niedergang deutscher kultur?

  • patrick, ich sehs ähnlich wie du, ich finds auch irgendwie unverständlich, dass solcher output von menschen, die sich nicht mal angemessener sprache bedienen können als kunst durchgeht und preise abräumt. aber wie ich schon sagte, man kann mit den entsprechenden argumenten alles als kunst hinstellen, gerade dann, wenn es provokant ist, wie zB das buch "feuchtgebiete" von charlotte roche, wie du schon erwähntest.
    ich habs gelesen und war erschrocken darüber, dass sowas ein bestseller ist. aber sex sells, wie man weiß, daher folgten ja auch weitere werke ähnlichen aufbaus. "fleckenteufel" von heinz strunk (was ich selber nicht gelesen habe) soll ja das männliche pendant zu charlotte roches buch sein. ich bin mir noch nich sicher ob ichs mir antun soll, aber ehe ich über etwas urteile sollte ich vielleicht doch mal nen blick reinwerfen. :D


    wie dem auch sei, wenn das die moderne deutsche kulturlandschaft darstellen soll, seh ich schwarz. auch wenn ich wirklich für wandel und weiterentwicklung bin, sowas kann ich absolut nich nachvollziehen...


    achso, und sebastian krämer ist mir durchaus ein begriff. ich bin durch eines seiner berühmtesten stücke (deutschlehrer) auf ihn gestoßen und seitdem mehr oder minder fan, wenn man das so bezeichnen will. :D

  • Die deutsche "Kultur" wird es weiter in den Geschichtsbüchern geben, Goethe oder Schiller werden nicht vergessen und auch nicht
    die Politik der vergangenen 111 Jahre.
    Nach meiner Meinung wird sich aber die Wichtigkeit ändern, Schiller war damals, die "Teufelskicker" sind heute. Der Kaiser und Hitler waren damals, Merkel und Eurokrise sind heute. Die deutsche "Kultur" wird immer da sein, nur sie wird sich wohl der Zeit anpassen.

  • Finde ich leider nicht.
    Zumindest im WK II wusste jeder wer Schiller und Goete war... Liegt bestimmt auch an der NS-Propaganda aber sie wussten es.
    Geh jetzt mal in die Fußgängerzone und frag mal ein paar Jugendliche wer Goethe, Schiller, Bismark, Max Frisch war und sie werden es höchstwahrscheinlich nicht wissen.
    Doch mit Charlotte Roche wirst du ein ganz anderes Ergebnis erziehlen.
    Kultur passt sich immer an aber es kann nicht sein, dass es auf Kosten von Gramatik, Rechtschreibung und vor allem der Sprache geht.


    Über die Politik reden wir besser nicht, denn die aktuelle Europapolitik geht entgegen allen Erfahrungen der Vergangenheit!

  • Es gibt bestimmt einige aus meiner Generation die nicht wissen wer Goethe oder Schiller waren, oder nur den Bismarkhering kennen :D
    Aber die meisten kennen Bushido,auch wenn dieser wenig mit Kultur zu tun hat. Oder ??
    Fest steht aber, dass die deutsche Literatur oder Kultur nicht schlechter geworden ist. Sie hat sich gewandelt und versucht die eigene Kultur in Zeiten der Multikultur mit anderen Kulturen zu vermischen. Ich weiß nicht wie ich meine Gedanken genauer erklären kann ?
    Die Grammatik und die Aussprache ist ein wichtiger Teil der Kultur eines Landes, aber ich glaube nicht das ein Bauer vor hundert Jahren
    die deutsche Sprache gut beherrscht oder das er anspruchsvolle Literatur gelesen hat.
    So ist das fast auch heute noch, es wird immer welche geben die kulturelles Wissen haben und welche die es nicht haben, aber als Ersatz ein anderes Wissen vorzeigen könen. Ob man das nun als Kultur nach Auffassung des Dudens bezeichnen kann muss man überlegen.

  • ich denke, dass es im ermessen jedes einzelnen liegt, ob er sich nun beispielsweise mit literatur á la schiller und goethe befasst oder sich doch eher "leichter kost" (wie charlotte roche) zuwendet. das hängt ja von den interessen und vorlieben ab.
    ich selbst finde es zwar schade und es ist mir auch nur bedingt nachvollziehbar, warum werke die zB zur zeit der romantik oder des realismus entstanden sind, immer mehr an bedeutung verlieren und mehr oder weniger verschütt gehen, aber ich will auch niemandem vorschreiben, wofür er sich zu interessieren hat und was er gut finden muss und was nicht.

  • Irgendwann geht jede kultur mal vor die hunde. angeblich bemisst sich der lebenszyklus einer ganzen zivilisation um etwas über zehntausend jahre (sagte mal ein lehrer).

    in diesem zeitraum entwickeln sich dann wohl hunderte von kulturen, die sich schlucken, die sich weiterentwickeln ... verändern auf jeden fall, bis irgendwann nicht sehr viel offentsichtliches von den alten kulturen über bleibt. wenigtens für den durchschnitts-menschen.


    und das geschieht nicht mal in jahrhunderten, sondern schon in dekaden. das kann man leicht nachprüfen ... was zu Schillers zeiten modern war, war 50 jahre später vllt schon obsolet.


    und wenn in sechzig jahren nur noch eingeweihte Schiller & Co kennen, was schon heute die mehrheit kaum tut, ist es eigentlich kein beinbruch. ein Schiller vergeht, ein anderer wird neu geboren.


    wichtig alleine sind immer nur die menschen, die aktuell eine kultur leben. ob die nun alte werte hoch halten oder nicht, ist nicht besonders von bedeutung, find ich. wichtig alleine ist nur die soziale interaktion dieser menschen.


    und wenn letzteres darauf fusst, dass man aus dem Alten gelernt hat, das Neue menschlich zu gestalten, ist das ein bonus.


    um so besser, sozusagen.

  • Dass Kultur ein vielschichtiges Phänomen ist, was nicht klar gefasst werden kann, dürfte ja bereits klar sein. Besteht Kultur nur aus "kulturellen" Institutionen, wie Theater, Oper etc, oder gehören Inhalte und Prozesse nicht genauso dazu (Dimensionen der Kultur)? Ein weiterer Aspekt der Kultur, wenn man sie aus einer funktionalistischen Sichtweise sieht wäre ja dann der, dass Kultur für den Menschen diverse Funktionen ausübt. In einer sich verändernden Gesellschaft verändern sich auch die Funktionen, die Kultur bereitstellen muss. Und je nachdem, wie sich nun die Funktionen dieser Kultur verändert, verändert sich auch ihre Form, sie passt sich also an das an, was sie den Menschen gibt. Von daher wäre es also eignetlich relativ irrelevant, ob jemand in 60 Jahren noch Schiller kennt, soland die Funktionen erfüllt werden. Auf der anderen Seite haben sich ja gerade verschiedene Inhalte gerade im philosophischen Bereich als ziemlich resistent gegen das Vergessen erwiesen, man denke nur an die westliche Philosophie beginnend in der griechischen Antike, oder auch fernöstliche Philosophie, was ja quasi die Quintessenz der Kultur ist (meiner Meinung nach). Von daher würde ich sagen, dass bedeutende INHALTE nicht so schnell in Vergessenheit geraten, weil sie in einer Art kollektivem Gedächtnis eingebrannt werden. Institutionen und Praktiken verändern sich da bedeutend schneller. Die Frage ist ja dann auch wer bestimmt, was Kultur ist, und da kommt man dann schnell ins Thema Konstruktivismus... oh man...