner Form "krank" o. ä. und damit minderwertig.


    Auf der anderen Seite hat der Begriff Stolz meiner Meinung nach aber sehr oft auch eine negative Konnotation. Der Grat zwischen Stolz und Überheblichkeit/Arroganz ist manchmal sehr schmal. Diese Erfahrung habe ich auch schon in Bezug auf Sexualität oft genug gemacht. Manche Leute scheinen sich tatsächlich für etwas besseres zu halten, weil sie "anders" sind. Ich habe auch schon mitbekommen, dass sich Leute zum Beispiel so radikal gegen Homophobie gestellt haben, dass sie dabei "heterophob" geworden sind, und damit hätten wir dann ja dasselbe in Grün, was sicher nicht erstrebenswert ist.


    Ich wollte einfach mal wissen, was genau ihr unter Begriffen wie Gay Pride versteht, ob ihr euch damit identifizieren könnt und ob ihr stolz auf eure Sexualität seid. Ich würde mich über Antworten sehr freuen. :)

  • Ich finde nicht, dass die sexuelle Orientierung (genau wie Herkunft, Aussehen etc.) etwas ist, worauf man stolz sein kann. Erstens ist es ja nichts, was man sich irgendwie erarbeitet hat, zweitens wüsste ich nicht, inwiefern Homosexualität nun "besser" sein sollte als Heterosexualität (oder umgekehrt). Ich finde Stolz im Bezug auf Sachen, die man in die Wiege gelegt bekommen hat, immer deplaziert.


    Man kann in meinen Augen höchstens stolz darauf sein, dass man sich z.B. traut, trotz konservativem Umfeld und sozialem Druck offen zu seiner Sexualität zu stehen- nicht aber auf die sexuelle Orientierung an sich.


    Für mich hat "gay pride" daher immer einen ziemlich negativen Beigeschmack, um ehrlich zu sein.

  • Da bin ich ganz deiner Meinung, deshalb habe ich das mit der Herkunft auch extra erwähnt. Für mich ist "gay pride" auch so etwas wie das sexuelle Pendant zu Patriotismus :p.

  • Also ich verbinde Gay Pride eher damit, sich nicht zu verstellen und nicht zu verstecken wer man ist.
    Natürlich ist es schlecht wenn man auf etwas stolz ist und dann alles abwertet was anders ist.
    Aber das zusammenschließen von Mitgliedern in Lgbt Gruppen und zu lernen, das es keinesfalls verwerflich ist so zu sein, kann einen Stärken und zeigen, dass man sich nicht dafür schämen muss man selbst zu sein, sondern stolz und offen darüber sein darf.

  • Also im kern finde ich die gay pride super um andere menschen zu sensibilieren damit sie menschen nicht wegen ihrer Sexualität ablehnen. Doh inwiefern man auf seine Sexualität stolz sein kann ist für mich ein rätsel das ist schließlich so als wenn man auf seine hautfarbe stolz ist, also auf etwas unveränderliches und angeborenes.
    noch eine sache ich finde patriotismus nicht schlecht. Wenn man mal in den weltweiten vergleich geht oder alleine in den europäischen vergleich geht ist deutschland mit das einzige land in dem patriotismus fast komplett negativ besetzt wird. Alleine wie z.b. in frankreich an nationalfeiertagen gefeiert wird ist in Deutschland komplett unmöglich da man dann automatisch das stikma eines rechten aufs Auge gedrückt bekommt... ich finde patriotismus sollte man nicht mit nationalismus gleichsetzen wie es heutzutage so oft passiert

  • der Begriff "Stolz" ist vielleicht wirklich etwas falsch gewählt, was die meisten damit meinen, ist "Zufriedenheit" mit der eigenen sexuellen Orientierung, Selbstakzeptanz und auch dieses Gemeinschaftsgefühl, das man ja zum Beispiel beim CSD oder anderen Veranstaltungen bemerkt.


    Und wer unbedingt das Wort "Stolz"/"pride" verwenden will, könnte damit vielleicht meinen, dass er stolz darauf ist, seine Sexualität offen leben zu können und sich nicht mehr verstecken zu müssen, oder dass er eben einfach stolz darauf ist, so zu sein, wie er ist. Ich zum Beispiel bin auch stolz darauf, dass ich ein Talent für Sprachen habe oder dass ich anderen Menschen gerne helfe. Das ist sozusagen ein Teil meiner Persönlichkeit. Und wenn man seine Homo-, Bi- oder Transsexualität auch als positives Merkmal der eigenen Persönlichkeit erlebt, ist das auch etwas worauf man stolz sein kann, genau wie ein bestimmtes Talent oder ein Charakterzug (den man sich vielleicht auch nicht unbedingt erarbeitet hat)

  • Inwiefern kann man den seine sexuelle Orienterung als positives Persönlichkeitsmerkmal erleben? Das hat schließlich nichts mit Charakter zu tun,wäre genauso, wie wenn man stolz auf seine Haarfarbe wäre. Deinem ersten Absatz stimme ich jedoch zu.

  • was ich vor allem in 'meiner' regionalen "lesbenszene" so mitbekomme, ist, dass es wirklich unglaublich viele gibt, die sich was darauf einbilden homo zu sein, und das quer durch alle altersklassen.
    das sind dann so dinge die ich schon im ansatz nicht verstehe. :D
    solange die sich für was besonderes halten, haben heterosexuelle meiner ansicht nach jedes recht, dasselbe zu tun - auch wenns da eher in ne negative richtung geht.
    man kann nicht gleichheit fordern und sich dann für was besseres als andere halten nur wegen eines persönlichkeitsmerkmales (und dazu würde ich homosexualität schon zählen, weil jeder diesem aspekt seines lebens eine gewichtung gibt, jeder nach liebe und teilhabe und antworten sucht; sonst wären wir alle nicht hier im forum).
    dass man sich allerdings eine interessengemeinschaft sucht, weil ein großer teil des umfeldes ein spezielles interesse nicht teilt, finde ich nicht verwerflich. das tut jeder auf die eine oder andere weise und da treibt einen nicht zwangsläufig stolz oder was vergleichbares.

  • ich finde halt einfach, dass man sich nicht schämen sollte für seine sexuelle Orientierung. Und da Scham ja eigentlich das Gegenteil von Stolz ist, sind eben dann viele stolz darauf. Sich für was besseres halten muss man deshalb aber nicht, immerhin kann man es ja gar nicht beeinflussen, es ist etwas das jedem Menschen angeboren ist.