Rede zum Thema Ehe-Öffnung

  • Hey,


    ich sollte vor kurzem in Deutsch eine Rede zum Thema Ehe-Öffnung schreiben und wollt mal eure Meinung (zum Thema und zur Rede) hören:


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    Liebe Mitschüler, liebe Lehrer!


    Nach nur zwei Monaten war es endlich soweit: Am Montag wurde auf Hawaii die Ehe für Lesben und Schwule geöffnet. Schon am Abend heirateten 6 Paare. Auch in vielen anderen Ländern, wie Niederlande, Frankreich, Norwegen und Dänemark ist dies bereits möglich. Sogar im konservativ regierten England und Wales ist es imMärz 2014 soweit.


    Bei uns wird das jedoch noch dauern. Gleichgeschlechtliche Paare dürfen bisher nur eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen. Diese ist jedoch keine Ehe. Die wesentlichen Unterschiede liegen bei den Steuern und im Adoptionsverbot.



    Das bedeutet, dass es einem gleichgeschlechtlichen Paar nicht ohne Probleme möglich ist, eine Familie zu gründen. Die vom Partner adoptierten Kinder darf der andere Partner nicht adoptieren. Das soll besser für das Kindeswohl sein. Doch was macht es in in dieser Hinsicht für das Kind für einen Unterschied, ob es adoptiert ist oder nicht? Was kann das Kind dafür, dass es adoptiert ist? Warum sollte es anders als ein leibliches Kind behandelt werden?


    Was die Steuern betrifft, wird das Paar wie zwei Menschen eingestuft, die sich fremd sind. Die Partner werden vom Finanzamt als Alleinstehende behandelt und müssen demnach dieselben Steuern wie Alleinstehende zahlen. Wird ein Partner jedoch arbeitslos und braucht Hartz IV, wird ihm das verweigert, wenn das Gehalt des anderen Lebenspartners ausreicht. Sie haben die gleichen Pflichten, aber nicht die gleichen Rechte, wie sie alle anderen Eheleute haben.


    Im Koalitionsvertrag heißt es: ''Rechtliche Regelungen, die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaften schlechter stellen, werden wir beseitigen.'' Ein Schritt in die richtige Richtung. Das, was uns stört, ist, das es keine Ehe ist - und das das Adoptionsrecht nicht erwähnt wird.
    Angela Merkel ist immer noch gegen die Gleichstellung und verteidigt sich mit den Worten: ''Ich bin unsicher, was das Kindeswohl anbelangt und diese Unsicherheit möchte ich einfach auch zum Ausdruck bringen dürfen, ohne dass ich jemanden diskriminieren möchte.''


    Aber: Solange ein homosexuelles Paar nicht die gleichen Rechte wie ein heterosexuelles Paar hat, ist das nichts anderes als Diskriminierung. Solange es keine vollständige Gleichstellung gibt, ist der Staat in Sachen Menschenrechts- und Minderheitspolitik unglaubwürdig.


    Gegen die Gleichstellung wird oft mit dem besonderen Schutz der Ehe und Familie argumentiert.
    Das Bundesverfassungsgericht urteilte jedoch, es sei nicht begründbar, daraus abzuleiten, dass andere Lebensgemeinschaften mit geringeren Rechten auszustatten sind.
    Bilden gleichgeschlechtliche Paare mit Kindern denn etwa keine Familie, die geschützt werden muss? Heutzutage wird Familie in den unterschiedlichsten Formen gelebt: Es gibt Patchworkfamilien, geschiedene Paare, alleinerziehende Eltern und Regenbogenfamilien. Sie alle bilden eine zu schützende Familie im Sinne des Grundgesetzes.


    Berufstätige Frauen, Kinderbetreuung, Scheidung und Wiederverheiratung - niemand meint mehr die Ehe, die es gab als vor knapp 100 Jahren die Gesetze geschrieben wurden.
    Nur die CDU und die CSU sehen das nicht ein. Jede Regierung ohne ihre Beteiligung würde die Ehe öffnen. Die Mehrheit der Abgeordneten und Bürger sind dafür.


    Denn: Was schadet es, wenn wir Lesben und Schwulen auch heiraten dürfen? Es wird keine Hetero- Ehe weniger geschlossen, kein Kind weniger geboren.


    Homosexuelle Beziehungen sind nicht oberflächlich, wie es so oft heißt. Die Scheidungsrate von Hetero- Ehen liegt bei 40%, die von eingetragenen Lebenspartnerschaften bei nur 7%.
    Ein häufiger Grund warum Heteropaare heiraten ist, dass die Frau ein Kind erwartet und das Paar sich absichern will. Lesben und Schwule können auf die staatliche Absicherung verzichten. Wir streben keine Privilegien an. Alle, die trotzdem eine Homo- Ehe eingehen, haben es sich sehr gut überlegt. Es ist meist ein bewusster Entscheidungsprozess von Paaren, die schon lange zusammen sind.


    Bei der Gleichstellung geht es nicht nur um rund 70 Tausend eingetragene Lebenspartnerschaften. Es geht um Millionen von Menschen. Ihre Rechte. Ihr Leben. Ihre Gefühle. Ihre Identität . Und um das, was sie als Person ausmacht.


    Denn in einer Hinsicht gibt es keinen Unterschied zwischen denen, die heiraten: Sie alle lieben ihren Partner und wollen ihm das Versprechen für die Ewigkeit geben.




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    LG


    Kilauea

  • Ich finde das gut formuliert und vor allem die Sturheit der CDU/CSU wurde gut dargelegt.
    Schick das mal Merkel, oder als offenen Brief... Die Reaktion wäre bestimmt interessant.
    :thumbsup:
    Wir haben sowas ähnliches auch grad in Deutsch angefangen und kann das daher nicht wirklich bewerten, aber ich persönlich finde sie ansprechend und fesselnd, da gute Beispiele, Formulierungen und der Inhalt im Großen und Ganzen wirklich top sind.


    *Applaus*

  • Danke! :)
    Morgen früh werde ich - wenn ich ausgelost werde - die Rede halten... ich bin total aufgeregt... mal sehen was die Klasse dazu sagt...


    Ja, das mit dem Brief wäre wirklich mal interessant, aber liest sie das überhaubt?

  • Ich glaube so nicht, aber wenn es ein offener Brief ist und du ihn an irgendeiner Presse als kleinen Artkikel oder sowas anbietest, vielleicht wäre da ne Möglichkeit.
    Wäre schon geil, wenn es funktionieren würde :D

  • Meiner Meinung nach sollte man ganz gezielt auf einen Dialog hinarbeiten. Dialektik, dass ist ja gerade die Kunst, durch Aufdeckung der Widersprüche in den Urteilen des Gegners und durch Überwindung dieser Widersprüche zur Wahrheit zu gelangen. Und Widersprüche, dass wird wohl niemand bestreiten, gibt es in den Argumenten der Gegner einer Ehe-Öffnung wohl mehr als genug

  • Musstest du die Rede auch vor der Klasse vortragen und wenn ja, wie waren die reaktionen?
    Würde mich persönlich mal Interessieren.


    Ansonsten, toll geschrieben :)