Hallo an alle,
heute Morgen gab es, wie ihr sicher schon alle gehört und gesehen habt, wieder einen Amoklauf an einer deutschen Schule, nämlich in Winnenden.
16 Menschen fielen dieser Tat zum Opfer.
Die Nachrichten sind voll von Spezial-Sendungen, Reden und Stellungnahmen von Politikern und führenden Polizeibeamten. Nicht von Schülern. Nicht von Eltern. Nicht von Lehrern.
Es stellt sich wieder die bedrückende Frage, wie es zu solchen Taten kommen kann. Wieso niemand etwas gemerkt haben soll. Überall wird gesagt, dass sich Taten wie diese bereits im Vorfeld ankündigen und bereits vor einer Eskalation erkannt und behandelt werden müssen.
Was wird getan, um eine solche präventive Problembehandlung zu gewährleisten?
Meine eigene Schulzeit liegt kaum ein Jahr zurück und ich kann behaupten, dass sich eine solche Maßnahme unter den gegebenen Bedingungen als sehr schwierig erweist. Die Lehrer sind zumeist überlastet, da es zu wenige von ihnen gibt. Gesuche von Schülern nach Gesprächen werden häufig aus Zeitgründen abgelehnt. Da ist es einleuchtend, das Problemfälle in der Schülerschaft nicht frühzeitig erkannt werden.
Dem zurunde liegt ein überholtes und aufgrund dessen dysfunktionales Bildungssystem. Seit Jahren werden Stimmen laut, dass eine Reformierung des Schul- und Bildungssystems nahezu unumgänglich ist. Dies geht (gerade zu Zeiten der Wirtschaftskriese) nur schleppend voran.
Wir wissen alle, wie die nächsten zwei bis drei Wochen in punkto Amoklauf und Bildung verlaufen werden. Wir wissen alle, was gesagt werden wird, weil wir es bereits viele Male gehört haben. Wir wissen auch, was getan werden wird - nichts. Die Schule wird weiterhin ein nicht zu hundert Prozent sicherer Ort sein. Wer dies übertrieben findet, frage sich, mit welcher Begründung er einen Amoklauf an seiner Schule ausschließen kann. Die meisten werden zu dem Schluss kommen, dass es an jeder Schule passieren kann. Nun ist eine vollkommene "Sicherstellung" der Schulen auch nicht durchzuführen, dessen bin ich mir bewusst. Was aber sehr wohl durchzuführen ist, sind Maßnahmen zur besseren Betreuung der Schüler (Stichwort Prävention und Früherkennung).
Die Frustration und Demotivation der Schüler resultieren nicht zuletzt aus einem Ohnmachtsgefühl, dass durch solche Verläufe hervorgerufen und verstärkt werden kann. "Was kann ich schon machen?" "Das bringt doch eh nichts." "Das interessiert doch eh niemanden." Ich war Schulsprecherin an meiner Schule und habe Fragen wie diese nur allzu oft gehört. Doch was können wir tatsächlich tun? Wir können sprechen. Wir können schreien. Wir können trauern. Wir können unsere Meinung kundtun.
Dieser Beitrag soll Anregung zur Diskussion und zum Nachdenken sein. Er ist weder Anklage, noch Plädoyer, er ist Schilderung meiner Eindrücke. Nach jeder Gewalteskalation ist das Geschrei groß, alle werfen mit Lösungsvorschlägen und angedachten Maßnahmen um sich, die letztendlich nicht umgesetzt werden. Ich finde, es ist Zeit, dass sich etwas tut. Und der Anfang einer jeden Veränderung ist der Dialog.
Sprecht mit Mitschülern, Kommilitonen, Lehrern, Freunden, Verwandten.
Ich will nicht verschleiern, dass solche Ereignisse und vor allem die darauf folgende Tatenlosigkeit, mich in Unmut versetzen. Das hier soll kein Aufruf zur Revolte sein, aber sehr wohl ein Aufruf dazu, etwas zu tun und nicht alles stillschweigend hinzunehmen. Es gibt viele Orte, an denen wir unsere Meinung und unseren Unmut kundtun können und ich finde, es ist Zeit, das auch zu tun.