Eigene Geschichten

  • Hi Leute,

    Zitat

    Ich wollte mal ein Thema mit Geschichten eröffnen. Hier würde ich mich über einige eigene Geschichten freuen, am allerliebsten Liebesgeschichten<3:einfang:


  • ich habe diesen Beitrag schon gestern gelesen und nahm ihn vorhin als Anlass mal wieder eine Geschichte zu schreiben. Liebesgeschichten sind nicht ganz mein Genre aber ich hab mich mal dran versucht. Es ist bei weitem nicht perfekt, aber vielleicht gefällt es ja dem einen oder anderen:


    „Hallo. Ist dieser Stuhl noch frei?“. Ich schaue von meinem Buch hoch und blicke in grüne Augen, die ein ihnen fremdes Gesicht betrachten. „Klar, setzt dich ruhig!“ erwidere ich lächelnd und lege mein Buch zur Seite. Es ist abgegriffen, der Rücken ist gebrochen und mehrere Seiten lösen sich bereits. Man kann ihm die vielen Jahre ansehen. „Ein tolles Buch. Nicht wahr?“ sagt die Person mit den grünen Augen und berühren sanft das alte Cover. Ich lächel und sehe zu, wie schlanke Hände in eine Tasche greifen. Lange, dünne Finger umgreifen ein Exemplar des gleichen Buches, in ähnlichem Zustand wie meines. Es wird geöffnet, damit die grünen Augen in ihm versinken können. Und ich sitze da und beobachte wie Seiten geblättert werden, sich Augen weiten, Mundwinkel zucken, Kaffee bestellt und stehen gelassen wird. Es ist, als würde jeder einzelne Mechanismus, der diesen Menschen am Leben hält danach schreien bemerkt zu werden. Der ruhige Atem beschleunig sich und flacht ab, wird übertönt von erstaunten Ausrufen, kleinen Flüchen und leichtem Kichern. Nach einer Weile werden belanglose Fragen gestellt. „Wie heißt du eigentlich?“ „Wie alt bist du?“ Doch all dies ist unwichtig in diesem Moment. Ich stehe auf, nehme meine Jacke, meinen Schal und schaue auf den kalten Kaffee meines Gegenübers. Ich warte noch kurz, lächel und frage „Hast du noch etwas vor? Wenn nicht kenne ich da einen tollen alten Buchladen.“ Die grünen Augen blicken verwirrt von den Seiten. Ich habe sie aus einer anderen Welt gerissen. „hm? Oh, klar gerne“ wird mir lächelnd geantwortet. Ein Lesezeichen wird platziert, Mützen aufgesetzt und Rechnungen beglichen. Wir nehmen unsere Bücher unter den Arm und verlassen das kleine Café. „Woher hast du dein Buch?“ werde ich gefragt. Ich blicke hinunter in meine Hände, streiche über das verblichene Cover und flüster kaum hörbar: „ich habe es von jemandem bekommen, der mir sehr viel bedeutet. Wir trafen uns in dem Café von vorhin vor einigen Jahren. Es ist mein ein und alles“. Sanfte Hände legen sich auf meine, als wollten sie mir ein Stück Wärme schenken um die Trauer zu verdrängen. Wir gehen still schweigend, erst für einige Minuten, dann für Stunden. Schon längst ist der alte Buchladen vergessen, und das Café, die Menschen um uns herum, die Geräusche. Nur wir und unsere Bücher, die wir fest an uns gedrückt vor den Schnee zu schützen versuchen. Als der grau verhangene Himmel einem leutendem Abendrot weicht bleibt meine Begleitung plötzlich stehen. Die grünen Augen schauen mich an und scheinen zu strahlen. „Ich werde das Gefühl nicht los dich schon einmal gesehen zu haben.“ Ich schüttel sanfst den Kopf. „Ich habe eine Idee, lass uns ein Versprechen machen. Wir tauschen unsere Bücher, bis zum nächsten Mal, wenn wir uns sehen“ Meine Brust zieht sich zusammen. Ich nicke jedoch und nehme das Buch entgegen. Mit zitternden Händen übergebe ich mein Exemplar. Ich empfange ein warmes Lächeln. Und dann schlossen sich Arme um Körper. Die Umarmung dauert nur einen kurzen Moment, gerade lang genug um einen einzigen Herzschlag des jeweils anderen zu spüren. Ein einziger, kurzer Moment der Verbundenheit, kaum wahrnehmbar, so schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Und doch brachte er eine Zusammengehörigkeit die noch Jahre nachhallen sollte. Und dann trennten sich zunächst Körper von einander, dann Arme, Augen, Schritte, Straßen, Häuser.

    Ich betrete meine Wohnung. Jacke und Schal lege ich ab, gehe zu dem kleinen Bücherregal unter dem großen Fenster. Ich hole eine kleine Kiste herraus und stelle sie auf den Tisch direkt daneben. Und dann nehme ich mir das Buch. Ich weiß, welche Seite ich aufschlagen muss und finde sie auf Anhieb. Ein kleiner Zettel fällt hinaus und mir vor die Füße. Ich hebe ihn auf. Tränen steigen mir in die Augen, während ich den bekannten Text, in der bekannten Schrift lese.

    „Wenn du diesen Zettel in den Händen hälst, habe ich dir mein Buch überlassen. Du musst jemand ganz besonderes sein und mir viel bedeuten. Bewahre es für mich auf, bis wir uns das nächste Mal sehen.“

    Ich atme tief durch, öffne die kleine Kiste und lege den Zettel zu all den anderen, mit dem gleichen Text, der gleichen Schrift.

    Ein Jahr später sitze ich wieder in diesem kleinen Café, das Buch in zitternden Händen. Ich achte nicht auf den Text, kann ihn doch eh auswendig. Seit Stunden warte ich, wie jedes Jahr kam ich zu früh, in der Angst zu spät zu sein. Mein Kaffee ist schon längst erkaltet und ich wende mich wieder meinem Buch zu. Und dann ist es so weit. „Hallo. Ist dieser Stuhl noch frei?“. Ich schaue von meinem Buch hoch und blicke in grüne Augen, die ein ihnen fremdes Gesicht betrachten.

    memories and relationships are like shackles that ultimately lead to your downfall! - Nezumi

  • Shirotani-chan Wow, eine sehr schöne Short-Story! Mir geht es ähnlich mit Romanzen, sie sind einfach nicht so mein Genre, aber deine Geschichte war ja nicht allzu schmalzig, also richtig gut. Kann man echt nicht anders sagen, ist super gelungen;)

    **•̩̩͙✩•̩̩͙*˚ I didn't come for a fight, but I will fight 'til the end ˚*•̩̩͙✩•̩̩͙*˚*

  • Wow, Shirotani-chan, wahnsinn! Die Geschichte ist mega!! Aber darf ich noch was fragen? Ich verstehe das ganze nicht so ganz. Warum treffen sie sich immer wieder und nur die Person mit den Grünen Augen kennt sie nicht? Ich bettele um eine Erklärung, die Geschichte ist der Wahsinn...!

  • Tja, das überlasse ich deiner Fantasie.
    Da ich ja nicht so auf Kitsch stehe, wollte ich einen Kompromiss finden. Daher die Geschichte zweier Personen, die sich jedes Jahr treffen, sich verlieben, aber nur eine der beiden kann sich daran erinnern. Und egal wie viel Leid es verursacht, in der Hoffnung die Person mit den grünen Augen wiederzusehen und das Versprechen mit den Büchern zu halten, macht sie sich jedes Jahr wieder auf in das Café^^
    Ich habe die Personen in meiner Geschichte auch bewusst geschlechtsneutral gehalten, damit sich jeder hier angesprochen fühlen kann.
    Den Grund dafür warum das passiert habe ich mit Absicht weg gelassen. Jeder soll sich selber dazu Gedanken machen^^ es ist ja nur eine kurze Geschichte und kein Buch.

    Vielleicht gibt es irgendwann eine Fortsetzung?....

    memories and relationships are like shackles that ultimately lead to your downfall! - Nezumi