Wie kann man sich als ein Geschlecht fühlen?

  • Hallo,


    also ich verstehe das Konzept Transsexuell zu sein noch nicht ganz und hoffe, dass ihr mir helfen könnt. Ich selbst fühle mich wohl mit meinem Geschlecht.
    Meine größte Frage ist, wie es möglich ist, sich als ein Geschlecht zu fühlen. Ist es nur, dass man sich in seinem Körper unwohl fühlt?
    Ich verstehe nämlich nicht ganz wie man denkt oder fühlt wie ein Mädchen oder Junge, woran merkt man, dass man eigentlich ein Junge oder ein Mädchen ist, außerhalb vom Unwohlsein im eigenen Körper? Es ist ja nicht so, dass man gleich ein Junge ist, nur weil man etwas mag was typisch Junge ist.
    Ich selber fühle mich nicht als ein Mädchen, sondern einfach als ein Mensch, der sich wohl im eigenen weiblichen Körper fühlt.
    Ich wäre froh wenn mir jemand weiterhelfen kann, oder auch wenn jemand dasselbe Problem hat wie ich und das teilt.


    Am Ende ist das nur eine Frage aus Interesse von mir gestellt. Auch wenn ich das Konzept Trans* etc. noch nicht wirklich verstehe, scheint es ja da und wichtig zu sein, also unterstütze ich Trans* Menschen. Aber ich würde sie auch gerne verstehen.
    Gruß Lyanna

  • Ich hatte zwar in der Vergangenheit selber teilweise ziemliche Probleme mit meiner Geschlechtsidentität, aber so im Nachhinein betrachtet hat das hauptsächlich auf Rollenbildern und Klischees basiert. Und ich denke, dass eben diese Rollenbilder in unserer Gesellschaft leider auch für manche Trans*-Menschen zumindest ein Grund für den Wunsch nach geschlechtsangleichenden Maßnahmen sind. Ich hoffe, dass sich von dieser Aussage niemand angegriffen fühlt und ich will auch ganz sicher nicht die Geschlechtsidentität von irgendjemandem für nichtig erklären. Aber es gibt durchaus Trans*-Menschen, die sagen, dass sie sich nicht als trans* identifizieren würden, wenn wir in einer Welt leben würden, in der völlige Gleichberechtigung in allen Bereichen und absolut keine Rollenbilder und Klischees existieren.


    Mittlerweile fühle ich mich wohl damit, eine Frau zu sein, auch wenn ich wie du nicht genau weiß, was es bedeutet, sich "als Frau zu fühlen". Ich mag meinen weiblichen Körper und habe keinerlei Bedürfnis, etwas an ihm zu ändern. Und ich denke, das ist der springende Punkt. Natürlich gibt es auch Trans*-Menschen, die keinen Wunsch nach geschlechtsangleichenen Maßnahmen haben, aber die meisten haben ihn eben. Was genau Geschlechtsidentität ausmacht, kann wahrscheinlich keiner so genau beschreiben. Aber Fakt ist, dass jemand, der das Gefühl hat, dass sein Körper "falsch" ist und der ihn gerne verändern würde, auch seine Gründe dafür haben wird, auch wenn diese Gründe vielleicht nicht jeder versteht. Manche Leute sagen auch, dass man Geschlechtsidentität nur wirklich spürt, wenn sie vom körperlichen Geschlecht abweicht. Und eigentlich spielt sie ja auch nur dann wirklich eine Rolle.

  • Es freut mich, dass ich nicht die einzige bin, die darüber nachdenkt. Und der letzte Absatz klingt sehr beruhigend und gut durchdacht. Danke

  • Also ich als Transfrau... Es ist schwer zu beschreiben. Grundsätzlich muss man sich vom Bild der Klischeefrau lösen.
    Es ist einfach die Innere Gewissheit. Du schaust beim Duschen an dir runter, und wo andere denken: "Ich bin zu dick". Denke ich: "Wtf ist das da unten? Das gehört da nicht hin. Mach das weg. Das ist ekelhaft. Ich will das nicht. Das passt nicht zu mir. "
    Ich guck in den Spiegel... Sehe Bart. Ebenfalls das gehört nicht zu mir... Die große Nase, meine Größe, allgemein der Körperbau... Alles das passt nicht zu meiner Seele.
    Ich hasse die Farbe pink, hasse Shopping, Schminke mich selten und trage meist eher burschikose Kleidung, mag Autos, Waffen, Panzer, Shooter... Trotzdem weiß ich: Ich bin eine Frau.
    Ich identifiziere mich nicht gerne mit / als Trans*. Ich bin eine Frau. Ob mein Körper nun männlich ist oder nicht. ;)
    Das Bild der Frau ist von unserer Gesellschaft definiert, die nunmal von Männern dominiert wird. Und für die meisten Männer gilt nunmal: Frau = Zart, kocht, shoppt, mag pink, trägt gerne Kleider... Etc. Und dementsprechend werden Kinder erzogen. Deshalb bleibt es so in der Geselschaft verankert, zumal Kindern das so anerzogen wird und sie es daher nicht wirklich anders kennen.^^
    Aber stolz drauf Trans zu sein... Werde ich niemals. Es gehört nicht zu mir. Es ist für mich nur ein Problem, dass es zu überwinden gilt.
    Könnte ich ein Mann sein, der glücklich ist damit ein Mann zu sein, würde ich es dem Trans*sein immer vorziehen. Genauso wie einfach eine geborene Frau zu sein.


    Verstehen kann man das eigentlich nicht als Mensch, der gerne so ist, wie er ist.

  • Wenn du versuchst es zu verstehen, wirst du dir den Kopf zerbrechen. Du solltest es einfach akzeptieren das es nun mal mehr als "männlich" und "weiblich" als seelisches Geschlecht gibt, und ich finde, froh sein, dass du nicht Trans bist. :P ^^ Nur weil etwas einen Schniedel in der Hose hat, muss es kein Mann sein, und mit einer Vagina muss es keine Frau sein. :) Geschlecht is vielfältig. In einigen Kulturen gibt es sogar 4 Geschlechter.^^

  • Ich bin tatsächlich sehr froh darüber ;) und akzeptiert habe ich das schon lange. Nur halt nicht verstanden, was auch in Ordnung ist.

  • Ich versuche das meist mit Klamotten zu erklären,da dass die meisten nachvollziehen können. Stell dir vor, du bist eine maskuline Frau und musst wegen einem Anlass dich sehr sehr feminin kleiden. Du fühlst dich darin nicht wohl und würdest es gerne ändern. Das was du im Spiegel siehst, bist nicht du, dir würde ein Anzug besser stehen. Du bist unglücklich darüber und gehst dann zu der Veranstaltung, musst dich verstellen etc. Stell dir jetzt vor, dass deine Kleidung dein Körper ist. Du kannst dem aber nicht entfliehen, musst damit Leben. Bis du den Entschuss fast, was viel Mut kostet, dies zu ändern. Du kennst bestimmt die Erleichterung, wenn du unerwünschte Klamotten ablegen kannst? So einfach ist das bei Trans*-Menschen nämlich nicht. Man geht einen langen Weg, bis man endlich die ,,Klamotten'' abgelegt hat. Ich hoffe, dass war einigermaßen verständlich :)

  • Ich denke, dass es sehr schwierig ist, dass zu erklären. Bei mir ist es einfach ein Gefühl. Es hat nichts damit zu tun, dass ich gerne der Beschützer wäre oder Jungenkleidung lieber mag, aber dass nicht kann, weil ich weiblich bin. Ich verabscheue alles, was weiblich ist an mir. Ich hasse es. Weil es sich falsch anfühlt. Und wenn ich auf der Straße in, denke ich einfach, dass ich ein Junge bin. Ob das die anderen auch so sehen ist natürlich was anderes. Aber es fühlt sich gut an. Und es macht mich glücklich. Ich fühle mich jetzt auch nicht wirklich männlich. Also, zu Anfang dachte ich immer, ich bin nicht trans, ich fühle ja nicht, dass ich ein Mann bin. Aber das ist eben die Sache. Ich fühle mich als ich. Und ich will aber als männlich angesehen werden, weil ich finde, das passt besser zu mir. Ich kann das irgendwie nicht erklären.. :) Aber es ist einfach so. Ich denke meistens nicht mal darüber nach, was ich bin, bis mir wieder einfällt, dass ich ja einen weiblichen Körper hab, und dann kommt alles hoch. Aber davor komme ich mir vor, wie jeder andere Typ auch. Verwirrend ist es, aber es ist halt einfach in dir, und egal was du versuchst, wenn du einmal die Person gesehen hast, die du wirklich sein willst, geht es nicht mehr weg, egal was du tust. Und ich glaube auch, dass Aleya recht hat. Verstehen kannst du es wohl nicht so richtig, wenn du dich mit deinem angeborenen Geschlecht identifizierst, weil es bei trans-Menschen einfach da ist. So eine Art Gefühl.

  • Ich glaube auch das die Geschlechterrollen die verankert sind ein großes Problem sind. Heute wurde ich gefragt ob ich gerne hohe Schuhe und Röcke trage, als ich verneint habe wurde ich gefragt warum. Es ist für mich unbequem ganz einfach aber deswegen bin ich doch trotzdem ne Frau. Aber ob das jetzt unbedingt etwas mit Trans was zu tun hat weiß ich nicht. Zu meiner Schulzeit war ich mit einem Mann befreundet der im Körper einer Frau ist (bzw war, denke dass das jetzt anders ist). Es ist oft vorgekommen das er am Telefon geweint hat weil er fertig war. Man wird die verschieden Sexualitäten und Geschlechter nie ganz verstehen aber das ist ok für mich. Hauptsache man fühlt sich wohl.

  • Ich denke, dass Geschlechterrollen bestimmt Einfluss auf uns haben, aber in welchem Ausmaß weiß ich nicht. Ich meine, es gibt so viele Transjungs, die sehr viele "typisch weibliche" (was auch immer das eigentlich heißen mag) Eigenschaften haben oder Dinge mögen. Wenn es ihnen nur um die Geschlechterrolle ginge, könnten sie sich ja auch als Mädchen identifizieren. Da sie es aber nicht tun, muss es da wohl andere Gründe geben. Mal ganz abgesehen davon, dass es biologische Ursachen hat, mit was sich ein Mensch identifiziert. Zudem wurde ja bewiesen, dass sich Geschlechteridentitäten nicht anerziehen lassen :) Aber ich selbst habe auch keinen genauen Plan davon. Ich denke, es ist einfach wie es nunmal ist :D

  • JohnDoe

    Hat das Label Trans hinzugefügt