Fügung

  • Hallo Leute,


    ich schreibe sehr gern Gedichte, weiß aber nie ob sie was taugen. Oder ob man die "message" versteht.
    Ich wäre euch dankbar wenn ihr das folgende Gedicht bewertet. Und vllt. auch interpretiert.


    In meinem Herz,


    dort brennt das Feuer.


    Es ist blau, es ist Schmerz.


    Es ist mir nicht geheuer.




    Mit dem Tode wird gerungen


    denn die Trauer ist nicht verklungen


    Ich bin nur noch einer Hülle,


    besitze keine Träume, keine Fülle.




    Mein Liebling hat mich verlassen,


    was tat ich nur?


    Soll ich mich hassen?


    Es formt sich des Galgens Schnur.




    Ich hänge und blicke aus dem Fenster


    da sah ich meinen Schatz,


    er kam zurück


    und es wurd finster.


    LG Wuotan

  • Wow, gefällt mir :)


    Aber bewerten..? Ich finde, Gedichte kann man gar nicht wirklich bewerten, denn in der Lyrik gibt es schließlich kein Richtig oder Falsch.
    Ich persönlich finde dein Gedicht jedenfalls sehr gelungen und vor allem aussagekräftig. :thumbsup:
    Hier mal ein kleiner Interpretations-Ansatz:


    Das Gedicht handelt ganz klar von Liebeskummer. Die Macht der Liebe wird hier nicht als etwas Schönes aufgezeigt, sondern als "Schmerz" beschrieben. Das Lyrische Ich scheint sehr verliebt zu sein, doch je stärker es liebt, desto tiefer wird auch der Schmerz ("Das Feuer / Es ist blau"; brennendes Feuer = Schmerz; blaues Feuer = sehr heiß = sehr starker Schmerz). Den Vers "Es ist mir nicht geheur" würde ich so deuten, dass das lyrische Ich nicht weiß, wie es mit seinen Gefühlen umgehen soll keinen Ausweg aus der 'Liebeskrise' weiß.
    In der zweiten Strophe sprichst du vom Tod, der anscheinend durch die starke Trauer verursacht wird. Das zeigt noch einmal, wie auswegslos dem lyrischen Ich die ganze Situation erscheint. Es ist hilflos und trauert vor sich hin. Es kämpft ums überleben, weil ihn sonst der Kummer auffrisst. "Ich bin nur noch eine Hülle / besitze keine Träume, keine Fülle". Schöne Metapher :) Aber ich finde, an dieser Stelle erweckt das lyrische Ich einen sehr depressiven Eindruck. Es hat eine negative Sicht auf sich selbst, auf seine Situation und seine Zukunft. Es steckt so zu sagen in einem schwarzen Loch, hat jegliches Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein verloren, fühlt sich nutzlos und leer. Seine Gedanken sind pessimistisch, es sieht keine Chance auf eine Besserung, oder will sie auch gar nicht sehen.
    In der dritten Strophe wird klar, dass das lyrische Ich verlassen wurde. Dieses Ereignis scheint für ihn wie eine Demütigung gewesen zu sein und trotzdem schreibt es allein sich selbst die Schuld dafür zu ("Soll ich mich hassen?"). Vielleicht sieht es an dieser Stelle ein, dass es einen Fehler in der damaligen Beziehung gemacht hat und weiß nicht, wie es ihn wieder gut machen kann oder aber das lyrische Ich wurde durch die Trennung so selbstentwertet, dass es gar nicht mehr einsieht, dass es vielleicht gar nicht seine Schuld war. Stattdessen lässt es den Tod ("des Galgens Schnur") über sich ergehen. Es hat aufgehört zu kämpfen.
    Die letzte Strophe kann man meiner Meinung nach auf zwei Arten interpretieren:
    "Ich hänge und blicke aus dem Fenster". Beim ersten Lesen habe ich das so verstanden, dass sich das lyrische Ich schließlich selbst erhängt hat und als es gerade so vor sich hin stirbt (okay ein bisschen blöd formuliert xD), sieht es, wie sein Geliebter zu ihm zurückkehrt. Doch dann ist es zu spät und "es wurd finster", das lyrische Ich stirbt.
    Man könnte das "Ich hänge" aber auch metaphorisch deuten, dass das lyrische Ich gerade den tiefsten Punkt seiner Trauer / Depression erreicht hat, als der Geliebte endlich zurückkehrt. Doch als sein "Schatz" schließlich wieder bei ihm ist, merkt es, dass nichts mehr wie früher sein wird. Die Verbindung zwischen ihnen ist irgendwie durchbrochen. Anstelle des ersehnten Liebesglücks, wird alles nur noch schlimmer. "Er kam zurück und es wurd finster".


    Okay, mein Text ist jetzt doch ein bisschen länger geworden, als geplant... xD Auf jeden Fall finde ich, dass man das Gedicht seehr gut interpretieren kann :-D Thumbs up! :daumenhoch:

  • Ich find die Interpretation hat mir sehr gefallen.
    Wie du sagtest es gibt kein richtig und kein falsch. Und es freut mich das du den Versuch gemacht hast ^^
    Es Freut mich das es gut angekommen ist. ^^

  • Eines fällt mir bei deinen Gedichten immer auf....
    Du hast ein großes Talent,den Leser mit dem letzten Satz deinen Schmerz in´s Herz zu stoßen.


    Am besten gefallen mir die Stellen "es ist mir nicht geheuer", "Es formt sich des Galgens Schnur" und eben das Ende.


    "er kam zurück


    und es wurd finster"


    ...Du weißt genau,wann ein Vers aufhören muss. das ist ne Sache die viele nicht erkennen.



    Du hast eine tolle Ausgewogenheit in deinem Schreibstil.
    Immer wieder kommt so ein Satz,der einen wirklich trifft!