Kognitive Dissonanz

  • Hey, wollte mal ein bisschen über das Phänomen der Kognitiven Dissonanz reden. Natürlich ist das ein weitreichender Begriff, jedoch möchte ich mich hier auf die Meinungsbildung beziehungsweise Meinungsbeständigkeit beziehen. Es ist ja tatsächlich so, wenn ein Mensch eine Meinung gefasst hat oder einen Wert gebildet hat, dann wird er alles tun um ihn zu verteidigen oder zu bestätigen. Wenn ich also jemanden mit klaren Fakten dass seine Meinung oder sein Wert eventuell nicht korrekt sind konfrontiere dann fühlt sich diese Person einer kognitiven Dissonanz ausgesetzt und ist gezwungen eine der beiden folgenden Sachen zu tun: Seine Meinung bestätigen / sich rechtfertigen oder seine(n) Meinung / Einstellung / Wert anpassen. In den meisten Fällen ist es so dass die erste Variante die einfachere und bequemere ist, was zu folgendem führt:1. Die Person sucht sich zielgerichtet Informationen die ihre Meinung bestätigt. Widersprüchliche Informationen werden hierbei einfach ausgeblendet.2. Die Person rechtfertigt sich mit Bezug auf eine höhere Instanz, etwas auf dass sie keinen Einfluss hat. ("Ich war gezwungen dass zu tun." / "Andere machen dass auch." / "Es gibt auch Raucher die alt geworden sind.")
    Das ist alles wissenschaftlich bestätigt in Hunderten von Studien. Meine Frage jedoch: Wie kriege ich es denn hin, dass die Person statt der ersten Variante die zweite Wählt? Und ist es möglich dass ich selber achtsam genug bin, dass ich nicht auch anfange meine Entscheidungen und Einstellungen so zu rechtfertigen?
    Zum Ende noch eine "Geschichte" von der Wikipedia Seite zur Kognitiven Dissonanz, an der man finde ich ganz gut sieht wie sich dieses Verhalten ausdrücken kann:

    Zitat

    In den 1950er Jahren gab Marian Keech (eigentlich Dorothy Martin) aus Salt Lake City an, Nachrichten von der Außerirdischen „Sananda vom Planeten Clarion“ zu empfangen. Sie scharte in Wisconsin (USA) eine Sekte um sich, die ihren Vorhersagen glaubte, eine gewaltige Flut werde alle Menschen auf der Erde töten und nur die Sektenanhänger würden von fliegenden Untertassen gerettet. Als die prophezeite Flut ausblieb, sah sich die Gruppe der Lächerlichkeit preisgegeben. Statt das Versagen ihrer Führerin zu akzeptieren und sich von ihr abzuwenden, sahen sich die Anhänger in ihrem Glauben nur umso mehr bestärkt. Sie behaupteten, ihre Gebete hätten Gott umgestimmt, und versuchten mit einem Mal fieberhaft, andere Leute zu ihren Ansichten zu bekehren.


    Leon Festinger, der gemeinsam mit Stanley Schachter und Henry W. Riecken zum Schein Sektenmitglied war, entwickelte auf Basis dieses Geschehens die Theorie der kognitiven Dissonanz: Nach der persönlichen Überzeugung der Sektenanhänger hätte die Welt in der Flut versinken müssen. Da dies nicht eintrat, sei es zu einer kognitiven Dissonanz zwischen der Erwartung und der Erfahrung der Wirklichkeit gekommen. Um diesen Konflikt aufzulösen, habe es nur zwei Möglichkeiten gegeben: Die eigene Meinung ändern oder die Meinung aller anderen. Für die Anhänger der UFO-Sekte sei nur die zweite Möglichkeit in Betracht gekommen, ergo hätten sie ab da versucht, alle anderen von ihrem Glauben zu überzeugen.[14]

  • Erstmal finde ich das Thema auch sehr interessant, weil darin viele Probleme liegen, denke ich. Es ist ein natürlicher Prozess für sich selbst einzustehen und seine Meinung zu verteidigen, manchmal ganz besonders, wenn bestimmte Zweifel aufkommen.
    Um das zu umgehen sollte man vielleicht einfach einmal Kritikern besser zuhören und keine Angst vor Kritik haben, schließlich ist Meinugsfreiheit und das ständige Hinterfragen von Ansichten wichtig.
    Es hilft bestimmt auch, zu lernen, dass man eben manchmal eine vorgefasste Meinung hat und die Meinung zu ändern grundsätzlich nichts schlechtes ist, sondern im Gegenteil eher von Einsicht zeugt.
    An deiner Stelle würde ich der Person erstmal sagen, dass du seine/ihre eigene Meinung respektierst, aber eine andere hast. Du kannst vielleicht auch persönliche Sachen sagen und damit erklären, warum du anderer Meinung bist.
    Wenn du sachlich argumentierst und die Person dir zuhört, danach aber dennoch auf ihre Meinung besteht, heißt das nicht, dass sie sich nicht Gedanken gemacht hat, oder die Meinung teilweise geändert hat. Oft bestehen Leute auf ihre Meinung und finden Gegenargumente, obwohl sie wissen, dass der andere Recht hat.
    Ich denk, das einzige was du machen kannst ist so mit der Person zureden, als ob ihr einfach sachlich argumentieren würdet, wenn das möglich ist.
    Ansonsten gibt es glaube ich nicht so viele Möglichkeiten, Leute, die ihr Unrecht nicht einsehen wollen, umzustimmen.
    Wünsch dir aber viel Glück, und dass dein Gegenüber in der Lage ist, dir ordentlich zuzuhören.

  • Begriff der psychologischen Theorie über die Verarbeitung relevanter Informationen nach einer Entscheidung. Die Theorie geht von dem Sachverhalt aus, daß gelegentlich Informationen ausgewählt werden, die eine getroffene Entscheidung als richtig erscheinen lassen, während gegenteilige Informationen abgewehrt oder nicht beachtet werden. Dissonanz heißt sowohl die Nichtübereinstimmung bzw. Unvereinbarkeit zwischen verschiedenen Wahrnehmungen, Meinungen oder Verhaltensweisen als auch die daraus abgeleitete Spannung (z.B. ein Unlustgefühl). Gemäß der Theorie der kognitiven Dissonanz besteht im Individuum eine starke Tendenz (eine Motivation), nicht miteinander übereinstimmende kognitive Elemente zu vermeiden, das heißt, die erlebte kognitive Dissonanz zu reduzieren.