Eine kleine Mär

  • Eine kleine Mär
    Einst saß ein kleines Elfchen auf einer Lilie und summte vor sich hin und kämmte seine Haare.
    Es betrachtete, wie die Tiere seiner Umgebung - die Füchse, die Schmetterlinge, die Libellen und Vögel - zu zweit zusammen waren und sich um ihre Jungen kümmern, die geboren oder ausgebrütet werden wollen.
    Eines Tages kam eine Fähe zu dem Elfchen und fragte: “Elfchen, klein und zart, sitzt du hier allein? Willst du keinen Mann an deiner Seite?” Aber das Elfchen antwortete nur: “Fähe, geschmeidig und gewitzt, wieso fragst du mich erst heut?” Und die Fähe zog von dannen.
    Bald kamen Herr und Frau Schmetterling und tanzten um das Elfchen und sangen freundlich: “Schau, das kleine Elfchen sitzt hier immer noch allein und kämmt sich sein golden Haar” Das Elfchen lachte und antwortete: “Schau, die bunten Schmetterlinge fliegen wie Ballettänzer durch den Wind und singen ihre Lieder”
    Letztlich kam eine Amsel und betrachtete das Elfchen. Das Elfchen indes legte den Kamm zur Seite und betrachtete die Amsel. “Sprich, Amsel, willst du mich nicht fragen, wieso ich allein bin?” - “Nein,” antwortete die Amsel. “Ich frage mich, wieso du deine Lilie nicht verlassen magst”. Das Elfchen stand auf und umarmte die Amsel. “Deine Frage, so offen sie sein mag, will Antwort. Und du sollst sie kriegen:


    Ich suchte einst die Liebe, so wie ihr Tiere auch
    Doch merkte ich bald, dass ich nicht wie ihr bin.
    Deshalb habe ich mich hier auf diesen Lilien niedergelassen.
    Und warte still den Tag.”
    Die Amsel schwieg und nickte. “Dann, Elfchen,” sagte die Amsel, “warte nicht zu lang.” Und flog davon. Das Elfchen blickte ihre nach und bürstete wieder seine Haare.